Von Null auf Hundert in wenigen Minuten. So schnell haben sich wohl noch bei keiner langen Nacht der Wissenschaft die Veranstaltungsräume gefüllt. Viele Besucher haben bei der fünften Auflage einen klaren Zeitplan. Statt der langen Nacht zwischen 17 und 23 Uhr bevorzugen sie den kurzen Abstecher in die Welt der Experimente. Denn an dem lauen Sommerabend locken noch andere Termine, vor allem das WM-Gruppenspiel Deutschland gegen Schweden. Und so drängen sich vor allem in den ersten Stunden die Besucher im Bodenseeforum, einer der vier Veranstaltungsstätten. Die Stadt Konstanz, die Universität, die HTWG, die Pädagogische Hochschule Thurgau und die Insel Mainau legen sich an diesem Abend gemeinsam ins Zeug, um bei Groß und Klein spielerisch das Interesse an Forschung und Wissen zu wecken.

Je schneller der Antritt auf dem Heimtrainer, desto schneller bewegen sich die Autos auf der Rennbahn. Studierende der HTWG haben das ...
Je schneller der Antritt auf dem Heimtrainer, desto schneller bewegen sich die Autos auf der Rennbahn. Studierende der HTWG haben das Spiel mitsamt Programmierung entwickelt. | Bild: Claudia Rindt

Wegen des Fußballspiels sei die Zeit heute ein wenig knapp, sagt Bettina Müller, die mit ihrem neun Jahre alten Sohn Maximilian unterwegs ist. Die beiden wollen dieses Mal nur die Angebote im Bodenseeforum erkunden und auf einen Ortswechsel verzichten. Der Sohn freue sich vor allem auf das Mitmachangebot der Pädagogischen Hochschule. Beim Papierfalten wird er erleben, dass Mathematik mehr ist als Rechnen. Auch am Flugsimulator der HTWG herrscht Andrang. Wer ihn ausprobieren will, muss sich in eine Warteliste eintragen. Der zehnjährige Ben gehört zu denen, die es geschafft haben: Konzentriert steuert er die Maschine, vor sich das Bild der Bodensee-Landschaft, die er überfliegt. Schnell versteht er, wie die Steuerung funktioniert, zieht eine Ehrenrunde über das Wasser des Bodensees und kommt erst ins Wackeln, als er eine Landebahn am Flughafen Friedrichshafen ansteuern soll.

Blut leuchtet und Wasser wird zu Bier

Er lässt Blut leuchten und scheint Wasser in Cola und Bier verwandeln zu können. Andreas Korn-Müller, ein echter Doktor der Chemie, macht eine Show aus Experimenten, die zu den Publikumsmagneten bei der langen Nacht gehört. Der Wissenschaftler, der professionell ins Showgeschäft wechselte, tüftelt nach eigenen Angaben bis zu zwei Jahre an einem Programm, das in Ausschnitten bei der Wissensnacht zu sehen ist. "Ich liebe Schweinereien", ruft er dem Publikum entgegen, während er es krachen und stinken lässt. Er demonstriert nicht nur seltsame Verwandlungen, sondern erklärt kindgerecht, wie diese möglich sind.

Nora (Mitte) hat Spaß am Gummibärchen-Kran an der HTWG. Auch diesen haben Studierende entworfen. Absoluter Renner ist an der Hochschule ...
Nora (Mitte) hat Spaß am Gummibärchen-Kran an der HTWG. Auch diesen haben Studierende entworfen. Absoluter Renner ist an der Hochschule allerdings der Flugsimulator. Dort gab es extra eine Warteliste. | Bild: Claudia Rindt

Bei der Wissensnacht sind viele Familien mit Kindern und Schüler unterwegs, so wie Carl Kretzschmar, der sich vor allem für die Jugend-Forscht-Präsentationen des Ellenrieder-Gymnasiums interessiert. Er hat selbst schon an dem Wettbewerb teilgenommen, jetzt will er wissen, was die Kollegen erfunden haben. Schülerforscher Adrien Leforestier präsentiert eine Schuhsohle, die mit jedem Tritt Strom liefern soll. Das ausgedachte Prinzip funktioniert, ist aber noch nicht reif für den praktischen Einsatz und soll vom Ellenrieder-Team noch überarbeitet werden.

Schüler Adrien Leforestier präsentiert eine Strom erzeugende Schuhsohle.
Schüler Adrien Leforestier präsentiert eine Strom erzeugende Schuhsohle.

 

Laureen Stader versucht an der Universität, am Stand der Informatiker spielerisch nachzuvollziehen, wie ein Rechner arbeitet. Die begabte Schülerin kommt nicht nur in der Wissensnacht an die Hochschule. Sie besucht dort auch schon an zwei Tagen die Woche Vorlesungen in Psychologie und Biologie. Sie nutzt die Wissensnacht, um weitere Fachbereiche kennen zu lernen.

Nicht nur Mitmachangebote sind stark besucht, auch Vorträge wie etwa der von Albert Falke von Airbus Immenstaad. Er spricht über ein EU-Projekt zur Abwehr von Objekteinschlägen aus dem Weltall (Asteroiden). Diese können bei einer bestimmten Größe und einem bestimmten Eintrittswinkel in die Atmosphäre explodieren und so Schäden verursachen. 2013 gab es bei so einem Ereignis in Russland eine so mächtige Druckwelle, dass 1500 Menschen verletzt und 7000 Gebäude beschädigt wurden. Zu den noch nicht ganz ausgereiften Abwehrstrategien gehört es, Satelliten oder Sprengladungen an oder in das Objekt zu schießen, um es so von seiner Flugbahn abzulenken.

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