„Mit Lauda ist Mallorca nicht nur einmal im Jahr.“ Das wird den in Konstanz weilenden Menschen per Slogan auf städtischen Bussen versprochen. Mit dieser abgewandelten Liedzeile eines Party-Schlagers wirbt die Fluggesellschaft Laudamotion für Tickets von Friedrichshafen nach Palma de Mallorca – zum Spottpreis ab knapp 25 Euro.

Dass der österreichische Billigflug-Anbieter dafür auf den Bussen der Stadtwerke Konstanz einen Platz gefunden hat, bringt dem städtischen Unternehmen Kritik ein. Der Vorwurf der Klima-Aktivisten von Fridays for Future: Diese Werbepartnerschaft passe nicht zur von der Stadt Konstanz selbst gesteckten Vorgabe im Zuge des Klimanotstands, „den Klimaschutz als Aufgabe höchster Priorität“ zu behandeln.

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Warum stößt Fridays for Future die Werbung auf?

„Liebe Stadt Konstanz und Stadtwerke Konstanz, ist das euer Beitrag zum Klimanotstand?“, fragen die Aktivisten deshalb auf Facebook. Dazu haben sie ein Bild gepostet, das einen Roten Arnold der Linie 4/13 vor dem Bodenseeforum zeigt.

Klimaschutz-Aktivisten von Fridays-for-Future kritisieren, dass die Busse der Stadtwerke – hier vor dem Bodenseeforum in der ...
Klimaschutz-Aktivisten von Fridays-for-Future kritisieren, dass die Busse der Stadtwerke – hier vor dem Bodenseeforum in der Reichenaustraße – mit Werbung für Flüge zum Spottpreis beklebt sind. Sie fordern: Stadt und Stadtwerke sollen Kriterien festlegen, für was auf städtischen Flächen noch geworben werden darf. | Bild: Peter Eich

Auf Anfrage des SÜDKURIER wird die örtliche Fridays-for-Future-Gruppe noch deutlicher. „Über Werbung Verlangen und soziale Akzeptanz von extrem klimaschädlichem Verhalten zu schaffen, ist ein kommunikatives Desaster“, erklärt sie.

Fridays for Future Konstanz, die das Ausrufen des Klimanotstands im Mai 2019 maßgeblich vorangetrieben haben, fordert daher: Die Stadt müsse „endlich die Auswahlkriterien für von ihr vermietete Werbeflächen ausweiten“.

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Wer ist für die Werbung auf den Stadtbussen zuständig?

Die Stadtwerke haben die Werbeflächen auf den Bussen an das Unternehmen Schwarz Außenwerbung vermietet. Dieses wiederum nutzt und vermarktet diese Flächen. Es gibt auch bereits gewisse Auswahlkriterien, wie eine Aussage von Stadtwerke-Sprecher Christopher Pape verdeutlicht.

Er sagt auf Anfrage: „Laut Vertrag darf auf den Bussen unter anderem keine Werbung platziert werden, die gegen geltende Gesetze oder die guten Sitten verstößt.“ Hierzu zählen insbesondere Tabak und Alkohol. „Eine Genehmigung des werblichen Inhaltes ist durch uns bisher nicht vorgenommen worden“, erklärt Pape.

Könnte das Werbeverbot auch auf andere Produkte ausgeweitet werden?

Die Fridays-for-Future-Aktivisten plädieren dafür, auch klimaschädliche Produkte nicht länger zu bewerben. Dazu zählten für sie: Flugreisen und Kreuzfahrten, aber auch SUVs oder Banken, die weiterhin in Kohlekraftwerke und Rüstung investieren. „Wir stehen bei dieser Thematik noch am Anfang“, gibt Christopher Pape für die Stadtwerke zu bedenken.

Dennoch würde gemeinsam mit Schwarz Außenwerbung geprüft, ob Themen wie Umwelt-, Klimaschutz und Nachhaltigkeit bei der Vergabe der Werbeflächen stärker berücksichtigt werden können, „ohne dabei in eine willkürliche Vergabepraxis abzugleiten“, so Pape.

Die Kritik von Fridays for Future betreffe jedoch komplexe Fragen, „die nicht von heute auf morgen zu lösen sind“, sagt er und stellt die Gegenfrage: „Wäre beispielsweise eine Werbung großer Modeketten, Fastfood-Ketten oder einer Metzgerei ebenfalls nicht mehr akzeptabel?“

Warum sind Billigflüge bei Klimaschützern überhaupt in Verruf?

Der Grund für die Kritik am konkreten Fall von Laudamotion liegt auf der Hand: Fliegen ist die klimaschädlichste Art sich fortzubewegen, weit schädlicher etwa als Autofahren. Darauf weist auch das Umweltbundesamt hin.

Laut dessen Berechnung wird durch den Hin- und Rückflug vom Bodensee auf die Balearen, etwa 2100 Kilometer, genauso viel CO2 ausgestoßen wie durch eine knapp 3400 Kilometer lange Autofahrt. Zudem würden laut Umweltbundesamt klimaschädliche Stoffe langsamer abgebaut als am Boden und verstärkten so den Treibhauseffekt entsprechend.

Im vergangenen August brachte die CSU eine Strafsteuer auf Billigflüge unter 50 Euro ins Gespräch. Der Chef der Partei-Landesgruppe im Bundestag, Alexander Dobrindt, erklärte damals: „Fliegen braucht einen Mindestpreis und Bahnfahren eine Mehrwertsteuer-Reduzierung.“