Von Kirsten Schlüter

Konstanz – Die Vorhänge im Büro sind lila, der Schrank fliederfarben. Doch Thomas Adam hat Wichtigeres zu tun, als sich um Geschmacksfragen zu kümmern. Der 54-Jährige ist neuer Gesamtleiter der Geschwister-Scholl-Schule (GSS) und gleichzeitig Chef der Abteilung Gymnasium.

Neun Monate lang war die Stelle unbesetzt, nachdem Vorgängerin Maria Wehinger-Schwörer in Richtung Frankreich weitergezogen war. Nun hat die GSS einen Mann mit ungewöhnlicher Karriere an der Spitze. Mit kurpfälzischem Einschlag erzählt der Heidelberger von seinen Stationen: Nach dem Theologiestudium in Freiburg und Münster folgten sein Referendariat und einige Lehrjahre an beruflichen Schulen in Heidelberg und Bruchsal. Parallel war der Theologe zehn Jahre lang Schuldekan für katholische Religion.

"Ich habe dann gemerkt, dass mir für Führungsfragen das professionelle Handwerk fehlt", erzählt der Schulleiter. Also belegte er berufsbegleitend den Master-Studiengang Bildungsmanagement an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und erhielt dort anschließend eine Projektstelle. Dabei qualifizierte er in Zusammenarbeit mit einer Uni in Kairo deutsche und arabische Studenten aus Ägypten, Syrien, Palästina und dem Libanon für mehr Nachhaltigkeit in der Bildungsarbeit. Nach zehn Jahren in Ludwigsburg und zwei Jahren Pendelei nach Konstanz zu seiner zweiten Frau war es Zeit für eine neue Herausforderung.

Für die Stelle als Schulleiter gab es nur einen weiteren, internen Kandidaten, doch der zog seine Bewerbung laut Regierungspräsidium Freiburg zurück. Thomas Adam freut sich, dass es für ihn geklappt hat: "Es ist toll, dass die Gremien einen so bunten Hund wie mich akzeptiert haben", sagt er. An der GSS möchte er keine neuen Visionen umsetzen: "Wir brauchen nur die Fortsetzung der kontinuierlich gesteigerten Qualität", sagt der Rektor, der das hohe Engagement der 150 Lehrer lobt. "Wir werden gemeinsam überlegen, was die Schule braucht und worauf wir verzichten können", so Adam.

Dringend brauchen könne die GSS neue Räume und die Sanierung des "Brutkastens" im Sommer. Strukturfragen schiebt er mit dem Hinweis auf die noch offene Bildungsausrichtung in Baden-Württemberg beiseite. Adam möchte weder die Werkrealschule aufgeben noch die Schulform ändern. Würde sich aber nicht gerade die GSS gut für eine benötigte zweite Gemeinschaftsschule in Konstanz eignen? "Wenn es eine Schule gibt, die die Prinzipien der Gemeinschaftsschule gut umsetzen könnte, dann wären das wir", bestätigt der 54-Jährige. "Damit will ich aber nicht sagen, dass dies die bessere Schulform sei – und auch nicht, dass wir sie anstreben."

Im Gegenteil solle etwas mehr Ruhe einkehren in die Geschwister-Scholl-Schule. Schließlich feiert sie dieses Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. "Wir versuchen, der Midlife-Crisis entgegenzusteuern", sagt Thomas Adam und lacht.

Zur Person

Thomas Adam, 54 Jahre, stammt aus Heidelberg, wo er auch viele Jahre lang als Lehrer und Schuldekan arbeitete. Immer wieder war er in Kairo. Dort war er bei einem Projekt für E-Learning und den Strukturaufbau eines deutsch-arabischen Studiengangs zuständig. Thomas Adam lebt nun mit seiner zweiten Ehefrau und zwei Katzen in Staad. Aus erster Ehe hat er zwei Söhne (27 und 25 Jahre). (kis)