Die Stadtwerke sehen sich nach einer Veranstaltung über die Auswirkungen unterschiedlicher Tarifmaßnahmen in ihrem Grundsatz bestätigt, erklärt Geschäftsführer Norbert Reuter: "Wir werden den jeweiligen Fraktionen keine Tarifmaßnahmen wie den kostenlosen Samstag, die Halbierung der Einzelfahrpreise oder den kostenlosen Nahverkehr empfehlen."

Eine Agentur hat verschiedene Ideen geprüft

Diese Ideen wurden durch externe Berater ebenso untersucht wie die Einführung eines Kurzstrecken-Ticket. Nach der jüngsten Sitzung des Bus-Ausschusses ist klar: Dies scheint die einzige für die Stadtwerke vorstellbare Idee – aber frühestens ab Anfang 2019.

Das könnte Sie auch interessieren

Der Auftrag an das Beratungsunternehmen aus Dresden lautete: Welche Maßnahmen könnten in Konstanz mehr Menschen vom Auto zum Bus bewegen? Der städtische Verkehrsplaner Stephan Fischer merkte hierzu an, dass günstigere Preise "nicht Radfahrer und Fußgänger in den Bus bringen sollen, das wäre dann eine soziale Maßnahme". Sie sei zwar unter gewissen Voraussetzungen ebenfalls wichtig, entspreche aber nicht dem Ziel für Konstanz.

Der komplett kostenlose Nahverkehr, ursprünglich eine Idee der Bundesregierung, ist inzwischen deutschlandweit als unwirtschaftlich wieder beerdigt. Die Berater aus Dresden lenkten ihren Fokus deshalb auf die Prüfung eines kostenlosen Samstags-Tickets, wie Tübingen es derzeit testet; eine deutliche Preisreduzierung bis zur -halbierung der Einzeltickets, was zuletzt in Radolfzell für ein Plus an Fahrgästen gesorgt hat; und die Einführung von Kurzstrecken-Tickets, wie sie vielerorts seit Jahren existieren.

Das könnte Sie auch interessieren

Warum wird der kostenlose Samstag ausgeschlossen?

Unternehmensberater Ferry Quast sagte im Bus-Ausschuss: "Der kostenlose Samstag hätte nur eine geringe Wirkung." Der Blick auf Tübingen zeige: An Samstagen nutzen zwar etwa fünf Prozent mehr Menschen den Bus, das Angebot koste die Stadt jedoch jede Woche 5000 Euro. "Außerdem wird es für Inhaber von Ticket-Abos unattraktiver," erklärte Quast.

Und was ist mit einer Halbierung wie in Radolfzell?

Eine Halbierung der Einzelticketpreise habe dieselben Folgen. "Die Stadtwerke Konstanz würden sich selbst kannibalisieren", sagte der Unternehmensberater. Nach dem Vergleich von Konstanz mit sieben ähnlich großen Gemeinden werde deutlich: Die Menschen hier nutzen bereits überdurchschnittlich häufig den Bus.

"Die Ausgangslage ist damit eine ganz andere als zum Beispiel in Radolfzell," führte Quast an. Dort kosten Einzeltickets zwar nur noch einen statt wie zuvor 2,30 Euro, doch die Nutzung sei mit 25 Fahrgästen pro Einwohner im Jahr auch deutlich geringer. In Konstanz ist diese Kennziffer bis zu sechsmal höher.

Wie wollen die Stadtwerke das Kurzticket umsetzen?

Pläne hat sie offenbar schon länger vorbereitet. Busbetriebsleiter Ralph Stöhr stellte fünf Varianten vor: die Abrechnung nach Haltestellenabständen, nach Minuten in realer Fahrtzeit, nach Minuten laut Fahrplan, nach Linienstrecke und nach Luftlinie. Auch hier setzen die Stadtwerke die Leitplanken klar fest. Geschäftsführer Norbert Reuter bezeichnet den Luftlinien-Tarif mit einer Abrechnung per Handy-App im Nachgang zum Bus-Ausschuss als "eine sehr geeignete Möglichkeit".

Aus dem Publikum gab es Kritik, nicht alle älteren Kunden besitzen ein Smartphone. Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn sagte: "Ich kenne inzwischen selbst 80-Jährige, die ein Smartphone besitzen. Die Geräte mögen Segen und Fluch zugleich sein, aber wir sollten beim Ticketing auf eine Lösung der Zukunft und nicht der Vergangenheit setzen."

Gibt es bereits Überlegungen zum Kurzticket-Preis?

Für ein Luftlinien-Ticket mit App-Abrechnung stellte Ralph Stöhr einen Grundtarif von 1,20 Euro vor. Pro angefangenen 500 Metern Luftlinie kämen 25 Cent oben drauf, bis der derzeitige Tarif des Einzeltickets von 2,45 Euro nach zwei Kilometern erreicht wird. Laut Norbert Reuter würde eine solche Staffelung dazu führen, "dass kaum Ausgleichsbedarf hinsichtlich zu erwartender Mindereinnahmen besteht".

Wie könnte die Abrechnung alternativ aussehen?

Als weitere Möglichkeit neben der App-Abrechnung nannte Ralph Stöhr einen Tarif nach Haltestellen: Fahrgäste dürften dann ab dem Einstieg noch vier weitere Stationen fahren. Der Nachteil laut des Busbetriebsleiters: "Die maximale Reichweite unterscheidet sich je nach Strecke stark und könnte zu weiterem Ungerechtigkeitsempfinden führen." Ein Beispiel: Im Stadtzentrum kämen Busfahrende 1,2 Kilometer weit, von Dettingen bis ins Industriegebiet sind es mehr als acht Kilometer.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Stadtwerke wollen weiterhin an ihrer Tarifpolitik festhalten. Das heißt: Vor allem Kunden Rabatte zu gewähren, die den Bus regelmäßig nutzen, wie Geschäftsführer Norbert Reuter bestätigt. Konstanz verfüge beim Busverkehr über "eine Kombination aus überdurchschnittlichem Angebot und sehr günstigen Tarifen". Dies führe zu sehr vielen Fahrgästen, gemessen an der Zahl der Einwohner. Tatsächlich weist zumindest der Vergleich mit sieben Städten durch die beauftragte Agentur für Konstanz den mit teils großem Abstand höchsten Wert auf.

Alles andere als die Kurzstrecke werden die Stadtwerke der Politik deshalb nicht empfehlen. Laut Norbert Reuter werden dazu jetzt die technischen Möglichkeiten geprüft. Denkbar sei eine Einbindung in die bestehende "Mein Konstanz"-App der Stadtwerke. "Ob dies bereits zum 1.1.2019 möglich ist, wird in den kommenden Tagen mit den möglichen Anbietern abgeklärt", sagt Reuter.