Wo früher Buchsbäume mit Rosenbeeten standen, rankt nun der Hopfen und in dicken Büscheln wachsen Salbei sowie Schnittlauch. Kohl, Chilli sowie Paprika sehen aus, als wären sie bald schon erntereif. 14 Feldern der alten Gartenanlage am Stadtarchiv sind nun Acker für den Gemüseanbau. Die essbare Stadt, eine Initiative von Bürgern, unterstützt vom Bund für Umwelt- und Naturschutz, hat diesen Raum als einen der ersten in der Stadt zum öffentlichen Gemüsegarten umgestaltet. „Da wurde ordentlich geackert“, sagt Dietmar Dieckmann, der sich mit rund 20 anderen Gartenfreunden für den Gemüseacker in der Stadt einsetzt.

In der Aufbauzeit im Frühjahr, so berichtet Dieckmann, sei viel Schweiß geflossen, um die Brache in ein Gemüsefeld zu verwandeln. In den ersten zwei Monaten nach dem Start sei der Brunnen neben den Beeten noch trocken gelegen. Das Wasser haben die Gärtner der ersten Stunde mühsam vom Seerhein holen müssen. Allen voran Wolf-Rainer Hentschel vom Bund für Umwelt- und Naturschutz sowie Dietmar Messmer von der Bürgergemeinschaft Petershausen sorgten dafür, dass das Gemüse immer ausreichend Flüssigkeit hatte. Inzwischen plätschert neben den Beeten der Springbrunnen. Jetzt können die Pflanzenfreunde ganz leicht Wasser schöpfen.

Scharf. Die Chilli im Garten der essbaren Stadt am Benediktinerplatz. Bild: Claudia Rindt
Scharf. Die Chilli im Garten der essbaren Stadt am Benediktinerplatz. Bild: Claudia Rindt | Bild: Rindt Claudia

Das öffentliche Beet sieht aus wie ein kleiner Schrebergarten mit Kompostkiste, Hoch- und Erdbeeten. Dietmar Dieckmann, der sich auch im Tauschring Konstanz engagiert, hatte vor Jahren in einer anderen Stadt schon mal einen Kleingarten. Doch das Ackern bei der essbaren Stadt sei etwas anderes. Ihm gefalle die Idee, öffentliche Plätze fruchtbar zu machen, und gemeinsam daran zu arbeiten. Der einzige Ärger bisher: Immer wieder sei Gemüse lange vor der Erntereife entfernt worden. An den öffentlichen Beeten dürfe sich zwar jeder bedienen, doch es sei nicht schön zu sehen, wenn Erdbeeren oder Kürbisse verschwinden, solange sie überhaupt noch nicht reif sind. Befürchtungen aus Reihen des Gemeinderats dagegen, Hunde könnten mit ihren Hinterlassenschaften die Freunde am Gemüseanbau trüben, hätten sich als haltlos erwiesen, sagt Dieckmann. In der Anfangszeit habe es noch Kritik gehagelt, weil für das Gemüseprojekt die Rosenbeete weichen mussten. Inzwischen aber, so sein Eindruck, hätten viele Menschen Freude an den Gemüsebeeten. Spaziergänger fragten immer wieder nach und ließen sich das Projekt erklären.

Bei Dietmar Messmer weckt der Gemeinschaftsgarten Gefühle wie während seiner Kindheit, als die ganze Familie im eigenen Garten erntete und Gemüse verwertete. Er freut sich, dass er über die essbare Stadt einige neue Leute kennen gelernt hat. Er träumt davon, die Beete am Benediktinerplatz noch ein wenig zu erweitern, und neue Felder an anderen Stellen der Stadt zu schaffen. Eine Fläche in der Gottlieber Straße, aber auch am Bismarcksteig scheinen ihm geeignet zu sein. Wichtig sei im Prinzip nur, dass es einen Wasseranschluss für den Gartenschlauch und viele engagierte Bürger gibt.

Essbare Stadt

Neben dem Beet am Benediktinerplatz gibt es weitere öffentliche Gemüsebeete am Palmenhaus im Paradies sowie aus anderen Initiativen die Nachbarschaftsgärten am Mühlenweg und im Berchengebiet. Privatleute hatten die Idee nach Konstanz gebracht und mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sowie der Freien Grünen Liste Unterstützer gefunden. Letztere hatte den Vorschlag in den Gemeinderat gebracht. Mit großer Mehrheit wurde das Projekt dort beschlossen. Auch die Stadtverwaltung befürwortete das Vorhaben. Interessenten können per Mail mit der Initiative Kontakt aufnehmen: essbares-konstanz@posteo.de