Es sind Bilder voller Bewegung und Kraft, aber auch Darstellungen von Anmut und Zartheit. Cowboys, die sich Lassos schwingend auf ihren Pferden behaupten. Ein Tänzer, der in voller Körperspannung nach dem Himmel zu greifen scheint. Momente, die nur den Bruchteil einer Sekunde umfassen und in denen doch die Zeit still steht.
Das ist ein Teil dessen, was die Fotografien von Dieter Blum ausmacht. Die Werke eines der bedeutendsten Fotografen der Zeit zwischen den 1960er-Jahren und heute sind nun auch in Konstanz in der Leica Galerie zu sehen. Da Galerien zum Einzelhandel zählen, ist diese auch während des Lockdowns geöffnet. Die Abstandsregeln müssen beim Besuch eingehalten werden.
Dass Dieter Blum in den 70er- und 80er-Jahren mit seiner Kamera ein wesentlicher Chronist der Ereignisse werden würde, war ihm nicht in die Wiege gelegt. Als Sohn einer Händlerfamilie kam er 1936 in Esslingen am Neckar auf die Welt, machte zunächst eine Lehre als Modeverkäufer und startete dann 1964 als Bildjournalist in die Selbstständigkeit.
Die große Zeit der Illustrierten – allen voran der „Stern“ – markiert auch seine erste bedeutende Schaffensphase. Er nimmt sein Publikum mit an damals noch sehr fremd, sehr fern wirkende Orte. Afrika, Sowjetunion, Japan stellt er in meisterhaften Fotos vor, von denen jedes einzelne eine eigene Geschichte erzählt.
Trotzdem kennen auch die meisten an Fotografie interessierten Menschen Dieter Blum nicht durch eines seiner mehr als 70 Fotobücher. Für sie ist er der zumeist sogar namenlose Mann mit den Cowboy-Fotos.

Sie entstanden von 1992 bis 2004 im Auftrag des Tabakkonzerns Philip Morris und prägten für eine ganze Generation das Bild vom Marlboro-Mann.

Als nur einer von zwei europäischen Fotografen wirkte Blum daran mit, die ur-amerikanische Idee vom Wilden Westen in Motive zu rahmen. Auch von diesen wahrhaft ikonischen Arbeiten sind einige in der Konstanzer Ausstellung zu sehen.

Was Dieter Blum selbst besonders wichtig ist, das ist seine Auseinandersetzung mit dem Tanz. Für ihn und sein Publikum sind es diejenigen Motive, aus denen besonders viel Energie spricht. Durchtrainierte Körper üben hier die Kontrolle über jede ihrer Fasern aus.

In Dieter Blums Esslinger Fotostudio entstehen daraus bis ins letzte Detail durchkomponierte Bilder, die nicht nur fotografisches Können, sondern auch enormes Wissen um den Menschen und seine Ausdrucksformen verraten.
Vom Marlboro-Cowboy bis zu Vladimir Malakhow, dem damaligen ersten Solotänzer des Berliner Staatsballetts, vom konstruierten Wildwest-Image bis zum intimen Moment, in dem für Primaballerina Marcia Haydée am Stuttgarter Ballett der letzte Vorhang fällt.

Die Bandbreite im Schaffen von Dieter Blum ist enorm und die Konstanzer Ausstellung gibt davon auch nur einen ersten Eindruck. Gerade in der Konzentration spannt sie aber einen Bogen über ein Lebenswerk, das technisch und ästhetisch gleichermaßen beeindruckend ist.