Ihre Kandidatur hatte Christin Löhner am 1. Oktober 2019 bekannt gegeben und war damit die erste Gegenkandidatin zum amtierenden Oberbürgermeister Uli Burchardt. „Ich habe mich über Luigi Pantisano und sein Wahlprogramm informiert, als er seine Kandidatur bekannt gab“, sagt Christin Löhner im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Schon in diesem Moment Anfang Februar sei ihr klar geworden, dass es für sie kontraproduktiv wäre, gegen Pantisano anzutreten.

Weniger politische Erfahrung

Löhner sieht viele inhaltliche Übereinstimmungen in ihrem und Pantisanos Wahlprogrammen. Sie selbst habe deutlich weniger politische Erfahrung als Pantisano und sei daher Außenseiterin. „Ich sehe mich deshalb auch nicht in der Favoritenrolle um das Oberbürgermeisteramt“, heißt es in einer Pressemitteilung Löhners.

Löhner und Pantisano sprechen miteinander

Am Dienstag, 25. Februar, hat Christin Löhner Kontakt zu Pantisano aufgenommen. Beide Kandidaten seien sich einig gewesen, dass sich ihre Programme sehr ähnelten: „Wir treten beide für mehr bezahlbaren Wohnraum ein, für die Förderung öffentlicher Verkehrsmittel und dafür, dass Konstanz bis 2030 autofrei wird“, sagt Löhner.

Im Gespräch seien die Kandidaten übereingekommen, dass Löhner zugunsten des 40-jährigen Stuttgarters auf ihre Kandidatur verzichtet. Sie ruft ihre Sympathisanten dazu auf, Pantisano zu unterstützen.

Expertin zu Themen von Transsexualität bis Transgender

Ganz umsonst gibt es diese Unterstützung nicht: „Ich habe das an eine Bedingung geknüpft“, sagt Löhner. Bei Themen, die Lesben, Schwule, Trans-, Bisexuelle und Trangender-Personen beträfen, sei sie nun einmal Expertin. Die 47-Jährige wurde als Alexander Löhner geboren und hat einen großen Teil ihres Lebens mit dem Gefühl zugebracht, im falschen Körper zu stecken. Seit 2015 unterzieht sie sich einer Hormon-Ersatz-Therapie und lebt seither auch offiziell als Frau.

Die Aktivistin will ihren bisherigen Konkurrenten nun in allen Themen, die Transsexuelle und die „queere“ Community betreffen, beraten. Sollte Pantisano gewinnen, stellt sie sich vor, sich beispielsweise als Beauftragte für diese Themen in der Stadtverwaltung zur Verfügung zu stellen.

Wenig Bedauern über Ende der Kandidatur

Das schnelle Ende ihrer Kandidatur sieht Christin Löhner recht enstpannt: „Ich habe mir von Beginn an keine allzu großen Chancen eingeräumt“, sagt sie. Sie habe sich für queere Themen einsetzen wollen – „und das hätte ich auch durchgezogen“. Sie müsse aber anerkennen, dass sie in der Politik bisher nur sehr wenig Erfahrung gesammelt habe.

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Pantisano freut sich über Unterstützung

Luigi Pantisano äußert sich ebenfalls erfreut über die neue Entwicklung. „Unabhängig davon, dass Löhner ihre Kandidatur zurückzieht, habe ich mich natürlich gefreut, dass sie mich im Wahlkampf unterstützen will“, sagt der OB-Kandidat. Er tritt als unabhängiger Kandidat an, ist aber Mitglied der Linken. Viele der Themen, die Christin Löhner umtreiben, vertrete er selbst. Er könne sich gut vorstellen, im Fall eines Wahlsiegs eine Anlaufstelle für Fragen der Geschlechtsidentität in der Verwaltung zu schaffen – zunächst in Form eines Mitarbeiters, der für diese Fragen Ansprechpartner sei. Dies könne man später ausbauen.

Inwiefern er von Löhners Wählergruppen profitieren werde, könne er im Moment nicht einschätzen, sagt Pantisano. „Fakt ist aber, dass unsere Wählergruppen im politischen Spektrum sehr ähnlich sind.“

So geht‘s bei Löhner weiter

Untätig bleiben wird die 47-jährige Stockacherin auch ohne Wahlkampfbelastungen nicht. Sie will über die Themen, die ihr am Herzen liegen, weiter mittels ihrer Selbsthilfegruppe aufklären und für die Rechte von Transsexuellen eintreten. Besonders wichtig ist ihr dabei die Aufklärung über das Thema an Schulen, da nur so verhindert werden könne, dass Transsexuelle diskriminiert werden.

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