Ganz im Norden des Konstanzer Universitätscampus steht es – das neue „Forschungsgebäude ZT“. Die metallisch schimmernde Fassade hebt sich von den anderen Gebäuden in der näheren Umgebung deutlich ab. Seit wenigen Wochen arbeiten schon die ersten Forschenden in dem Neubau. Zu Beginn dieser Woche wurde der Neubau offiziell an die Hochschule übergeben.
Danyal Bayaz (Grüne), Finanzminister des Landes Baden-Württemberg, überreicht den schweren symbolischen Schlüssel, der die Form des Gebäudes hat, an Uni-Rektorin Katharina Holzinger. Zahlreiche Gäste, wie Oberbürgermeister Uli Burchardt und Bundestagsabgeordneter Andreas Jung, fanden sich für die Übergabe im höchsten Stockwerk des Forschungsgebäudes ein. Neben der Aussicht auf den See wurde die Veranstaltung auch musikalisch begleitet.

„Wie bekommen Vögel eigentlich ihre Choreographien am Himmel hin?“ Diese Frage stellte Bayaz in seiner Ansprache. Es ist eines der Dinge, die künftig vom Center for Visual Computing of Collectives (VCC) in diesem neuen Gebäude erforscht werden sollen – das Schwarm- und Kollektivverhalten von Tieren. „Ein Forschungsfeld, in dem die Universität Konstanz zur Weltspitze gehört, erhält ein neues Zuhause“, sagt Holzinger in ihrer Rede. Mehr als einmal fällt das Wort „Imageprojekt“ und unterstreicht damit die Bedeutung dieses Gebäudes.
Für jene Anwesenden, die mit der Forschung nicht so bewandert sind, erklärte Daniel Keim, einer der Forschenden, noch einmal genauer, was in dem modernen Bau bald untersucht werden soll. Mit der modernen Technik, die in dem Gebäude untergebracht werden soll, werden Daten über Tierschwärme gesammelt. Egal ob über Fische, Heuschrecken oder Vögel.

Die daraus gewonnen Erkenntnisse sind vielfältig und reichen von der Erkennung von Heuschreckenplagen bis zur Untersuchung von Epidemien, die vom Tier auf den Mensch übertragen werden können oder die Früherkennung von Tsunamis.
Präzise Daten mit Hollywood-Technologie
Das Herzstück des Gebäudes und damit auch der Forschung ist schon direkt am Eingang durch ein großes Fenster ersichtlich – der „Imaging Hangar“. Ein würfelförmiger Raum, der sich über zwei Stockwerke erstreckt, mit grünem Boden. Hier werden irgendwann Tierschwärme herumfliegen, die von den Forschenden analysiert werden können.

Jede kleinste Bewegung von jedem einzelnen Tier in einem Schwarm wird hier aufgezeichnet. Die Technik dazu nennt Motion Capturing, einer Technologie, die auch in Hollywood angewendet wird. „Dieser Imaging Hangar ist etwas Einmaliges. Damit erreichen wir ein völlig neues Niveau der Forschung, allein wegen der technischen Ausrüstung und diesem Gebäude“, erklärt Holzinger nach der Führung durch das Gebäude. Noch braucht der moderne Würfelraum aber einen letzten Schliff, damit bald die ersten Schwärme herumfliegen können.
Neben dem großen Hangar werden den Gästen bei der Führung durch das 3.200 Quadratmeter große Gebäude zahlreiche andere Räume gezeigt, in denen Tiere gehalten werden können. Einige bieten Platz für Fischtanks, an anderen hängen Schilder und warnen vor stechenden Hummeln. Damit die Tiere versorgt werden können, gibt es auch Räume, um Futter und andere Dinge zu Tierpflege unterzubringen. Auch hier fehlen an bestimmten Stellen die letzten Details, bis endlich richtig geforscht werden kann.
Keine Zusatzkosten trotz Pandemie
Baustart für das Haus war im April 2018. Eigentlich hätte das Gebäude schon im Dezember letzten Jahres fertig gestellt werden sollen, nun ist es April geworden. „Natürlich hat die Pandemie auch eine Rolle gespielt“, erklärt der leitende Baudirektor Thomas Steier.

Ein weiterer Faktor seien die besonderen Anforderungen an das Forschungsgebäude gewesen: „Was man nicht im Griff hat, ist die punktgenaue Inbetriebnahme eines solchen Forschungsgebäudes. Da spielen viele Dinge eine Rolle, die aufeinander abgestimmt sein müssen. Das kann man nur eingeschränkt planen, da muss auch viel ausprobiert werden“, sagt Steier. Am Ende muss alles auf die Forschenden angepasst sein.
Trotz der Corona-Pandemie hat der Bau das zuvor festgelegte Budget aber nicht überschritten. Die Gesamtbaukosten belaufen sich auf 27,78 Millionen Euro. Davon beteiligt sich der Bund im Rahmen der Förderung von überregionalen Forschungsgebäuden mit 13,5 Millionen Euro. Die restliche Finanzierung entfalle damit auf die Uni Konstanz mit 6,8 Millionen und das Land Baden-Württemberg mit 7,5 Millionen Euro. Wie Bayaz bei seiner Rede erklärte, sei dies aber „eine erfolgreiche Investition in die Zukunft.“