Von Amnesty International bis Zebra Kino, von CDU bis Freie Grüne Liste, von Stadtseniorenrat bis zur linken Jugend: Die Demonstration #wirsindmehr am Freitagnachmittag hat ein in Konstanz wohl nie zuvor erlebtes Bündnis aus Gesellschaft und Politik geschaffen.
Ebenso breit wie die Unterstützer hinter den Kulissen, war der Zuspruch aus der Bevölkerung. Polizei und Veranstalter schätzten vor der Abschlusskundgebung am Münster die Teilnehmerzahl auf knapp 1400.

Zu Wochenbeginn hatten die Organisatoren um die stellvertretende SPD-Vorsitzende Petra Rietzler noch auf 500 Teilnehmer gehofft.
Das goldene Herbstwetter dürfte Kurzentschlossene angelockt haben, sodass sich bereits zum leicht verspäteten Beginn eine lange Schlange vom Konzil in Richtung Bahnhof bildete.

"Als die ersten Leute in die Sigismundstraße einbogen, sind die letzten gerade erst am Bahnübergang losgegangen", sagte Petra Rietzler, sichtlich nervös aber glücklich vor ihrer späteren Rede bei der Kundgebung.
Sie hatte die Idee für die Demo mit dem Untertitel "Konstanz für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, Humanität und Solidarität", der sich rasch der gesamte Gemeinderat und mehrere gesellschaftliche Organisationen anschlossen.
Oberbürgermeister Uli Burchardt führte den Zug als Schirmherr an.

Er sah sich aus nächster Nähe begleitet von einer antifaschistischen Gruppierung, die auf einem Banner zu seiner Abwahl "für ein bunteres Konstanz" aufrief. Direkt hinter ihm riefen weitere offenbar lautstark: "Feuer und Flammen den Abschiebebehörden". In ihre Richtung sagte Burchardt, bevor er den Organisatoren dankte: "Der staatlichen Demokratie Feuer und Flamme zu wünschen, auch das ist Hetze."

Bis auf wenige Zwischenrufe verlief die Kundgebung – ebenso wie die zwar große, aber stille und wortkarge Demo – friedlich.
Petra Rietzler verlas im Namen des Gemeinderats eine Stellungnahme. Dabei rief sie dazu auf, "den Gaulands, Gedeons, Weidels und ihren braunen Gefolgsleuten entgegenzutreten".
Organisiert worden war die Veranstaltung wegen der gewaltsamen Ausschreitungen von Rechtsradikalen in Chemnitz und Köthen vor einigen Wochen.

Eingerahmt durch John Lennons "Imagine" und Eric Claptons "Tears in Heaven", gespielt von Bernd Konrad am Saxofon, sagte Rietzler: "Wir stehen hier, weil wir diesen Anfängen wehren müssen. Und wir sind nicht nur mehr, wir sind viel mehr."
Ein Blick auf den Münsterplatz zeigte: Ganz unrecht hatte sie damit nicht.