Ein illegaler Banktransfer beschäftigt den Stadtseniorenrat und die Polizei im Konstanzer Paradies. Unbekannte Diebe haben am Donnerstagnachmittag, 1. Juni, in der Maria-Ellenrieder-Straße 5 eine der quietschgrün und himmelblau gestrichenen mobilen Bänke entwendet – und zwar unter Anwendung von mechanischer Gewalt, denn das mobile Möbelstück war mit einem Stahlseil gesichert.
Der Seniorenrat, Vertreter der älteren potenziellen Banknutzer, erstattete Anzeige wegen Diebstahls. „Wir freuen uns, wenn die Bank Gefallen findet“, sagte Harry Fuchs, stellvertretender Vorsitzender im zehnköpfigen Gremium, „aber es ist unsere Bank, und wir wollen wissen, wo sie steht.“

In der Nachbarschaft angekettet
Sein Ruf wurde schon einen Tag später erhört. Dass Sitzmöbel für jedermann, das ein Rad und Griffe wie eine Schubkarre hat, war von den Bankdieben eine Ecke weiter in der Mosbruggerstraße 11 abgestellt und mit einer Kette mit Zahlenschloss an eine Dachrinne angekettet worden. Die herbeigerufenen Schlossknacker von der Polizei befreiten die Bank laut Sprecherin Katrin Rosenthal jedoch und stellten sie wieder zurück.
Finanziert aus dem Konstanzer Bürgerbudget, hatte der Stadtseniorenrat vier solcher mobiler Bänke angeschafft. Sie werden in Zusammenarbeit mit Paten tagsüber vor deren Häusern aufgestellt. Aber keine Angst: Die Mafia hat hier ihre Finger nicht im Spiel. Vielmehr handelt es sich um ehrenamtliche Bankangestellte.
Sie müssen dafür Sorge tragen, dass die Sitzgelegenheiten nur tagsüber draußen stehen und nicht den Gehweg einengen. Soll ja niemand von einer Bank zu Fall gebracht werden! Mindestens 1,50 Meter Platz müssen bleiben und die Bank direkt an der Hauswand aufgestellt werden.
Werbung fürs Zufußgehen
Mit der Aktion möchte der Stadtseniorenrat für das Zufußgehen werben. „Wer geht, will sich auch ausruhen“, meint Rüdiger Salomon, er ist sozusagen der Bankdirektor beim Stadtseniorenrat. Die Bänke böten aber auch ein Plätzchen für ein Schwätzchen. Verliehen werden sie immer nur für einen begrenzten Zeitraum von einigen Wochen, bevor sie umziehen müssen. Der Stadtseniorenrat kümmert sich jeweils um die Genehmigung durch die Stadtverwaltung.
Weitere mobile Bänke stehen am Obermarkt und normalerweise in der Tägermoosstraße, wo der Pate wegen Urlaubs allerdings gerade einen Bankeinzug vorgenommen hat. Das Quartiersmanagement in Allmannsdorf hat sich ebenfalls beworben. Diese Bank wird laut Harry Fuchs voraussichtlich nächste Woche ausgeliefert. Bankgebühren fallen beim Verleih nicht an, und der Stadtseniorenrat übernimmt auch den legalen Transfer, wenn die Zeit abgelaufen ist.
Polizei sucht die Bankräuber
Die vier Bänke haben laut Harry Fuchs 3221 Euro gekostet. „Bei der Vorstellung in Stadelhofen am Tag der Städtebauförderung am 20. Mai hat die Bank für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Wo immer wir damit aufgetaucht sind, war die Zustimmung groß.“
Auf Aufmerksamkeit der Bevölkerung hofft nun auch die Polizei, wie Katrin Rosenthal sagt. Sie will die Ermittlungen nicht auf die lange Bank schieben. „Wir suchen Zeugen, die etwas beobachtet haben.“ Unter Telefon 07531 9952222 wartet das Polizeirevier Konstanz auf Anrufe.