Es ist eine Ära, die mit dieser Nachricht zu Ende geht: Das 1978 gegründete „Konzertbüro Konstanz“ – besser bekannt unter dem späteren Namen Koko, löst sich auf. Die beiden Geschäftsführer Dieter Bös (62) und Armin Nissel (63) haben ihre Anteile an den Mitgeschäftsführer Marc Oßwald verkauft. Dieser wird die Geschäfte künftig von Tübingen aus leiten. Das Konstanzer Büro wird zum 31. Januar 2017 geschlossen. Die fünf Mitarbeiter des Konstanzer KOKO-Büros seien schon länger informiert und ordentlich gekündigt worden. Die Auszubildenden werden weiter in Tübingen und Freiburg arbeiten.

Was der Rückzug für den Veranstaltungsort Konstanz genau bedeutet, ist noch nicht absehbar. Die Konzerte, die bislang vom Büro in Konstanz aus betreut wurden, werden zukünftig von den
Mitarbeitern in Freiburg und Tübingen bearbeitet. Dieter Bös betont am Dienstag, er wolle weiter als Selbstständiger für Koko tätig sein. Beim Konstanzer Zeltfestival etwa wird er nach wie vor federführend die Programmplanung übernehmen – "dann in enger Asprache mit dem Risikoträger".

Über die Gründe für seine Entscheidung sagt Bös: „Es war natürlich keine einfache Entscheidung. Dazu hat mir die Arbeit in den vergangenen drei Dekaden zu viel Spaß gemacht. Aber die Tatsache, dass ich künftig losgelöst vom Tagesgeschäft die Festivals und Open Airs buchen kann, ist so verlockend." Außerdem sei er inzwischen auch in einem Alter, in dem man über einen Rückzug aus dem operativen Tagesgeschäft nachdenke.

Für Konstanz und seine Konzert- und Veranstaltungskultur, betont er, sehe er keine negativen Auswirkungen. "Im Gegenteil: Ich kann mich jetzt voll und ganz dem kreativen Geschäft widmen." Zum Beispiel der Suche nach einem Headliner für Rock am See. Wird das denn überhaupt nächstes Jahr stattfinden? "Bei Rock am See wurde ja schon oft die Existenzfrage gestellt", antwortet Bös. So richtig festlegen will er sich aber nicht: "Wenn das Programm entsprechend ist, wird es auf jeden Fall fortgeführt."

Auch Marc Oßwald setze vor allem auf Beständigkeit, teilt er mit: „Gut eingeführte Events wie das Hohentwielfestival Singen, das Meersburg Open Air oder das Zeltfestival in Konstanz werde ich mit meinem Team in Freiburg und Tübingen selbstverständlich mit gleichem Herzblut weiterführen“, verspricht Marc Oßwald. Auch bei den Winterveranstaltungen wolle der Konzertmanager die Kontinuität waren: „Interessante Hallen und Gastspielhäuser in Städten wie Ravensburg, Friedrichshafen, Singen und Kreuzlingen wird KOKO natürlich auch in Zukunft bespielen.“

Auch das Bodenseeforum als neuer, attraktiver Versantsaltungsort in Konstanz werde wie geplant im Programm bleiben, ergänzt Dieter Bös.

Das Programm für die KOKO-Spielzeit 2016/17 steht bereits, und schon in den nächsten Wochen möchte Marc Oßwald mit seinem Team erste Top Acts bekannt geben, die bei den Open Air Festivals 2017 auftreten werden.

Vom Start-up zum großen Konzertveranstalter: Die Geschichte von Koko

1978 gründen Armin Nissel, Dieter Bös und Clemens Zipse das Konzertbüro Konstanz. Innerhalb kurzer Zeit avanciert das kleine Unternehmen am Bodensee zu einem der größten Konzertveranstalter in Süddeutschland. Nachdem der Regionalbezug nicht mehr gegeben war, wird die Firma später in Koko Entertainment GmbH umbenannt. Freiburg kommt als zweiter Firmensitz hinzu.

1985 organisiert Koko zum ersten Mal Rock am See mit Herbert Grönemeyer, Nina Hagen und Ulla Meinecke. Rund 15.000 Zuschauer strömten damals ins Bodenseestadion, die After-Show-Party im Inselhotel gilt bis heute als legendär. Rock am See wird zu einem wichtigen Termin im Festivalkalender.

2001 löst Marc Oßwald Clemens Zipse in seiner leitenden Funktion als Geschäftsführer ab. Daraufhin fusioniert die Koko Entertainment GmbH mit der bis dato unter der Leitung von Marc Oßwald firmierenden DTK Musik & Marketing GmbH. Tübingen kommt als dritter Firmensitz hinzu. Rund 280 Veranstaltungen präsentiert die Koko & DTK Entertainment GmbH pro Jahr und holt die nationalen und internationalen Stars und Musiker nach Süddeutschland.

2015 und 2016 bleiben die Besucherzahlen von Rock am See weit hinter den Erwartungen zurück, 2014 fiel das Festival mangels einer zugkräftigen Hauptband aus. Noch ist Koko am Southside Festival in Neuhausen ob Eck beteiligt. Beim Greenfield Open Air in Interlaken ist die Agentur, die seit 2005 Mitveranstalter war, aber nach zehn Jahren ausgestiegen. Das Stimmen Festival in Lörrach, für das Koko lange die großen Konzerte auf dem Marktplatz betreut hatte, hat diese Aufgabe mittlerweile größtenteils selbst übernommen. Dafür kamen neue Festivals im Portfolio der Agentur dazu, wie etwa das Brass Wiesn Festival in Eching bei München.