Es ist das größte Erneuerungsprogramm für Dettingen seit der Eingemeindung über 40 Jahren: Mehr als fünf Millionen Euro von Stadt und Land sollen in die Neugestaltung der Ortsmitte fließen. Am Donnerstag hat der Gemeinderat das letzte Wort zum Thema Sanierungsgebiet. Den Antrag beim Land hat die Stadtverwaltung kurz vor Fristablauf bereits gestellt, und es ist nicht zu erwarten, dass die Politik das Vorhaben nach vielen positiven Stellungnahmen in den vergangenen Wochen noch blockiert. Aber was sind die Kernpunkte des Projekts?

  1. .Nur weil es um ein Sanierungsgebiet geht, ist die Dettinger Ortsmitte kein Sanierungsfall. Sanierungsgebiet – bei diesem Wort denken viele an zerstörte Umwelt oder vollkommen heruntergekommene Bauten. Sanierungsgebiet ist vielmehr der Begriff für ein wichtiges Instrument der Städtebauförderung in Baden-Württemberg. Dafür müssen zwar verbesserungswürdige Zustände herrschen, im Zentrum steht aber die Zukunftsfähigkeit eines Gebiets. Insofern bedeutet Sanierung auch nicht die Reparatur von Schäden, sondern den Ausbau von Infrastruktur und die Schaffung von lebenswerten Räumen.
  2. .Dettingen will sich auch schon für die nächsten Jahre fit machen. Für Ortsvorsteher Roger Tscheulin ist klar: Dettingen ist gewachsen und wird weiter wachsen, aber in der Ortsmitte ist davon noch nichts angekommen. Durch die Gebiete Schmidtenbühl und Brühläcker sowie weitere Vorhaben werde sich Dettingen verändern.
    Zugleich wird das alte Schulhaus nicht mehr benötigt, weil es im Ort nur noch eine Grundschule gibt. Daher, so Tscheulin, sei ein so gut abgestimmtes Projekt wie jetzt das Sanierungsgebiet optimal: "Das ist eine große Chance", warb er erfolgreich um politische Zustimmung.
  3. .Das meiste Geld fließt in Verkehrsprojekte. Den größten Batzen in dem von der Stadtverwaltung vorgeschlagenen Maßnahmenprogramm machen Vorhaben aus, die mit dem Verkehr zu tun haben. Dies sind eine Tiefgarage mit öffentlichen Stellplätzen, die zum Beispiel die Besucher des neuen Bürgerhauses brauchen (grob geschätzt 1,55 Millionen Euro). Was früher "Dorfentwicklung" hieß, wird heute als verkehrsberuhigter Bereich bezeichnet, er soll den Aufenthalt in der Dorfmitte attraktiver machen (geschätzt 1,45 Millionen Euro). Diese beiden Teile machen rund 60 Prozent des Gesamtvorhabens aus, das die Stadtverwaltung auf 5,3 Millionen Euro schätzt.
  4. .Das Bürgerhaus wird fast doppelt so teuer wie zunächst erwartet. Das neue Bürgerhaus mit Saal und einer verpachteten Gastronomie soll jetzt 1,7 Millionen Euro kosten, geplant waren 900 000 Euro. Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn sagt, erst jetzt sei das tatsächliche Raumprogramm festgelegt und das Haus tatsächlich geplant worden: Die Verwaltung habe das zusammen mit den Architekten "jetzt mal so richtig entwurflich angegangen." Vorwürfe einer falschen Kalkulation weist er zurück.
    Warum aber das Projekt nicht auf die politisch einst diskutierten Kosten reduziert wurde, bleibt offen: In den drei Sitzungen zu dem Thema (Ortschaftsrat, Haupt- und Finanzausschuss, Technischer und Umweltausschuss) wurde die neue und deutlich höhere Summe nie ernsthaft in Frage gestellt.
  5. .Wer privat bei der Sanierung mitmacht, kann auf einen Zuschuss hoffen. Wer im – noch nicht abschließend festgelegten – Bereich des Sanierungsgebiets eine private Immobilie hat, kann für bestimmte Verbesserungen einen Zuschuss beantragen. Er ist gedeckelt auf 20 Prozent der förderfähigen Kosten und kann maximal 20 000 Euro betragen. Die Kostenübersicht sieht dafür in der Summe 270 000 Euro vor, von denen 162 000 Euro das Land übernehmen soll.
  6. .Mit dem Programm bindet sich Konstanz auf Jahre hinaus. Zwar stehen die einzelnen Vorhaben wie Tiefgarage oder Bürgerhaus unter dem Vorbehalt, dass die Politik noch einmal zustimmt. Trotzdem geht die Stadtverwaltung beim Sanierungsgebiet von einer gewissen Verbindlichkeit aus. CDU-Stadtrat Wolfgang Müller-Fehrenbach hat bereits drauf hingewiesen, dass auch in städtischen Etats ab 2019 damit ein Teil des Geldes schon gebunden ist. Auch Günter Beyer-Köhler (Freie Grüne Liste) fordert, dass jedes Vorhaben noch einmal beraten wird.
    Dennoch steht Konstanz im Wort, wie es im Beschlussantrag der Verwaltung an den Rat heißt: "Die Gemeinde stellt in Aussicht, dass unter der Voraussetzung, dass das Sanierungsgebiet genehmigt wird, die erforderlichen Haushaltsmittel in den kommenden Doppel-Haushalt eingestellt werden."

Was sich ändern wird

Falls es wie erwartet mit dem vom Land geförderten Sanierungsgebiet klappt, erlebt die Ortsmitte von Dettingen mehrere große Veränderungen:

  • Umbau des Alten Schulhauses und Ergänzung eines zweigeschossigen Anbaus zum neuen Bürgerhaus mit Saal und Gastronomie (verpachtet);
  • Tiefgarage mit genügend Stellplätzen für die neuen öffentlichen Nutzungen, für die insgesamt 48 Plätze erforderlich sind;
  • Seniorenwohnheim mit 22 Wohnplätzen in Wohnungen sowie acht bis zwölf Pflegeplätzen in Zusammenarbeit zwischen Wobak und Caritas;
  • Baugebiet Brunnenhalde am Hang nördlich von Schule und Kapitän-Romer-Halle mit etwa 25 Wohnungen auf einer bisher unbebauten Freifläche.