Konstanzer Vereine machen mobil: Mehrere Sportvereine sowie der Stadtsportverband mit seinen rund 30.000 Mitgliedern im Rücken bauen beispiellosen Druck auf, um die Sport-Zuschüsse der Stadt zu retten.
21 Prozent weniger Geld
Die Pläne sehen vor, von den bisher 1,4 Millionen Euro rund 300.000 Euro (über 21 Prozent) zu streichen, unter anderem bei der Jugendförderung. Darin noch nicht enthalten ist die ebenfalls drohende Schließung des Hallenbads am Seerhein (weitere 500.000 Euro). Wenn die Politiker nun am Mittwoch, 16. November, in die Beratungen einsteigen, sollen sie von demonstrierenden Kindern, Jugendlichen, Eltern und weiteren Sportlern begrüßt werden.
Der Schwimm-Klub Sparta Konstanz und die HSG (Handball) gehören zu den mitgliederstarken Vereinen, die ihre Stimme erheben. Die HSG ruft Mitglieder insbesondere mit ihren Kindern zur Kundgebung auf. Sie soll den Druck auf die Stadträte erhöhen, die sich bereits ab 15.30 Uhr zu den Beratungen von Bildungsausschuss (16 Uhr) und Sportausschuss (ab 18.30 Uhr) in Hedicke‘s Terracotta, dem Corona-Ausweichquartier des Gemeinderats in der Luisenstraße, treffen.
Angst vor dem Aus
HSG-Präsidentin Franziska Schmidlin schreibt dazu: „Über 30.000 Konstanzer sind Mitglied in einem Sportverein. Fast jede Familie ist betroffen. Wehrt euch gegen die Kürzung der Sportförderung. Sie ist unverhältnismäßig! Bekennt Euch zu Eurem Verein!“
Der Schwimm-Klub Sparta schrieb seinen Mitgliedern, dass der Sparkurs der Stadt die Vereine zusätzlich zur Inflation und den hohen Energiekosten belastet und „bis zur Einstellung des Vereinsbetriebs“ führen könnte. Der Appell an die Politiker lautet: „Von Ihrer Entscheidung (...) hängt unter anderem das Wohl für den Zusammenhalt, der Integration in der Stadt und der Fortbestand der 100 Sportvereine in Konstanz ab.“
Auch der Stadtsportverband wird deutlich: „Wir gehen davon aus, dass durch die ausbleibenden Unterstützungen viele Sportvereine aufhören zu existieren. Denn auch eine Unterstützung für die höheren Energiekosten durch die Stadt bleibt gänzlich aus. 20 Prozent der Kulturförderung wären übrigens vier Millionen Euro.“
Demo statt Training
Wie groß die angestaute Wut ist, zeigt ein weiteres Schreiben, das die HSG wenige Tage vor dem Beginn der politischen Beratungen verschickt hat. Der Verein teilt darin den Mitgliedern mit, dass alle Trainingseinheiten am Mittwoch entfallen und die Teilnehmer stattdessen zur Hedicke‘s Terracotta kommen sollen.
Wörtlich heißt es im Aufruf: „Damit wir von allen gesehen werden, halten wir es deshalb für wichtig, dass wir uns schon um 16 Uhr treffen. Der Sportausschuss wird über die Kürzungen beraten.“
Weiter erklärt die HSG in dem Schreiben, warum das Thema jetzt brennend aktuell sei: „Die Abstimmung in diesem Ausschuss ist richtungsweisend für die weiteren Abstimmungen. Wir erwarten, dass möglichst viele Mitglieder und Anhänger erscheinen. Wir müssen jetzt ein Zeichen setzen und Farbe bekennen, sonst ist es zu spät.“ Und dann, mit Verweis auf die Vereinsfarben: „Kommt in Gelb und Blau (...) Die Vielzahl der betroffenen Personen, Jugendlichen, Kinder und Familien soll den Gemeinderat aufrütteln.“