Die Schänzlehalle soll ein Geschwisterchen bekommen. Das Problem: Der Kleine ist in Sachen Klimabilanz nicht ganz stubenrein, sondern liegt rund 30 Prozent unter dem Standard der aktuellen Energieeinsparungsverordnung (EnEV). Um dieser gerecht zu werden, müsste der Anbau besser gedämmt werden als geplant, es müssten Solar- und Geothermie genutzt sowie eine Lüftungsanlage für den Neubau mit der Möglichkeit einer Wärmerückgewinnung gebaut werden.
Satter Aufpreis für Energieeinsparung
Man ahnt, warum das nicht in der Planung berücksichtigt wurde: Die Kosten für den Anbau würden um 15 bis 20 Prozent steigen. Das Gebäudemanagement der Stadtverwaltung geht bei der jetzt dem zuständigen Ausschuss des Gemeinderats vorgelegten Planung von 4,75 Millionen Euro aus, bei Zugrundelegung der EnEV-Vorgabe käme rund eine weitere Million hinzu.
Viel Geld also, aber in einer Stadt im Klimanotstand kam der Widerspruch gegen den Sparkurs nicht wirklich überraschend. Vorgetragen wurde er von Nina Röckelein von der Freien Grünen Liste (FGL), die den Klimaschutz angesichts der in Konstanz flott angepeilten CO2-Neutralität prinzipiell bei jedem neuen Projekt mit eingepreist wissen will. „Wenn wir uns das nicht leisten können“, so die FGL-Stadträtin, „dann geht‘s eben nicht.“

Gleichwohl hinterließ Nina Röckelein nicht den Eindruck, dass sie die Argumente der Planer nicht doch nachvollziehen kann. Laut Thomas Stegmann vom Gebäudemanagement gehe es nicht darum, die Beschlüsse des Gemeinderats zu torpedieren, aus seiner Sicht liegt das Problem eher beim Umgang mit der alten Bausubstanz.
Das Problem ist das Hauptgebäude
Um dabei im Bild zu bleiben: Genau genommen macht nicht das Geschwisterchen Probleme, sondern die große Hallenschwester. Die Erweiterung soll an den bestehenden Bau angedockt werden und damit auch an deren technische Ausstattung, wie etwa die Versorgung über Gas als Energieträger. Die Mehrkosten würden also zu einem beträchtlichen Teil nicht durch den Neubau, sondern durch eine entsprechende Ertüchtigung im Hauptgebäude verursacht. Wirtschaftlich ist das nach Einschätzung von Thomas Stegmann nicht.
Idee eines Bürgersolardachs
Immerhin, es besteht die Chance einer Lösung. Jürgen Ruff (SPD) machte den Vorschlag, die gesamte Dachfläche der erweiterten Schänzle-Sporthalle für die Fotovoltaik zu nutzen – möglicherweise als Bürgersolardach. Das hielte auch Thomas Stegmann für sinnvoll, doch dieses Vorhaben hätte primär nichts mit der Hallenerweiterung zu tun, sondern wäre ein eigenes Projekt. Der Mann vom Gebäudemanagement will außerdem bis zur Vorlage der Planung im Gemeinderat die Möglichkeiten zur Optimierung der Energieeffizienz in der Haupthalle prüfen.

Unumstritten indes ist die Notwendigkeit des Anbaus für die soziale Struktur in der Stadt. SPD-Stadtrat Alfred Reichle sprach angesichts des Verlustes von Hallenkapazitäten wie etwa an der Zeppelinschule von einem akuten Handlungsbedarf. Genutzt werden soll die neue Halle unter anderem vom Turnverein und dem Judoclub. Umsonst ist der Sport für die Vereine dabei nicht, sie müssen Miete bezahlen.
Finanzierung mit einigen Variablen
Wer zahlt was? Als gesichert für die Finanzierung des Schänzlehallenanbaus gilt ein Zuschuss des Landes in Höhe von 420.000 Euro. Es besteht außerdem die Aussicht auf einen Zuschuss des Bundes von etwa 2,14 Millionen Euro, sodass der Eigenanteil der Stadt Konstanz bei etwa 2,2 Millionen Euro läge. Für den berechneten Aufschlag in Höhe von 15 bis 20 Prozent für die Einhaltung der aktuellen EnEV-Vorgaben ist laut Stadtverwaltung dagegen mit keinem Zuschuss zu rechnen. Die dadurch anfallenden Kosten in Höhe von rund einer Million Euro müsste die Stadt Konstanz also komplett aus der eigenen Kasse bezahlen.
Zweck und Zeitplan: Der Anbau sieht zwei Geschosse vor, wobei die Abmessungen dem Bestandsgebäude entsprechen und somit als Verlängerung erscheinen (siehe Grafiken). Die mit einer Höhe von 3,25 Metern geplante Halle im Erdgeschoss ist für Gymnastik vorgesehen, im Obergeschoss soll in einer Halle mit 8 Metern Höhe Schul- und Vereinssport betrieben werden. Hinzu kommen auf beiden Etagen Räume für Umkleiden, für Sanitäranlagen und Geräte. Sollte der Gemeinderat zustimmen, könnten die Bauarbeiten im dritten Quartal 2021 beginnen. Mit der Fertigstellung wäre Mitte 2023 zu rechnen.