Eigentlich könnte die Bürgergemeinschaft Allmannsdorf-Egg feiern. Sie und Anwohner haben das Amt Vermögen und Bau Baden-Württemberg dazu bewegt, beim Errichten einer Garage in Konstanz-Egg Rücksicht auf eine riesige Birke zu nehmen. Der Baum hätte gefällt werden dürfen. Doch er wurde erhalten.
Er steht am Rande des Baufelds. Sven Martin, Vorsitzender der Bürgergemeinschaft, sorgt sich dennoch weiter um den Bestand der Pflanze, denn diese soll jetzt beschnitten werden. Auch sieht er mit Skepsis, dass Wurzeln gekappt wurden.
Lademöglichkeiten für Hybridauto sollen entstehen
Baum gegen Auto. Wie einfach wäre diese Rechnung. Doch in Egg ist es komplizierter. Dort baut das Amt Vermögen und Bau neben einem bestehenden Parkplatz eine Holzgarage für Dienstfahrzeuge, die künftig hybrid unterwegs sein sollen, also teilweise mit Strom und teilweise mit konventionellem Treibstoff, wie Lana Mancini vom Hochbaumt der Landesbehörde auf Anfragen mitteilt. Mit dem überdachten Abstellplatz sollen auch Lademöglichkeiten entstehen.
Doch warum braucht es überhaupt eine geschlossene Garage, direkt neben bestehenden Parkplätzen? Mancini schreibt: Es handle sich bei den neuen Autos um Leasingfahrzeuge. Wegen eventuellen Ersatzzahlungen für Schäden bei der jährlichen Rückgabe sei ein „besonders hoher Anspruch an die pflegliche Behandlung zu stellen. Dies schließt im Hinblick auf das Diebstahls- und Schadensrisiko eine Parkierung in abgeschlossener und vor Witterungseinflüssen geschützter Umgebung ein“.
Sie weist darauf hin, dass das Landesamt einiges getan habe, um die Birke zu erhalten. Die Fundamente etwa seien umgeplant worden. „Vor Baubeginn wurde mit Handarbeit nach den Wurzeln gesucht, die möglicherweise in den Bereich der Gründung hineinragen könnten.“ Ein externer Sachverständiger habe die Sache ebenfalls begutachtet.
Aber warum muss der Baum beschnitten werden? Sven Martin fürchtet, dass dies das Todesurteil des Baumes sein könnte. „Es ist die Zeit, in der wir um jeden einzelnen Baum kämpfen müssen“, sagt er. Martin habe das Mikroklima im Blick, aber auch die Lebensqualität der Menschen der Stadt.
Abgestorbene Äste könnten zur Gefahr werden
Nach Auskunft des Amts Vermögen und Bau gehe es darum, mit Schnitten das Gleichgewicht am Baum wieder herzustellen. Das Amt stellt fest: Beim Bau wurden Wurzeln des Baums gekürzt. Nun gelte es, durch einen leichten Rückschnitt das „Gleichgewicht zwischen Verdunstungsfläche und Feinwurzelbereich“ wieder herzustellen.
Mancini schreibt: Werde der Baum nicht beschnitten, werde er sich von Ästen trennen, um so selbst wieder das Gleichgewicht herzustellen. „Der Nachteil dabei wäre dann, dass diese abgestorbenen Äste eine Gefährdung darstellen können.“ Sie geht davon aus: Der Fortbestand des Baums werde durch den Rückschnitt nicht beeinflusst.