Marc-Julien Heinsch

Würste brutzeln, ihre Haut platzt auf und bekommt Farbe. Es duftet, wie es nur beim Grillen duften kann. Unter den dichtstehenden Baumwipfeln ist es angenehm kühl, während ein paar Meter weiter die Sonne auf den blauen, fast unbewegten See hinunter brennt. Der Grillplatz am Wasserwerk unweit des Hörnlestrandbads könnte ein friedlicher Ort sein, würden an diesem Montagmorgen nicht Dutzende Fünftklässler herumwuseln, kreischen, lachen und reden, statt im Klassenzimmer im eigenen Saft zu büffeln. Hier draußen haben die Zehn- und Elfjährigen von der Gesamtschule Gebhard dennoch fürs Leben gelernt: eine Lektion über Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Glasscherben, leere Bierflaschen, Alufolie, Einweggrills, ein Handtuch und eine Isomatte. Am Konstanzer Seeufer sind längst nicht mehr Algen das Problem. Wo man gerne verweilt, da bleibt oft Vieles am Ufer und in der Natur liegen, das eigentlich in der Tonne landen sollte. Das haben auch die Schüler bemerkt, als sie zur Uferputzete mit Warnwesten, Greifarmen und Mülltüten aufgebrochen sind.

Das Ufer ist endlich wieder sauber: Das freut die fünften Klassen der Gebhardschule sowie Lehrer und Organisatoren der Stadt nach der ...
Das Ufer ist endlich wieder sauber: Das freut die fünften Klassen der Gebhardschule sowie Lehrer und Organisatoren der Stadt nach der Seeputzete. | Bild: Marc-Julien Heinsch

Damit Bodensee und Uferanlagen mit Respekt behandelt und nicht zugemüllt werden, sollen schon die Kleinsten ein Verantwortungsgefühl für das Kleinod vor ihrer Haustür entwickeln. Seit 2008 organisieren das Amt für Stadtplanung und Umwelt, das Amt für Schule, Bildung und Wissenschaft und die technischen Betriebe der Stadt mit den Schulen Uferputzaktionen. In diesem Jahr wird auch der Bereich rund um den Bodenseeradweg südlich des Bahndamms zur Reichenau gereinigt. Die Schüler waren anfangs skeptisch, zeigen sich dann aber doch begeistert, als sie bei Grillwurst und Apfelschorle am gesäuberten Seeufer sitzen.

Lorenz Pfäfflin sagt: "Wir dachten, das wird hier Kinderarbeit, aber es war doch cool." Sein Freund und Klassenkamerad Luca Siebert ergänzt: "Das hier ist auf jeden Fall besser als Schule. Deshalb müssen wir extra langsam machen." Die Schüler berichten stolz, dass sie gut zwei Stunden geputzt hätten. Der spektakulärste Fund war eine alte Isomatte. Geld hätten sie aber leider keines gefunden.

Jörg Bambusch ist einer der Organisatoren von städtischer Seite. Er betont, während er Würstchen für die Müllsammler brutzelt, wie wichtig es sei, früh nachhaltiges Verhalten zu fördern. "In den letzten Jahren beobachten wir mit Sorge das Phänomen des Litering. Dabei wird Müll trotz naher Tonnen liegen gelassen. Wir müssen stärkeres Bewusstsein für die Umwelt schaffen." Klassenlehrerin Lena Rössler stimmt zu: "Wir fördern das Bewusstsein für den Müll am See und die Kinder haben Spaß." In einer Projektwoche werden die Schüler mit Information rund um Umweltschutz versorgt. Fast alle Würste sind verzehrt und die Kinder lassen es sich nicht nehmen, noch eine Runde in ihrem See zu planschen. Gleich geht es zurück in die Schule. Schade, dass man nicht immer am Seeufer fürs Leben lernen kann.


Das ist die Seeputzete

Die Konstanzer Seeputzete hat mittlerweile Tradition, seit 2008 unterstützen Schüler städtische Mitarbeiter. Organisiert wird sie vom Amt für Schulung, Bildung und Wissenschaft, dem Amt für Stadtplanung und Umwelt und den Technischen Betrieben. Neben Müll fördern die Helfer auch kuriose Fundstücke zutage, vor zwei Jahren zum Beispiel eine funktionierende Uhr. (sk)

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