Ein halbes Jahrhundert verheiratet. Das sind in diesem Monat gleich zwei Gottmadinger Ehepaare und das an aufeinanderfolgenden Tagen. In 50 Jahren Ehe erlebt man einige Abenteuer und hat umso mehr zu erzählen. Beide Paare haben sich bereits in ihrer Jugend kennengelernt, und das damals noch nicht in Gottmadingen. Was die Ehe der Paare all die Jahre zusammen gehalten hat, hat jedoch ganz unterschiedliche Gründe.
Er schrieb ihr Liebesbriefe
Als sich Irina und Anton-Michael Herdean kennenlernten, waren sie beide noch in der Schule. Damals in der siebten Klasse in Rumänien. Anton-Michael Herdean saß hinter ihr und hatte bereits ein Auge auf die junge Frau geworfen. Er zögerte nicht lange: auf kleine Zettel schrieb er ihr Liebesbriefe und bewarf sie damit im Unterricht. Was wie ein kitschiger Liebesfilm klingt, führte die beiden Jugendlichen zueinander. Ziemlich bald entschlossen sie sich für die Eheschließung, obwohl ein Teil der Familie dagegen war. Als beide 18 Jahre alt waren, heirateten sie und zogen zusammen. Nun feiern die Herdeans ihren 50. Hochzeitstag, die Goldene Hochzeit. In diesen Jahren sei viel passiert, erinnert sich das Ehepaar.
Mit 30 Jahren entschlossen sich beide ihre Heimat Rumänien zu verlassen und nach Deutschland auszuwandern. Mit einem vollbepackten Auto traten sie die Reise ins Ungewisse an. Allen voran, haben sie in dieser Zeit sehr viel Glück gehabt: Anton-Michael Herdean fand schnell einen Arbeitsplatz in der Maggi und auch Irina Herdean fand eine Arbeitsstelle sowie eine Wohnung. Außerdem hat Irina Herdean drei gesunde Kinder, zwei Jungs und ein Mädchen, zur Welt gebracht, was Ärzte aufgrund ihrer Herzkrankheit für unmöglich hielten. Sie habe es jedoch „allen zeigen wollen“ und die Ärzte vom Gegenteil überzeugt.

Jeder behält seinen Freiraum
Das Geheimnis ihrer Ehe sei es, sich nicht über Kleinigkeiten zu streiten und jedem den nötigen Freiraum zu lassen. „Er darf machen, was er will und ich darf machen, was ich will“, erklärt Irina Herdean. Natürlich spiele gegenseitiger Respekt in dieser Hinsicht eine große Rolle. Auch wenn sich in vielen Bereichen ihre Meinungen der mittlerweile 68-Jährigen kreuzen, akzeptieren und lieben sie sich, so wie sie sind.
Ruhe finden am Bodensee
Ebenfalls in der Schule haben sich im Jahr 1966, Karin und Klaus Reinertz kennengelernt. „Damals war es nicht so einfach wie heute“, erzählt Karin Reinertz. Nur verheiratet durften die Beiden zusammenziehen und dafür habe es zunächst die Zustimmung der Eltern benötigt. Im November 1969 folgte die gemeinsame Hochzeit und nun feiern auch Karin und Klaus Reinertz das 50-jährige Bestehen ihrer Liebe. Einen Großteil ihrer Ehe verbrachten sie in einem Haus in der Nähe von Frankfurt. Dort haben sie auch ihre beiden Kinder aufgezogen. Die mittlerweile 42-jährige Tochter wohnt in Sankt Gallen, auch der Sohn ist ausgezogen und das gemeinsame Haus wurde für das Ehepaar allmählich zu groß.
So beschlossen sie, vor einem Jahr nach Gottmadingen zu ziehen, was rückblickend eine gute Entscheidung war. Beide sind von der Freundlichkeit der Menschen am Bodensee begeistert. „Die Leute hier sind viel ruhiger, nicht so gestresst, wie in Frankfurt„, stellt Klaus Reinertz fest.
Campen hält sie zusammen
In 50 Jahren habe sie sich vor allem selbst verändert – „wir sind einfach alt geworden“, so Karin Reinertz. Auch sie haben in ihrem Leben sehr viel Glück gehabt, es habe alles immer gerade gut gepasst. Sei es der Verkauf des Hauses oder die Suche nach einer neuen Wohnung gewesen. Außerdem halte sie ihr gemeinsames Hobby, das Campen, zusammen. Mit ihrem eigenen Wohnmobil bereisen sie ganz Europa. Gerne reist das Ehepaar in den Norden, am Liebsten nach Schweden. „Eigentlich sind wir Nordlichter“, erzählt das Ehepaar. Würde die Tochter nicht hier in der Nähe leben, wären sie vermutlich nach Schweden ausgewandert.