Soll der Flugplatz ganz oder teilweise zum Gewerbegebiet werden? In dieser Grundsatzfrage ringt die SPD mit widerstrebenden Meinungen in der Fraktion, die Freie Grüne Liste bemängelt das Fehlen einer ökologischen Bilanz im aktuellen Gutachten und die bürgerlichen Parteien wollen sich erst tiefer in die Materie einarbeiten, bevor sie Stellung nehmen. Allein der Stadtverband und die Fraktion der FDP geben zur künftigen Entwicklung des Flugplatzes gemeinsam eine Erklärung heraus, in der sie sich eindeutig für den Erhalt des Flugbetriebs aussprechen. „Konstanz muss sich alle Verkehrswege offen halten“, argumentieren die Liberalen. Nur ein Streifen des Geländes solle für Gewerbe ausgewiesen werden.
Die Liberalen reagieren damit auf ein Gutachten, das die Stadt Konstanz in Auftrag gegeben hatte, und das zum Schluss kam, dass im Flugplatz enorme Wertschöpfungspotenziale stecken, die der Stadt Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen bringen könnten. Untersucht worden waren mehrere Szenarien von der Beibehaltung des jetzigen Flugbetriebs von 7000 Starts im Jahr, den Ausbau auf 30 000 Starts plus einem kleinen Streifen für Gewerbe sowie die Umnutzung des gesamten oder zwei Drittel des Geländes nur für Gewerbe. Alle vier Szenarien wären rentabel. Die größten Wertschöpfungseffekte, aber auch die größten Investitionen, ergäben sich nach Gutachterangaben bei der alleinigen Nutzung als Gewerbegebiet.
Die Liberalen weisen auf viel größere und leichter zu erschließende mögliche Gebiete fürs Gewerbe am Hafner oder am Bettenberg hin. Sie betrachten den Flugplatz als wichtigen Standortfaktor. Konstanz solle sich nicht den Weg in die künftige Logistik-Technologie verbauen, in der Flugdienste durch Drohnen eine zentrale Rolle spielen werden. Hier könnten neue Arbeitsplätze entstehen. Im Wirtschaftsausschuss hatte sich auch SPD-Stadtrat Jürgen Ruff eindeutig für den Erhalt des Flugbetriebs ausgesprochen. Nicht alle in seiner Fraktion teilen seine Meinung. Ruff sagte, Konstanz habe ein Problem mit der Erreichbarkeit. Die Stadt solle deshalb auf neue Luftverkehrstechniken wie die Elektro- und Solarfliegerei sowie Drohnen-Taxis setzen, die geräuschärmer und umweltfreundlicher seien als der herkömmliche Flugbetrieb.
Sein Fraktionskollege Herbert Weber sieht dies ganz anders. Er geht davon aus, dass ein Ausbau des Flugbetriebs auf die im Gutachten genannten 30 000 Starts im Jahr erhebliche Belastungen für den Erholungsraum Bodensee darstellen würde. „Da möchte ich mal hören, was die Geschäftsführung der Mainau dazu sagt.“ Dorothee Jacobs-Krahnen (Freie Grüne Liste) vermisste die ökologischen Folgeabschätzungen für die verschiedenen Flugplatz-Szenarien. Matthias Schäfer (Junges Forum) forderte, die Firmen aufzulisten, die tatsächlich auf den Flugplatz angewiesen sind.