Schon beim Probelauf gibt es viele Ahs und Ohs: Als plötzlich der Münsterturm nachts in neuem Licht erscheint, bleiben Passanten auf der Hofhalde stehen und staunen. Gelbe, blaue und grüne Lichteffekte wechseln sich an der südlichen Fassade des Konstanzer Wahrzeichens ab, eine Girlande aus farbigen Lichtern vermittelt Party-Stimmung.
Genau so soll es auch sein: Mitten in der Stadt startet am Freitag ein ungewöhnliches Kunstprojekt. Benjamin Bergmann stellt unter dem Motto "Stillleben" aus – und nicht nur dort. Zum Konzept gehört die Licht-Installation am Münster sowie ein riesiges Bild an der Eingangsfront des Konzilgebäudes mit dem Titel "Klassentreffen" mit verschiedenen Christus- und Maria-Darstellungen.
Innen bunte Kirchenfenster, außen bunte Beleuchtung: Das ist ein Teil der Idee
Hinter der Aktion steckt der Kunstverein, dessen Vorsitzender Michael Günther sich schon sehr auf die Vernissage freut. Auch der 1968 geborene und in Würzburg beheimatete Künstler ist dabei. Mit seinen Arbeiten greift er im öffentlichen Raum die Stadt als Schauplatz des vor 600 Jahren zu Ende gegangenen Konzils besonders auf.
Ein vielschichtiges Angebot: Betrachter können einfach den Kopf in den Nacken legen und staunen oder sich die Bild- und Objektwelten von Benjamin Bergmann intellektuell erschließen. Vorbei kommt an diesem Signal jedenfalls keiner – der Münsterturm erscheint ganze zehn Wochen lang in völlig neuem Licht.
Und warum beleuchtet er dazu den Münsterturm?
Nicht nur, weil es toll aussieht. Sondern auch, weil Bergmann im erleuchteten Turm eine Parallele zu den bunten Glasfenstern sieht und das Äußere mit dem Inneren verbinden will. "Festlich", so hat er sein Kunstwerk genannt, und die ersten, die es bei der Probe sahen, schienen die Botschaft unmittelbar zu verstehen.

Das Kunstprojekt kann an drei Orten und auf viele Arten erlebt werden
"Stillleben" von Benjamin Bergmann hat drei Schauplätze: die Räume des Kunstvereins im Kulturzentrum am Münster, in denen Skulpturen zu sehen sind, die südliche Fassade des Münsterturms und die Fassade des Konzils. An allen drei Orten geht es um das Nebeneinander von Feiern und Vergehen, von Fülle und Leere, von Lebensfreude und Besinnung.
Die Ausstellung findet in Zusammenarbeit mit der Stadt Konstanz statt und wird eröffnet am Freitag um 19 Uhr im Kunstverein. Eine Einführung in das Werk des Künsters, der in zahlreichen namhaften Sammlungen vertreten ist, gibt Eva Fritz, freie Kuratorin und Kunstwissenschaftlerin. Die Ausstellung läuft bis 15. Juli – am Konzil ständig zu sehen, am Münster nach Einbruch der Dunkelheit und im Kunstverein dienstags bis freitags von 10 bis 18 und samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr.