Konstanz – Problem erkannt, nachgedacht, Problem gelöst: Wenn den vielen Konstanzer Bands und Musikgruppen in der historischen Altstadt die Räume fehlen, um ihr Können einem breiten Publikum zu präsentieren, müssen eben Grenzen überwunden werden. Das dachte sich Beat Fehlmann, der umtriebige Intendant der Südwestdeutschen Philharmonie, und erfand das Konzept für "Musik macht mobil". Eineinhalb Jahre später, nach zahlreichen Gesprächen steht der Plan: Am Samstag, 1. Juli, erklingen ganz verschiedene Töne im Industriegebiet. 30 Chöre, Bands und Musikgruppen sowie Kammerensembles der Südwestdeutschen Philharmonie treten gleichzeitig in vier Autohäusern auf. "Das Industriegebiet wird für einen Tag zum Kulturzentrum", sagt Sarah Müssig, Leiterin des Kulturbüros.

Das Programm ist vielfältig. Von der einzelnen Pianistin über die Harmonika-Freunde und Schülerbands bis hin zu einem 70-köpfigen Ensemble ist alles dabei. "Uns ist es sehr wichtig, das gesamte musikalische Schaffen in der Stadt zu zeigen", betont Beat Fehlmann. "Das ist nämlich breit und vielfältig." Der Intendant sieht es als seine Aufgabe an, Musik in die Gesellschaft zu tragen. "Was wir geplant haben, erfüllt mich und macht mich glücklich", sagt er strahlend. Die Musiker werden in Werkstätten spielen, auf Hebebühnen und im Verkaufsraum. Wie er auf diese zunächst absurd wirkende Idee kam? Fehlmann erzählt: "Es ist ja bekannt, dass es für die Musik in Konstanz ein gewisses Problem mit den Örtlichkeiten gibt", sagt er augenzwinkernd. "Also habe ich überlegt, wo große Flächen zur Verfügung stehen. Und kam auf die Autohäuser.

Die kann man gut leer machen, denn praktischerweise haben deren Ausstellungsstücke Räder." Aber auch Autoliebhaber kommen auf ihre Kosten: "Wir werden ein paar schöne Exemplare zeigen, vielleicht sind auch Oldtimer dabei", sagt etwa Hansjörg Blender vom gleichnamigen Autohaus. Auch die Leiter der drei anderen Autohäuser im Industriegebiet waren schnell begeistert von der Idee. "Die Einigkeit hat mich fasziniert, von Konkurrenz war nichts zu spüren", sagt Thomas Desch von Gohm und Graf Hardenberg beim Pressegespräch. Für ihn zählt noch ein weiterer Aspekt: "Das Industriegebiet ist nachmittags und am Wochenende fast verwaist. Wie schön, wenn wir die Bürger an einem Samstag hierher locken können."

Auch Sarah Müssig weiß, dass Kulturliebhaber sich für besondere Aktionen gern ins Industriegebiet begeben. "Eine Evaluation der Kunstnacht zeigt, dass diese Idee aufging", sagt sie. Nun wurde aus der Not heraus ein weiteres grenzensprengendes Konzept geboren. Denn Beat Fehlmann erläutert: "Hätten wir in der Stadt genügend Räume, wären wir wohl nicht auf dieses Format gekommen." Hansjörg Blender schätzt das Wirken des Intendanten: "Wenn man einen Partner hat, der vor Ideen sprüht, sprühen wir gern mit."

Karten und Konzerte

Musik macht mobil findet am Samstag, 1. Juli, 13 bis 24 Uhr, in den vier Autohäusern Auer, Blender, Gohm und Graf Hardenberg sowie Südstern-Bölle statt. 30 Konstanzer Musikgruppen und die Südwestdeutsche Philharmonie (insgesamt 555 Musiker) spielen ihre Konzerte parallel, die Besucher erhalten eine Stundentafel mit dem Programm. Die Stadtwerke stellen Busse zur Verfügung, die zwischen den Veranstaltungsorten pendeln. Bereits auf der Fahrt stimmen Musiker mit kleinen Beiträgen auf die Konzerte ein. Karten kosten fünf Euro. (kis)

Karten-Vorverkauf:www.philharmonie-konstanz.de