Das Flutkatastrophengebiet an der Ahr forderte bisher 130 Tote, 149 Vermisste und 766 Verletzte (Stand: 27. Juli). Viele Hilfsorganisationen und Einsatzkräfte sind in Ahrweiler vor Ort und helfen bei den Aufräumarbeiten. So auch das Technische Hilfswerk (THW) des Ortsverbands Konstanz.
Der vierzehnköpfige Trupp des THW Konstanz ist im Logistik-Stützpunkt im Einsatz, wie Julian Bayer, stellvertretender Ortsbeauftragter des THW Konstanz, berichtet. Dieser Stützpunkt sei unter anderem zuständig für die Verpflegung. Julian Bayer erklärt: „Wir sorgen dafür, dass Einsatzkräfte und Bevölkerung drei Mal am Tag eine Mahlzeit bekommen“.

Was sonst selbstverständlich schien, gestaltet sich aufgrund der Hochwasser-Katastrophe nämlich sehr schwierig. „Um halb fünf steht der Erste auf und holt Brötchen. Zur nächsten Bäckerei muss man schon mal eine halbe Stunde fahren, denn in den meisten Betrieben ist das Backen gar nicht mehr möglich. Alles wurde weggespült oder ist verstaubt“, erklärt Bayer.
Teilweise würden die Einsatztage bis 23 Uhr andauern. „Dann machen wir Mittag- und Abendessen. Ein Teil des Teams ist den ganzen Tag am Kochen für alle, die im Zelt essen – die anderen fahren Essen aus“, so Bayer.
Von unkoordinierten Hilfsversuchen wird abgeraten
Viele Zivilisten hätten, laut Julian Bayer, ihre Schaufeln ausgepackt, um mitzuhelfen. Generell würde er aber zu Vorsicht raten: „Am besten sollte man nur da helfen, wo es sicher ist“. Denn bei unkoordinierten Hilfsversuchen könne es schwierig werden. „Ganze Dörfer müssen teilweise abgerissen werden. Da begibt man sich in große Gefahr. Rettungskräfte müssen dann ausrücken, um die Leute zu holen. Dabei bräuchten wir sie hier“, erklärt Bayer.

Sowohl für Bürger als auch für Einsatzkräfte bringe die Situation viele Herausforderungen mit sich. „Vor allem für die Helfer im Schadensgebiet ist die psychische Belastung auf jeden Fall stark“, so Bayer. „Das kann man sich nicht vorstellen, was hier los ist. Es fliegen Hubschrauber rum, um Orte zu versorgen, weil sie komplett weggespült wurden. Ganze Straßen – einfach weg“, schildert Bayer. „Das lässt niemanden unberührt“, sagt er.
Aber es gäbe eine Notfallseelsorge, bei der Einsatzkräfte rund um die Uhr anrufen können. Zudem würden die Kammeraden auch aufeinander achten. Die Bevölkerung müsse natürlich auch irgendwie mit der Katastrophe umgehen, erzählt Bayer. „Viele suchen daher das Gespräch zu den Einsatzkräften“.
Zwar sei der Katastrophenschutz für solche Fälle vorbereitet – aber auch nur in einem gewissen Rahmen, betont Bayer. „Das ist eine ganz neue Situation. Aber wir leben mit der Lage. Wir improvisieren, kombinieren und gehen Hand in Hand mit Feuerwehr und anderen Einsatzkräften, um die Lage zu bewältigen“, sagt der stellvertretende Ortsbeauftragte des THW Konstanz.
Seit vergangener Woche sind die Helfer im Einsatz in Ahrweiler. Geplant ist, dass die Truppe am Freitag wieder zurück nach Konstanz kommt.