In fünf Jahren sollen die Bagger anrollen, damit ein neuer Stadtteil entstehen kann. Konstanz macht Druck bei der Entwicklung des Hafners in Wollmatingen. Anstatt selbst Gelände zu erwerben, setzt die Verwaltung auf ein anderes Instrument. Eigentümer sollen ermuntert werden, sich an der Entstehung des Stadtteils zu beteiligen und sich mit Freude einbringen, so wünscht es sich Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn.
Damit wachsen die Erwartungen an jene, die Grundstücke im Gebiet "Nördlich Hafner" besitzen, denn Konstanz hat großen Bedarf an neuem Wohnraum. Marion Klose, Leiterin des Stadtplanungs- und Umweltamts, geht von rund 90.000 Einwohnern im Jahr 2035 aus, das sind 10,3 Prozent mehr als 2014. Die Stadt reagiert bereits mit dem Handlungsprogramm Wohnen auf diese Entwicklung. 44 Baugebiete sind darin ausgewiesen, einige werden bereits bebaut, mehrere sind in der Vorbereitung. Der Hafner ist mit Abstand das größte in Frage kommende Areal mit 45,7 Hektar. Darauf sollen 2550 Wohneinheiten entstehen, "das würde einen Befreiungsschlag bedeuten", sagte Baubürgermeister Langenstein-Schönborn.
Um schneller als durch mühsame Kaufverhandlungen an Grundstücke zu kommen, bedient sich das Bauamt des Instruments "Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme", geregelt über das Baugesetzbuch. Um es umzusetzen, hat sich die Verwaltung einen Experten an die Seite geholt. Uli Hellweg hat schon mehrere große Baugebiete hochgezogen, zuletzt in Hamburg mit 5000 Wohnungen. Er sagt: "Diese Stadt braucht einen neuen Stadtteil, um wachsen zu können." Er wird die Verwaltung bei der Maßnahme begleiten, von der sich der Baubürgermeister so viel verspricht: "Das ist ein Beteiligungsverfahren." Es geht also um Geben und Nehmen.
Die Stadt will bei den Grundstückseigentümern erreichen, dass sie den Schritt mitgehen; sie sollen mit Freude und nicht mit Angst auf den künftigen Stadtteil blicken und Spaß an der Mitwirkung haben, lauten die euphorischen Worte des Baubürgermeisters. Dahinter steckt die Absicht, dass die Eigentümer ihre Flächen zur Verfügung stellen. Natürlich werde niemand gezwungen, sagte Langensteiner-Schönborn bei einem Pressegespräch, fügte aber hinzu: Eine Verweigerungshaltung sei die schlechteste Variante. Fliege eine Fläche wieder aus dem Flächennutzungsplan, bleibe also Acker- anstatt Bauerwartungsland, habe der Eigentümer "gar nichts davon". Die zu erzielenden Preise unterschieden sich. Langensteiner-Schönborn wünscht sich bei Besitzern die Haltung: "Ich mache mit, habe am Schluss aber was davon."
Mit einer Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme kann eine Kommune umgehend das Gebiet mit all seiner Infrastruktur zu planen beginnen. Schön nächste Woche soll der Gemeinderat die vorbereitenden Maßnahmen beschließen. Damit würden die aktuellen Grundstückspreis eingefroren und Spekulationen verhindert. Die Eigentümer haben laut Stadtplaner Hellweg und Baubürgermeister Langensteiner-Schönborn mehrere Möglichkeiten. Sie können ihre Flächen entweder der Stadt zu diesem Preis verkaufen, zur Vermarktung überlassen, selbst bebauen, bebauen lassen und später selbst verkaufen. Der Eigentümer erhalte unter dem Strich den Verkaufspreis abzüglich der Infrastrukturkosten, was die Erschließung finanziert. Im Vordergrund steht die Zusage durch die Stadt über eine rasche Bebauung.
"Die Eigentümer haben nirgendwo so starke Rechte wie beim Entwicklungsrecht", sagte Hellweg. Die Stadt ist laut dem Gesetzbuch zur Transparenz und Information verpflichtet, sie verpflichtet sich auch, alle Eigentümer und Bürger an der Entwicklung des neuen Stadtteils zu beteiligen. Dass 300 Gäste bei der Tagung zur Zukunftsstadt im Dezember dabei waren, macht Langensteiner-Schönborn Mut: Er glaubt, dass sich Bürger in Fragen einbringen wie: Welches Gewerbe soll an den Hafner? Wie wollen wir zukünftig wohnen? Planer Hellwig denkt auch an die Mobilität. Zum Pressetermin hat er sogar Fotos von Stadt-Seilbahnen mitgebracht.