„Wir sind nicht viele, aber wir sind laut!“ Dieser Ruf zum Beginn der Boykott-Aktion von drei Studenten zum ersten Spiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball Weltmeisterschaft in Katar beschreibt das Bild treffend. Mehr als ein Dutzend Teilnehmer haben sich, pünktlich zum Anpfiff der Partie gegen Japan, im Konstanzer Herosé-Park versammelt.

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Eigentlich sind Bastian Pantle, Jakob Flaig und Julian Schlecht echte Fans. Für eine Weltmeisterschaft gehört für sie der Sommer, das Gemeinschaftsgefühl und Public Viewing dazu. Und auch, dass die Spiele in Stadien stattfinden, für die keine Menschen sterben mussten, erklärt Pantle vor Beginn der Kundgebung im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Boykott in die Öffentlichkeit tragen

An der diesjährigen Weltmeisterschaft in Katar wollen sie als Fans nicht teilhaben. Ihr Fernsehen blieb bei allen bisherigen Spielen ausgeschaltet, erklären sie. Als Alternative zum Spiel kam deshalb die Idee auf, eine Demonstration zu organisieren. „Man muss ja fast, es ist uns einfach wichtig“, sagt Schlecht über ihre Motivation.

Die meisten Teilnehmer, die sich am Mittwochnachmittag um die mitgebrachten Protestschilder versammeln, sind Freunde der drei Initiatoren. Andere haben über soziale Medien, Aushänge in der Universität oder den SÜDKURIER von der Aktion erfahren.

Mit diesen Schildern wollen die Demonstranten auf ihr Anliegen aufmerksam machen.
Mit diesen Schildern wollen die Demonstranten auf ihr Anliegen aufmerksam machen. | Bild: Simon Wöhrle

Die drei Organisatoren sprechen über die vielen Probleme, die sie bei der Vergabe und Ausrichtung des Turniers in Katar sehen. Über ein Megafon spricht Pantle zu Beginn die seines Erachtens nach fehlende Fußballkultur im Gastgeberland an.

Bei den Passanten im Herosé-Park sorgt die kleine Ansammlung für Aufsehen. Ein Mann zieht sein Handy und filmt einen kurzen Ausschnitt, andere Anwesende bleiben kurz stehen und lauschen den Worten der Demonstranten, als diese an ihnen vorbeiziehen.

Start im Herosé-Park Video: Simon Wöhrle

„Fußball ist nur noch ein Produkt“, fährt Pantle fort. Im Schnelldurchlauf zählt er die Punkte auf, die gegen der Vergabe des Turniers nach Katar gesprochen hätten. Allen voran die Menschenrechtslage. Aber auch aktuelle Themen, wie das Verbot der ‚One-Love‘-Armbinde und nicht zuletzt sei die Vergabe an Katar aus klimapolitischer Sicht eine Katastrophe.

„Und wir sollen hier ein Fest feiern?“, fragt Pantle abschließend. Dafür gibt es von den Anwesenden Applaus. Zum Anpfiff der zweiten Halbzeit setzen sich die inzwischen knapp 20 Teilnehmer der Demonstration dann vom Herosé-Park in Richtung Altstadt in Bewegung. Unter lauten Rufen mit klaren Botschaften an die FIFA laufen sie bis an das Schnetztor.

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Auch wenn der Demo-Zug an diesem Tag überschaubar war, wollen die Organisatoren weitermachen: Noch während der Kundgebung diskutieren sie eine mögliche Wiederholung der Aktion am Sonntag, wenn Deutschland am Abend auf Spanien trifft. Vielleicht werden dann mehr Menschen lieber marschieren, als vor dem Fernseher zu sitzen.