Auch in der 14. Ausgabe hat die „Erzählzeit ohne Grenzen“ kein bisschen von ihrer Attraktivität verloren. Knapp 100 Zuhörer hat es zur Lesung von Rebekka Salm im Rahmen des regionalen deutsch-Schweizer Literaturfestivals in den Hilzinger August-Dietrich-Saal gezogen. Mit dem Debütroman „Die Dinge beim Namen“ der im Schweizer Olten im Kanton Solothurn lebenden, 44-jährigen Autorin begab sich das Publikum mitten in die Geschehnisse, die ein fiktives – wenn auch in manchem autobiografische Züge tragendes – Dorf im Schweizer Mittelland seit dreieinhalb Jahrzehnten beschäftigt.
Um das klarzustellen: Es handelt sich nicht um einen Kriminalroman. Der Verfasserin geht es darum, wie miteinander geredet wird, wann das Reden aufhört, und was passiert, wenn nicht offen geredet wird. Im Buch geben zwölf Dörfler in eng verwobenen Geschichten Einblicke in ihr Leben. Und alle werfen einen Blick auf eine kalte Februarnacht vor 34 Jahren, und jeder schildert eine andere Wahrheit. Salm sieht hier Parallelen zur #Me Too-Debatte, der ihr Roman teilweise auch zugerechnet wird: „Alle sprechen über das selbe Ereignis. Nur klingt das immer ein bisschen anders. Und keiner hat vermutlich gelogen. Alle sind sie wahr. So wahr Geschichten eben sein können „
Ein neues Gebiet
Mit ihrem Erstlingsroman hat sich die studierte Islam- und Geschichtswissenschaftlerin, Texterin, Moderatorin und Erwachsenenbildnerin auf ein für sie neues Gebiet begeben. Zwar ist die schriftstellerische Tätigkeit für Rebekka Salm nicht neu. So hat sie mit einer Geschichte 2019 den Wettbewerb des Schweizer Schriftstellerwegs gewonnen. Aber das langjährige Vorhaben, einen Roman zu schreiben, verwirklichte sie erst mehr oder minder durch einen zufälligen Anstoß.
Die Episoden dieser Entstehungsgeschichte schilderte Salm ihrem Publikum äußerst amüsant und selbstironisch – bis hin zu der, wie sie meint, verkaufsfördernden Rolle, die der ebenfalls in Olten lebende Bestseller-Autor und Erzählzeit-Teilnehmer Alex Capus dabei gespielt hat.