Bei Regen schlüpfen immer mehr radelnde Konstanzer unter die „Drachenhaut“, den neuartigen Regenschutz für die Beine. Die Architektin und frühere CDU-Stadträtin Sabine Feist hat ihn erfunden und als Europa-Patent angemeldet. Jetzt ist sie dabei, den Regenschutz für die Bedürfnisse des Konstanzer Mietradsystems Konrad weiter zu entwickeln.

Die Drachenhaut 2.0 könnte der Prototyp für weitere Mieträder sein. Sie hofft, dass Bürger und Betriebe die Weiterentwicklung unterstützen. Auf der Gründer-Plattform www.startnext.com läuft noch bis 18. Dezember eine Kampagne, um Geldgeber zu gewinnen.

Alltagstaugliche Alternative zur Regenhose

Schon die Entwicklung der 120 Gramm leichten Drachenhaut konnte Sabine Feist mit Hilfe von Unterstützern vorantreiben. Das Patent bietet Radfahrern schnell und unkompliziert Schutz vor nassen Schenkeln. Der Nutzer hängt sie sich wie eine Schürze um die Hüfte, steigt aufs Rad und befestigt die freien Zipfel mit Schlaufen am Lenker oder an den Bremshebeln. Die Haut ist dann wie ein Dach über die Schenkel des Radfahrers gespannt. Und der Radler spart sich das umständliche An- und Ausziehen einer Regenhose.

So könnte ein Konrad-Nutzer mit der Drachenhaut auch bei Regenwetter trocken bleiben.
So könnte ein Konrad-Nutzer mit der Drachenhaut auch bei Regenwetter trocken bleiben. | Bild: privat

Eigene Anfertigung für Mietrad Konrad

Für das Konstanzer Mietrad-System Konrad hat Sabine Feist das Modell verändert. Hier ist eine dickere, wetterfeste und sonnenbeständige Lastwagen-Plane fest am Lenkerhals fixiert. Wird das Rad nicht benutzt, ist es möglich, die Plane als Schutz über den Sattel zu ziehen. Bei Sonnenschein lässt sie sich über den vorderen Gepäckträger klappen.

Die Drachenhaut 2.0 soll vor allem Nutzer der Konrad-Leihfahrräder ansprechen.
Die Drachenhaut 2.0 soll vor allem Nutzer der Konrad-Leihfahrräder ansprechen. | Bild: Oliver Hanser

Erfinderin entwickelt weiter

Bei Regen schnallt sich der Radfahrer das freie Ende um die Hüfte. Bei einem Sturz soll sich die Befestigung öffnen, sodass man sich wegen des Regenschutzes nicht verletzen kann. Der erste Prototyp ist gebaut, doch viele Details seien noch nicht fertig entwickelt, sagt Sabine Feist. So experimentiere sie noch an der Aufhängung, die fest und doch flexibel genug sein müsse.

Sorgfältige Auswahl des Materials

Sie arbeite auch noch an einem praktischen Haltegurt, der sich ohne große Verstellarbeit an alle Körperformen anpassen lasse. Sie habe zwar schon Ideen für ein Konstrukt, doch noch sei es zu schwer. Auch die Wahl beständiger und doch leichter Materialien habe viel Zeit gekostet.

Die Drachenhaut ist inzwischen patentiert

Aufwendig sei schon die Anmeldung ihrer ersten Drachenhaut als Europa-Patent gewesen. Allein dafür seien rund 10 000 Euro angefallen. „Ich habe mehrere Ordner nur zum Patent“, sagt Feist. Nun hofft sie, mit der Weiterentwicklung die Konstanzer Leihräder auch an Regentagen attraktiver machen zu können. Sie möchte über die Unterstützer-Kampagne mindestens 7500 Euro zusammen bekommen, um ihr Projekt weiter vorantreiben zu können.

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Studierende helfen beim Businessplan

Beim Projektmanagement bekomme sie schon Hilfen von Studierenden der Universität Konstanz. Auch Studenten der HTWG sind in puncto Businessplan und Marktforschung mit im Boot. Sie selbst investiere viel Zeit, Energie und Gedanken in die Weiterentwicklung, sagt die Architektin. Es gehe oft nicht nur um die Technik selbst, sondern auch um Begleitfragen wie das Haftungsrecht.

Firmen der Freizeitbranche lehnten ab

Ursprünglich habe sie ja vorgehabt, ihre Drachenhaut-Idee namhaften Herstellern aus der Freizeitbranche anzubieten, auf dass diese sich an die Umsetzung machen, sagt Sabine Feist. Doch diese hätten abgewunken. Also habe sie die Sache selbst angepackt. Sie sei davon ausgegangen, dass fast jeder eine wetterfeste Jacke habe, aber kaum einer einen schnell anlegbaren Schutz fürs Bein. Redaktionen von Fernsehsendungen, die sich mit Tüftlern und Erfindern beschäftigen, seien bereits auf die Drachenhaut aufmerksam geworden, erzählt Feist. Für eine Sendung habe man mit ihr gedreht, das geplante Programm sei dann aber eingestellt worden.