Nun heißt es wirklich ankommen für den 21-jährigen Syrer, der auf der Flucht vor dem Krieg vor eineinhalb Jahren nach Deutschland gekommen ist. Seit zwei Monaten ist er anerkannter Asylberechtigter. Hochbett, großer Kleiderschrank, Sofa und Schreibtisch füllen sein neues Zimmer, fernab von der Flüchtlingsunterkunft in Bodman-Ludwigshafen, in der er davor untergebracht war. Und mit einer gewissen Unordnung zeigt sein Zimmer die ganz normale Lebenswelt eines jungen Erwachsenen. Jeden Tag pendelt Mohammad mit dem Zug nach Singen, um dort in der Berufsschule Deutsch zu lernen. Es sei gut, etwas machen zu können und er brauche die Sprachkenntnisse, um in Deutschland leben und arbeiten zu können, erzählt er auf Deutsch. Nach Ende des Sprachkurses strebt der 21-Jährige eine Ausbildung zum Industriemechaniker an.
Mit ihm wohnen in dem Reihenhaus noch der Vermieter Andreas Rieck, seine Frau Ailyn Kawé und zwei Studierende, Antonia und Hannes. „Alle kommen sehr gut miteinander klar. Das Zusammenleben klappt hervorragend“, lobt WG-Mitglied Andreas Rieck die Wohnsituation.
Die Initiative 83 soll eine Schnittstelle zwischen Bürgern mit ungenutztem Wohnraum und der Verwaltung bilden. Das Ziel: Pro tausend Einwohner von Konstanz soll ein Geflüchteter in einem privaten Zimmer unterkommen. 83 Zimmer wollen die Aktiven also finden, und nach sechs Wochen Laufzeit ziehen die Initiatoren eine positive Zwischenbilanz: Rund 27 Zimmer haben Privatleute aus dem Kreis Konstanz bisher der Initiative angeboten, elf Geflüchtete wie Mohammad hat die Projektgruppe bereits vermittelt. Das Team von „83“ habe alle Hände voll zu tun, so die Leiterin des Vermittlungsteams, Jelena Atanackovic. Die Zahlen stiegen täglich. Till Hastreiter hofft, dass der Initiative bis April Angebote für nahezu die Hälfte der geplanten 83 Zimmer vorliegen.
Mohammad kann sich nun erst einmal in aller Ruhe einleben.
Das ist die Initiative und wie Interessierte helfen können
Projekt: Die Initiative „83 – Konstanz integriert“ vermittelt privaten Wohnraum als Anschlussunterbringung für anerkannte Flüchtlinge. 83 Zimmer will das Vermittlungsteam in Konstanz und darüber hinaus finden – analog zu den 83.000 Einwohnern von Konstanz. Die Mitarbeiter vernetzen Vermieter und Flüchtlinge und unterstützen bei Behördengängen und Mietvertrag. Die Miete für anerkannte Flüchtlinge, die noch keine Arbeit haben, übernimmt das Jobcenter.Kontakt: Wer ein Zimmer anbieten will oder Fragen hat, erreicht das Vermittlungsteam von 9 bis 12 Uhr unter (0152) 28 99 67 41 oder im Büro in der Domschule des Münsters.