8000 Euro Prämie pro Pflegekraft, das städtische Klinikum München greift tief in die Tasche. Es kämpft gegen den Fachkräftemangel und hat den Betrag von anfangs 1000 Euro erst kürzlich kräftig aufgestockt. Das zeigt auf, in welcher Krise deutsche Krankenhäuser stecken. Beispiel Konstanz: Dort hat das Klinikum wegen Personalmangels 24 Betten geschlossen. Die Gründe sind vielfältig. Ein Blick über die Stadtgrenzen hinaus zeigt auf, wie eng es auch an anderen Häusern zugeht.

Ausweichmöglichkeit im Verbund

Das Konstanzer Klinikum bezahlt keine Prämien, streckt sich aber dennoch zur Decke, um den Personalbedarf bestmöglich zu decken. Der Erfolg kann die Verantwortlichen nicht zufrieden stellen. "Es sind 20 Betten in der Abteilung Innere Medizin und vier Intensivbetten im Klinikum Konstanz gesperrt", erklärt Andrea Jagode, Sprecherin des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz, zu dem das Klinikum gehört. Die Patienten würden in anderen Abteilungen untergebracht. Ist auch das nicht möglich, bezögen sie Betten in einem der anderen Häuser des Verbunds – in Radolfzell oder Singen etwa. Diese Ausweichmöglichkeiten sind nur durch den Verbund möglich.

Fachkräfte wandern in die Schweiz ab

Eine der Ursachen für die Personalnot: "Aus der Schweiz finden aggressive Abwerbungsversuche statt", erläutert die Pressesprecherin. Jenseits der Grenze winkt ein besseres Gehalt. Steigt eine Krankenpflegerin laut Tarif bei etwa 2400 Euro brutto (ohne Zulagen wie für Nachtarbeit) ein, winken in der Schweiz gerne 5000 Franken und mehr – allerdings bei einer höheren Wochenarbeitszeit, weniger Urlaub und weniger Feiertage. Dennoch ist das attraktiv. Marc Kohler, Geschäftsführer der Spitäler Thurgau, kann sich nicht beklagen: "Bei uns können wir die Stellen mit gut qualifizierten Personen besetzen und haben keine Engpässe." Damit der Pflegeberuf attraktiver wird, wünscht sich die Pflegedirektion des Gesundheitsverbunds eine definierte Personalquote, "die sich an den heutigen Erfordernissen orientiert und auch von der Politik zusätzlich finanziert wird."

Bei anderen Kliniken sieht es besser aus – aber nur etwas

Bettenschließungen, weil zu viele Mitarbeiter erkrankt sind, kann jedes Krankenhaus treffen. Wegen generellen Personalmangels musste das Krankenhaus Stockach noch keine Betten schließen. Aber: "Es geht zum Teil schon recht eng her", sagt Geschäftsführer Berthold Restle. Von 34 Stellen seien derzeit 2,6 unbesetzt, ab März nur noch 1,6. Stockach kann seinen Bedarf decken. Das Schwarzwald-Baar-Klinikum Villingen-Schwenningen hat ebenfalls keinen Mangel und "auf den regulären Stationen der verschiedenen Fachbereiche" sind laut Pressesprecherin Sandra Adams keine Betten geschlossen; das gleiche Bild zeigt sich am Friedrichshafener Krankenhaus nicht.

Es setzt stark auf Kräfte aus dem Ausland, erklärt Geschäftsführer Johannes Weindl, das deckt sich mit der Praxis im Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz. Auf Pflegekräfte spezialisierte Personalagenturen suchen zum Beispiel in Italien nach Mitarbeitern auch für das Konstanzer Klinkum, Werbeaktionen auf Jobmessen und in Schulen sollen ebenfalls helfen wie die Ausbildung von Nachwuchs und der Versuch, diesen zu halten. In der Hoffnung, dass sich die Situation ändert. Und Patienten bald die 24 derzeit geschlossenen Betten wieder beziehen können.


Wie das Klinikum Wohnraum für Pflegekräfte bereitstellt

Das Gehalt für Beschäftigte im Pflegebereich ist die eine Komponente. Eine andere Frage ist jene nach Wohnraum. Und der kann knapp und teuer sein wie in Konstanz. Um Bewerbern hier eine Perspektive geben zu können, kooperiert das Klinikum mit der Spitalstiftung und der Wobak, um Personalwohnungen anbieten zu können. Zudem soll das Angebot von unbefristeten Arbeitsverträgen, von Weiter- und Fortbildungs- und Lernprogrammen einen Einstieg attraktiver machen. Das Schwarzwald-Baar-Klinikum in Villingen-Schwenningen hat zudem einen Betriebskindergarten mit Öffnungszeiten von 5.45 bis 20.15 Uhr und ein Arbeitszeitmodell, so Pressesprecherin Sandra Adams, das die Bedürfnisse der Mitarbeiter berücksichtige.

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