Es ist ein ungewöhnliches Publikum im Raum A13 des Suso-Gymnasiums an einem Freitagnachmittag bei bestem Frühlingswetter. 50 Schüler füllen die Stuhlreihen, um Andreas Zumbusch, Professor für physikalische Chemie, aufmerksam zuzuhören. Er referiert eine Stunde lang über die Entstehung des Treibhauseffekts.
Nach dem Vortrag sind einige Schüler bereit, sich mit Argumenten, die gegen die Fridays-for-Future-Demos vorgebracht werden, auseinanderzusetzen.
Was haltet ihr davon, dass ihr als Strafaktion einen Vortrag über die Entstehung des Treibhauseffekts hört?
![]() | Maruska Demsar, 15 Jahre |
„Ich finde es gut. Wir gehen demonstrieren, weil es uns wichtig ist. Wir sehen ein, dass man uns 'bestrafen' muss für das Fehlen in der Schulzeit. Ich kann es aber nicht Strafe nennen. Wir erfahren durch den Vortrag mehr darüber, was passiert und sind besser informiert über das Themengebiet, für das wir uns einsetzen.“
![]() | Paul Eutebach, 16 Jahre |
„Das Nachsitzen mit pädagogischer Maßnahme wird uns jedenfalls nicht davon abhalten, weiter zu demonstrieren.“
In sozialen Medien liest man immer wieder den Vorwurf: "Ihr lasst euch doch mit dem SUV zur Schule fahren und dann geht ihr fürs Klima auf die Straße"
![]() | Zoe Blumberg, 17 Jahre |
„Die Kommentare würden so dort nicht entstehen, wenn nicht auch etwas Wahres dran wäre. Ich sehen bei der Demo genügend Leute, die kurz danach ihren Salat in Plastikgeschirr kaufen. Ich finde es ganz wichtig, zu differenzieren. Manche, die demonstrieren, sehen es als Trend und gehen aus einer Art Gruppenzwang hin. Anderen liegt das Thema wirklich am Herzen. Ich finde es ganz wichtig, jene zu überzeugen, die nur halbherzig dabei sind, dass sie verstehen, wie wichtig es ist. Ich habe aber das Gefühl. dass diese Gruppe kleiner wird.“
![]() | Jelena Anslik, 18 Jahre |
„Beim Radfahren durch die Schottenstraße habe ich bei den entgegenkommenden Autos gesehen, dass immer nur eine Person in einem Auto saß. So etwas sollte es zukünftig nicht mehr geben. Darüber sollten sich die Erwachsenen Gedanken machen. Nörgler gegen unsere Positionen wird es immer geben. Es muss einen Systemwechsel geben. Wir schwänzen auch, um der Politik den nötigen Druck zu machen.“
Wohin gehen eure Abschlussfahrten? Seid ihr bereit, auf eine Flugreise zu verzichten und in den Schwarzwald zu fahren?
![]() | Jelena Anslik |
„Wir waren in Berlin. Aber Politiker wie beispielsweise auch Andreas Jung fliegen jede Woche von A nach B. Es kommt also auch auf die Quantität an. Es ist dann vielleicht nicht ganz so schlimm, einmalig nach Berlin zu fliegen. Allerdings kann man für eine Studienfahrt auch mit dem Bus fahren, das stimmt.“
![]() | Simon Winter, 15 Jahre |
„Es müsste einfach jemand anfangen, das zu organisieren. Wenn es angeboten würde, in den Schwarzwald zu fahren, dann würden wir das annehmen. Zudem ist es billiger, in den Schwarzwald zu fahren und dort ist es auch schön.“
![]() | Zoe Blumberg |
„Für mich hätte es Priorität, umweltfreundlich zu reisen, als zur Studienreise an einen weit entfernten Ort zu fliegen.“
Wie wirkt die Kritik an den Demos auf euch, wie geht ihr damit um?
![]() | Max Fesel |
„Von der AfD wurden wir auch als Kinderarmee bezeichnet. Das zeigt, dass wir etwas erreichen und Aufmerksamkeit erhalten. Ohne Gegenwind hätten wir auch etwas falsch gemacht.“
![]() | Paul Eutebach |
„Wenn in der Öffentlichkeit nur auf die Schulpflicht verwiesen wird, ist es eine verkürzte Debatte. Dass die Bildungsministerin nur interessiert, ob wir der Schulpflicht nachkommen, ist schade. Es geht uns um die Inhalte.“
Muss man sich denn ökologisch perfekt verhalten, um für den Klimaschutz auf die Straße zu gehen?
![]() | Paul Eutebach |
„Perfekt ist niemand. Wir sollten uns aber bemühen, ein gutes Vorbild für andere zu sein.“
![]() | Jelena Anslik |
„Man kann ja gar nicht perfekt sein, wenn das System so ist, wie es im Moment ist. Da muss erst einmal die Politik ran.“
Welchen Eindruck habt ihr von den Unterstützern wie beispielsweise "Parents for Future"?
![]() | Paul Eutebach |
„Auf den ersten Blick ist es super, dass sie uns unterstützen. Auf den zweiten Blick sind das aber auch jene Menschen, die schon längst etwas gegen den Klimawandel hätten unternehmen sollen und jetzt offenbar ein schlechtes Gewissen haben. Die Unterstützung ist daher ein zweischneidiges Schwert.“
![]() | Zoe Blumberg |
„Die Mitglieder von Parents for Future haben allerdings selbst gesagt: Wir wollen uns nicht mit euren Verdiensten schmücken. Das glaube ich ihnen auch. Immerhin werden sie jetzt selbst aktiv und das kann der Bewegung nur nutzen.“