Es geht um Kokain und Marihuana. Bei einer Durchsuchung in Flüchtlingsunterkünften in Singen und Konstanz sind in der Nacht zu Montag vier Personen festgenommen worden. Die vier Männer werden verdächtigt, längerfristig an Drogengeschäften beteiligt gewesen zu sein. Die Durchsuchungsaktion gehe auf eine weitere Festnahme zurück, die Ende November in Singen stattgefunden hatte, wie Polizeisprecher Bernd Schmidt berichtet. Damals sei ein mutmaßlicher Drogenkurier mit Wohnsitz in Frankreich auf dem Weg zu seinem Abnehmer nach Singen festgenommen worden. Die Polizeibeamten hatten rund 4,6 Kilogramm Marihuana im Verkaufswert von etwa 30.000 Euro sichergestellt.
Verkaufsfertig verpacktes Marihuana gefunden
Durch die Festnahme des Kuriers und seines Abnehmers, der in einem Asylbewerberheim in Singen wohnte, seien die Beamten nun auf die Spur der vier am Drogenhandel beteiligten Männer gekommen, schreibt die Polizei in ihrem Bericht. Drei der vier Männer wohnen in einer Flüchtlingsunterkunft in Singen in der Byk-Gulden-Straße, der vierte in der Konstanzer Unterkunft in der Luisenstraße.
Ein weiterer Mann wurde in Singen vorübergehend festgenommen und sei bisher nicht tatbeteiligt gewesen. Bei dem 22-Jährigen wurden Tütchen mit verkaufsfertig verpacktem Marihuana gefunden, er ist aber wieder auf freiem Fuß, da kein ausreichender Grund für eine Haft bestand.
Bei der Aktion wurde außerdem ein fünfter Mann in Singen festgenommen, der nicht mit den anderen Tatverdächtigen in Zusammenhang stand. Der 32-Jährige wird verdächtigt, einen schwunghaften Handel mit Kokain betrieben zu haben, die Kriminalpolizei hatte seit geraumer Zeit gegen den Mann ermittelt.
"Drogenhandel in Konstanz und Singen sicher nicht ausgetrocknet"
Von einem Drogenhändlerring könne man in diesem Fall noch nicht sprechen, erläutert Bernd Schmidt die Hintergründe. Aber es handle sich um eine Gruppe zusammenwirkender mutmaßlicher Täter. "Mit den Festnahmen ist der Drogenhandel in Konstanz und Singen sicher nicht ausgetrocknet". Dennoch sei es gelungen, eine beteiligte Gruppe zu identifizieren und die Verantwortlichen festzunehmen.
Woher das Marihuana stammt, mit dem die Männer handelten, will die Polizei aus ermittlungstechnischen Gründen nicht sagen. Man dürfe aber davon ausgehen, dass die Ware in der Regel aus dem Ausland eingeführt werde. Auch dazu, was die festgenommenen Männer an Strafen zu erwarten haben, gibt es bisher noch keine belastbaren Erkenntnisse.
Das sagt der Konstanzer Staatsanwalt dazu
Laut Auskunft von Andreas Mathy, erster Staatsanwalt in Konstanz, seien angesichts der bisher gefundenen Mengen an Drogen keine vieljährigen Haftstrafen zu erwarten. Zudem gehe es bei Marihuana um eine weiche Droge. Allerdings sei es ebenso gut möglich, dass sich weitere Vorräte an Marihuana bei den jetzt Festgenommenen fänden, das könnte die Haftstrafen wiederum verlängert, sagt Mathy.
Wie die Festnahmen die Asylverfahren der jeweils Beteiligten beeinflussen, sei ebenso völlig unklar, darüber entscheide die Ausländerbehörde. "Oft richtet sich diese nach dem Ergebnis des Gerichtsverfahrens", so Mathy.
Steigende Fallzahlen durch verstärkte Ermittlungen
Fakt ist, dass es bei Delikten, die im Zusammenhang mit Drogenhandel stehen, in Konstanz eine steigende Tendenz gibt. So stieg die Anzahl der Delikte in Konstanz von 439 im Jahr 2015 auf 462 im Folgejahr, in Singen fiel sie jedoch von 416 (2015) auf 380 (2016). Seither sind die Zahlen in Konstanz deutlich, in Singen leicht steigend. Doch auch die Zahlen bedürfen der Interpretation: Dass die Fallzahlen steigen, könne auch daherrühren, dass die Polizei dieses Umfeld durch verstärkte Ermittlungen "erhelle". Durch intensiveren Personaleinsatz stiegen in der Regel auch die Fallzahlen.
Drogenhandel
Seit 2012 steigen die Fallzahlen bei Rauschgiftdelikten sowohl in Konstanz, als auch in Singen, wobei die Tendenz in Konstanz deutlicher zu erkennen ist. 2012 gab es in Konstanz laut Statistik der Polizei 280, in Singen 268 Drogendelikte. 2016 hat es 462 Drogendelikte in Konstanz gegeben, in Singen 380. Die Zahlen vom Jahr 2017 hat die Polizei noch nicht veröffentlicht. Die Ursachen dieses Anstiegs seien allerdings nicht ohne Weiteres zu klären, da mit einem erhöhten Personaleinsatz der Polizei immer auch die Fallzahlen ansteigen, so Bernd Schmidt.