In Egg gibt es kein Café, kein Restaurant und kein Geschäft, dafür aber eine engagierte Bürgergemeinschaft (BG), die trotz suboptimaler Rahmenbedingungen alles daran setzt, die Dorfgemeinschaft zu pflegen. In den Sommermonaten richtet die BG die Egger Tafel aus und hat jetzt gerade die Premiere des lebendigen Adventskalenders abgeschlossen. 

Immer wieder eine Gelegenheit, zusammenzukommen

Die Freiluftveranstaltungen haben einen Zweck: die Egger Bürger zusammenzubringen. Aber alles immer unter freiem Himmel? Im Rahmen der Bürgerwerkstatt Egg 2030 kristallisierte sich der Wunsch nach einem Quartierszentrum heraus.

Ein Telefon und ein Briefkasten

„Ein öffentliches Telefon und ein Briefkasten: das war es dann mit der Infrastruktur“, schildert Andreas Marx, Vorsitzender der Egger BG, die Lage. Mit dem Schaukasten, in dem die Veranstaltungshinweise ausgehängt werden, habe die BG schon einen Fortschritt erzielt. Die BG mit ihren 130 Mitgliedern hat noch mehr vor: „Die Bücherkiste kommt im Frühjahr 2020“, so Marx.

Die Infrastruktur in Egg: Ein öffentliches Telefon und ein Briefkasten.
Die Infrastruktur in Egg: Ein öffentliches Telefon und ein Briefkasten. | Bild: Scherrer, Aurelia

Öffentliches Bücherregal für alle Egger

Analog zu Dingelsdorf wird in einem kleinen Gartenhäuschen am Rand der Dorfwiese ein öffentliches Bücherregal etabliert. Hier kann jeder nicht mehr benötigten Lesestoff einstellen, der kostenlos entliehen werden kann. „Zu Eröffnung machen wir ein Einweihungsfest“, sagt Andreas Marx schmunzelnd, schließlich lässt die BG keinen Anlass aus, die Bürger zusammenzubringen.

Es fehlt ein Treffpunkt

Zentrales Thema ist und bleibt der fehlende Treffpunkt im Ort mit seinen etwa 800 Einwohnern. Im Rahmen der Bürgerwerkstatt Egg 2030, zu der alle Einwohner eingeladen waren, habe sich der Wunsch nach einem Quartierszentrum herauskristallisiert, so Johannes Schacht, stellvertretender Vorsitzender der BG. Verschiedene Vorschläge wurden erarbeitet und letztlich ein Projekt favorisiert.

Kleines Bürgerhaus am Rand der Egger Wiese

Die Idee, die von der Mehrheit bevorzugt werde: „Am Rand der Dorfwiese ein kleines Gebäude als Bürgerhaus zu errichten, das allen offensteht“, so Schacht, der skizziert: „Nur ein Raum mit Küche, Lagerraum und Toiletten, und zwar ein so schlankes Gebäude, dass der rege genutzte Bolzplatz nicht tangiert wird.“ Die avisierte Grundfläche beziffert Schacht auf 40 Quadratmeter. Einer Überbauung der zentralen Egger Dorfwiese erteile die BG eine Absage.

Vom Kochkurs zum Kindergeburtstag

Andreas Marx stellt sich ein kleines Quartierszentrum vor, wie es bereits in Allmannsdorf gebe. Die Nutzungsmöglichkeiten sollen vielfältig sein. Mit Mittagstisch, Koch- und Backkursen, Hausaufgabenbetreuung und Jugend- und Kindergeburtstagsfesten gibt er einige Beispiele für das „Zentrum des Dorflebens“. „Jetzt wollen wir in den Gemeinderatsfraktionen dafür werben“, sagt Johannes Schacht zum weiteren Vorgehen.

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„Ein Dorfladen wäre unrealistisch“

„Es gibt auch die Idee, einen Dorfladen zu gründen, da es auch Bürger gibt, die nicht so mobil sind. Aber das ist möglicherweise unrealistisch“, erzählt Andreas Marx. Realistisch hingegen ist die Gründung des Arbeitskreises Klima- und Umweltschutz. Eine Solidarisierung mit dem Ausrufen des Klimanotstands hat die BG nicht im Sinn, denn „wir sind kein politischer Verein“, so Marx. Gleichwohl trage jeder lokale Verantwortung, der die Egger BG gerecht werden wolle.

Pragmatische Klimaprojekte statt Symbolpolitik

Nach dem Dingelsdorf Vorbild – hier wurde vor wenigen Monaten bereits ein entsprechender Arbeitskreis gegründet – will nun die BG ebenfalls aktiv werden und Projekte erarbeiten, die vor Ort umgesetzt werden können. „Das ist besser als Symbolpolitik“, wertet Andreas Marx. „Ich werde gerne das Thema Photovoltaik aufgreifen“, kündigt Johannes Schacht an. Er habe sich in diesem Jahr eine solche Anlage geleistet und ist sehr zufrieden. „Seither sehe ich den Sonnenschein ganz anders“, schmunzelt er.