Ein kleiner Schritt Richtung Normalität, eine große Bewährungsprobe für die Gesellschaft: Die Stadt Konstanz hat den Betreibern der Bistros, Imbisse und Kioske in den Strandbädern ab sofort die Erlaubnis erteilt, unter Einhaltung der strengen Regeln zu öffnen.

„Es ist sehr erfreulich, dass die Gastronomie diese Chance erhält“, sagt Robert Grammelspacher, Geschäftsführer der Bädergesellschaft. „Die Umsätze sind bitter notwendig. Nicht nur für die Gastronomen. Da hängt ja eine ganze Kette mit Folgeaufträgen hintendran.“

Oliver Krüger betreibt mit seiner Frau Samran das Bistro im Strandbad Litzelstetten. Die Terrasse ist leer, Stühle, Bänke und Tische sind gut verstaut im Abstellraum – damit niemand auf die Idee kommt, hier Platz zu nehmen.
Liegewiesen und Toiletten stehen zur Verfügung
„Die Terrasse als Sitzgelegenheit ist tabu“, erklärt der 53-Jährige. „Ebenso die Spielplätze. Doch die Liegewiesen und Toiletten dürfen genutzt werden.“ Es gelten die üblichen Regeln, die vom Land ausgegeben wurden: „Der Aufenthalt im öffentlichen Raum ist nur alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Haushalts gestattet.“

Zwischen Menschengruppen muss ein Mindestabstand von 1,50 Metern eingehalten werden, wer sich in der Schlange einreiht, muss ebenfalls darauf achten. Streifen am Boden verhindern Missverständnisse. Getränke und Speisen werden nur zum Mitnehmen verkauft.
Die Betreiber der Bistros wurden gebeten, die Gäste explizit auf die Verordnungen hinzuweisen. „Beim ersten Verstoß droht uns eine Strafe von bis zu 2500 Euro“, erklärt Oliver Krüger und schickt eine klare Botschaft hinterher: „Wir hoffen sehr, dass die Menschen vernünftig sind und sich daran halten. Das kommt doch uns allen zugute.“
Gäste freuen sich über das neue Angebot
Als an diesem sonnigen Vormittag erste Gäste in Strandbad kommen und den Wirt erblicken, ist die Freude groß. „Ich finde das richtig gut, dass wir hier wieder Essen und Getränke kaufen und die dann an unserem Platz verzehren können“, sagt Peter Haag.

Zusammen mit seiner Frau Angela genießt er schon seit mehreren Wochen regelmäßig Frühling und Sonne am Strand – und nun auch wieder das etwas verkleinerte Angebot des Kiosks. „Wir sollten das auch annehmen und uns unbedingt an die Vorgaben halten. Damit unterstützen wir die Betreiber und letztlich auch uns.“

Robert Grammelspacher appelliert ebenfalls an die Mitmenschen. Er verdeutlicht seine Ansichten mit einem Zitat von Immanuel Kant: „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.“

Grammelspacher kritisiert ein neues Freizeitverständnis, das er zuletzt beobachtet hatte: „Bei manchen ist das wirklich seltsam. In den Strandbädern sind Hunde und Fahrrad fahren verboten und doch wird oft dagegen verstoßen. Sogar Reiter haben wir hier schon gesehen. Hoffen wir, dass sich die Gäste anständig benehmen.“

Auch in Dingelsdorf arbeiten Betreiberin Natascha Kappler-Burghardt mit ihrem Vater Karl-Heinz Burghardt, dem früheren Betreiber der Bleiche, seit Tagen an der Wiedereröffnung des Strandbadbistros. „Wir freuen uns, wenn es wieder losgeht“, sagt Natascha Kappler-Burghardt.

Klebestreifen weisen den Weg
„Toll, dass die Behörden uns wieder arbeiten lassen. Jetzt liegt es an uns allen, dass das erfolgreich wird.“ Auch hier auf der leeren Terrasse weisen auf dem Boden rot-weiße Klebestreifen den richtigen Weg. „Eigentlich dürfte das ganz einfach und verständlich sein“, denkt Karl-Heinz Burghardt.

Auch im Hörnle wird wieder verkauft
Im Strandbad Hörnle steht Tino Schumann im Kiosk und bedient die ersten Gäste der Saison. „Die Leute machen das echt toll und sind sehr diszipliniert“, freut er sich.

Der 45-Jährige begegnet seinen Gästen mit Respekt und einer ansteckenden Freundlichkeit. „Wir sind gesund und es geht uns einigermaßen gut“, sagt er einem Mann, der die Öffnung des Kiosk sehr begrüßt. „Das ist ein kleiner Schritt zurück zur Normalität. Hoffen wir, dass alles wieder so wird wie früher.“

Als Betreiber des Hörnle-Restaurants und das Gasthofs Adler in Allmannsdorf hat es ihn und seine Frau besonders hart getroffen – zumal der Adler erst neu öffnete und die Familie dort hohe Investitionen tätigte.

„Wir möchten nicht jammern. Es gibt ja keinen Schuldigen“, sagt Tino Schumann trotzdem. „Wir müssen nur irgendwo durch das Jahr kommen und dann auf 2021 hoffen. Im Moment ist es nur schön, dass wir den Kiosk öffnen und wieder ein wenig leben dürfen.“ Das Restaurant mit großer Terrasse zum See hingegen muss nach wie vor geschlossen bleiben.

Auch der Kiosk im Strandbad Wallhausen wird ab Samstag, 25. April öffnen und Getränke sowie kleine Speisen zum Mitnehmen anbieten. Nach Aussage eines Mitarbeiters zunächst nur am Wochenende. Je nach Nachfrage womöglich auch unter der Woche.