„My body, my choice!“ [deutsch: „Mein Körper, meine Entscheidung!“] schallt es durch die Bodanstraße in Konstanz am Donnerstagabend, 28. September. Gegen 20.15 Uhr gerät der Verkehr in Richtung Lago vorübergehend ins Stocken. Etwa 120 Menschen ziehen an diesem Abend lautstark durch die Altstadt.
Mit Plakaten und Rufen demonstrieren sie dabei für mehr Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Einige Polizeistreifen begleiten den Protestzug, der nun über den Bodanplatz in Richtung Lago abbiegt. Wenige Passanten beobachten nach Ladenschluss die nächtliche Szenerie.
Die Demo ist Teil eines bundesweiten Aktionstages
Was sie da sehen, ist Teil einer Demonstration zum sogenannten Safe Abortion Day – ein bundesweiter Aktionstag zur Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen. Zu den Demos aufgerufen hatte das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung, eine Projektgruppe von über 30 verschiedenen Verbänden, Institutionen und Netzwerken.
„Keep your laws off my body“ [deutsch: „Haltet eure Gesetze von meinem Körper fern“] heißt es auf einem Schild, das eine Demonstrantin auf der Bodanstraße nach oben hält. Was ist damit gemeint? In Deutschland ist der Schwangerschaftsabbruch noch immer im Strafrecht verankert.
So besagt Paragraf 218 des Strafgesetzbuches unter anderem: „Wer eine Schwangerschaft abbricht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“ Nur in bestimmten Situationen – wie beispielsweise infolge einer Vergewaltigung – bleibt eine Abtreibung für alle Beteiligten straffrei.
Aktivisten fordern: „Keine Strafe für Selbstbestimmung!“
Genau das findet die Bewegung, die sich aus verschiedenen aktivistischen Gruppen zusammensetzt, falsch. Denn sie sind der Meinung, dass die Entscheidung über einen Schwangerschaftsabbruch allein die Schwangere treffen kann. Daher fordern sie: „Paragraf 218 muss endlich weg! Keine Strafe für Selbstbestimmung!“ In Konstanz startete der Demonstrationszug um 19 Uhr am Herosé-Park, zog durch die Altstadt und endete an der Marktstätte.
Tatsächlich könnten die Forderungen der Aktivisten bald umgesetzt werden. Denn eine Kommission der Bundesregierung berät seit März 2023 über die Abschaffung des Paragrafen 218. Dabei geht es unter anderem um Regulierungen für den Schwangerschaftsabbruch außerhalb des Strafgesetzbuches. Einen Abschlussbericht will die Kommission im März 2024 vorlegen, heißt es beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.