Ding – Dong! Ortstermin bei Katzennanny Tanja Scherrer. Es öffnet eine gut gelaunte Frau mit dunklen Locken, kleinem Nasenring und einem strahlenden Lächeln. „Hallo! Ich bin die Tanja!“ In der Nähe des Zähringer Platzes bewohnt die gebürtige Konstanzerin eine gemütliche Zwei-Zimmer-Wohnung.

Ihre Mitbewohner – die Kater Henry und Paolo – gucken neugierig, wer da ihr Reich betritt. Gleich zu Beginn des Gesprächs ist klar: Ein Leben ohne Vierbeiner kommt für Tanja nicht in Frage! Sie sagt: „Ich hab immer schon selbst Haustiere gehabt. Ganz früher waren es Kaninchen. Inzwischen hab ich mein Herz an die Samtpfoten verschenkt.“ 

Der fast zweijährige Kater Paolo verschenkt sein Herz nicht so schnell. Er beäugt den Besuch mit etwas Abstand.
Der fast zweijährige Kater Paolo verschenkt sein Herz nicht so schnell. Er beäugt den Besuch mit etwas Abstand. | Bild: jus

Wie kam die einstige Angestellte im Einzelhandel zu ihrem Job als selbstständige Tierbetreuerin? „Die Idee reifte langsam ab der Zeit, in der ich meine erste Katze hatte – das war so vor fast 20 Jahren. Da stand ich vor dem Problem: Ich wollte verreisen, aber wer schaut zwei Mal am Tag nach meiner Mieze und nimmt sich auch die Zeit, mit ihr zu spielen und zu schmusen?“ Ob Nachbarschaftshilfe oder Tierpension - beides war für Tanja keine gelungene Lösung.

Die Idee zum Traumjob kam im Italien-Urlaub

Im Urlaub auf Sardinien traf die Konstanzerin dann eine Frau, die Häuser betreute. „Von so einer Arbeit hatte ich davor noch nie gehört“, erklärt Scherrer. Das gab es am Bodensee nicht – und damit war die Idee ausgereift: Tierbetreuung in Verbindung mit Haussitting für Urlauber und Geschäftsreisende. Anfangs macht Tanja das neben ihrem regulären Beruf, inzwischen hauptberuflich dank guter Mundpropaganda unter Kunden und Nachbarn.

So sieht Urlaub für Kater Henry aus - er nutzt die Esstischlampe als Solarium.
So sieht Urlaub für Kater Henry aus - er nutzt die Esstischlampe als Solarium. | Bild: jus

Alle Haustiere, die zuhause sind, werden auch dort von Scherrer betreut. Dazu zählt auch das Hasenstall säubern oder einer betagten Katze Medikamente verabreichen. Außerdem leert sie den Briefkasten, macht die Rollläden morgens hoch und abends runter, gießt die Pflanzen - sozusagen das Rundum-Sorglos-Paket. „Viele fragen während ihrer Abwesenheit nach, ob alles in Ordnung ist. Ich schicke auch mal ein Foto per Smartphone, damit meine Kunden beruhigt sind.“

Mit Schlangen schmust die Katzennanny nicht

Damit das alles reibungslos läuft, gibt es stets einen Termin bei dem sich Mensch, Tier und Tanja kennenlernen können und besprechen, auf was zu achten ist. „Zu 95 Prozent betreue ich Katzen. Damit ich mich auch auf das Tier einstellen kann, ist es wichtig zu wissen, ob es sich um ein schüchternes, verspieltes oder verschmustes Kerlchen handelt“, sagt die Katzennanny. Dann fügt sie lachend hinzu: „Einmal habe ich mich auch um eine Schlange gekümmert. Da wurde glücklicherweise nicht erwartet, dass ich mit ihr kuschel!“
 

Kater


Neben solchen lustigen Momenten gibt es aber auch die traurigen. Mit sanfter Stimme erzählt Scherrer: „Die Kunden geben mir oft Bescheid, wenn eines der Tiere verstirbt. Unlängst meldete sich eine Stammkundin, deren 19-jähriger Kater Lucky eingeschläfert werden musste. Sie lud mich ein, damit auch ich Abschied nehmen konnte. Das hat mich sehr berührt.“ Dann fügt die Konstanzerin hinzu: „Generell erfahre ich durch die Kunden großes Vertrauen und viel Wertschätzung.“

Mit neuem Beruf zu neuem Elan

Da Tanja anderen Menschen damit helfen kann, sich um das Wohl ihres Haustiers zu kümmern, hat sie den perfekten Job für sich gefunden. „Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen. Ich wollte einen Berufswechsel, eine sinnvolle Aufgabe und eine Dienstleistung anbieten, die etwas Gutes tut. Das hat mehr als gut funktioniert. Inzwischen freue ich mich nämlich - selbst wenn ich im Urlaub bin - auf die Arbeit.“

 

Bilder: Julia Sondermann