Die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) fährt in die roten Zahlen. Der Klimawandel kostet das Unternehmen Geld, weil der Rhein zu häufig zu wenig Wasser führt, die Energiekrise verschärft das Kostenproblem. Rund 600.000 Franken Verlust weist das Betriebsergebnis aus. URh-Geschäftsführer nennt dies außergewöhnlich – und erntet dafür die Zustimmung der Eigentümer zur Mitgliederversammlung. Denn außergewöhnlich war in der vergangenen Saison fast alles: Erst Pandemiebeschränkungen, dann Niedrigwasser und schließlich neben explodierenden Kosten für Schiffsdiesel auch noch Währungsschwankungen, die das Unternehmen unter Druck setzten.
Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der URh hatten Aktionäre und Gäste eingeladen zur Generalversammlung mit Rückblick auf das Geschäftsjahr 2022. Verwaltungsratspräsident Sönke Bandixen begrüßte die Anwesenden in der Mehrzweckhalle Schanz in Stein am Rhein. Grußworte fand auch der Schaffhauser Regierungsrat Walter Vogelsang, der die Standortattraktivität betonte sowie die großen Herausforderungen, die eine Schifffahrtsgesellschaft auf dem Rhein und Untersee zu bewältigen hat.

Anwesend waren 284 Aktionäre, die den Unternehmensverlust in Höhe von 613.000 Franken zur Kenntnisnahmen und das Betriebsergebnis, resultierend aus den Abschreibungen auf Investitionen und Wechselkursverlusten, billigten. Trotz rekordtiefer Frequenzen aufgrund großer Hitze und Trockenheit deklarierte die Geschäftsleitung das Betriebsergebnis dennoch als positiv, da der Betrieb abzüglich der Abschreibungen wirtschaftlich geführt werden konnte. Einstimmig wurde der Jahresbericht 2022 genehmigt, der Verwaltungsrat entlastet sowie das Aktienrecht revidiert.
URh-Verantwortliche rechnen mit großen Investitionen
Neben notwendigen Investitionen und langfristigen Entscheidungen sei besonders die nicht zu beeinflussende Abhängigkeit vom Wetter ein wesentlicher Faktor. Extrem-Wetter, mit zu viel oder zu wenig Wasser, bescherten der URh ein außerordentliches Geschäftsjahr, wie Geschäftsführer Remo Rey es formulierte. Hinzu kämen die leider sehr tiefen Passagierzahlen, obwohl nach der Pandemie frequenzstarke Wochenenden und Feiertage zu verzeichnen waren. Steigende Energiepreise (plus 30 Prozent), Erhöhung des Treibstoffpreises (um 20 Prozent), Materialkosten bei notwendigen Reparaturen sowie ungünstige Wechselkurse führten zu erhöhten finanziellen Belastungen für die URh und somit auch einem höheren Druck der Hauptaktionäre. Finanzielle Achtsamkeit treibe daher nicht nur die Fahrgäste um.

Ein wesentliches Ziel ist im Blick auf die Minderung des CO2-Ausstoßes die klimaneutrale Mobilität. Die Realisierung eines rein elektrischen Schiffsantriebs werde aber nur mit Hilfe der beiden Anker-Aktionäre Kanton Thurgau und Schaffhausen gelingen können. Bisher konnten durch Neumotorisierung bereits 25 Prozent Treibstoffeinsparungen erwirkt werden. „Die aktuelle Arbeit an der Flottenstrategie bildet die Basis für die weitere erfolgreiche Entwicklung und verträgt keine Experimente – vor allem nicht in Verantwortung gegenüber unseren Aktionären“, versicherte Sönke Bandixen. Auch eine Möglichkeit des „Andockens“ an das Dampferprojekt werde weiter geprüft. Bei einer gemeinsamen Versammlung im Juni soll das Thema weiter erörtert werden.
Die schönen Seiten einer Flussschifffahrt beschrieb Stadtrat von Stein am Rhein Christian Gemperle in seinen Erinnerungen an verbindende Erlebnisse aus den Jahren 1984 bis 2004. Damit den Fahrgästen auch weiterhin so einzigartige Natur- und Erholungserlebnisse geboten werden können, hat die URh mit vier gesetzten strategischen Schwerpunkten viel vor. Neben der Bemühungen um mehr Fahrgäste durch besondere Angebote, Erlebnis-Schifffahrt, Gruppenfahrten, Schwerpunkt Familie, das sogenannte „Waden-Schon-Programm“ für Fahrrad-Touristen sowie die Erweiterung von Spezialangeboten, wie das erfolgreiche Herbst-Hopping oder die schwimmende Hotel-Suite in Schaffhausen, strich Sönke Bandixen vor allem die Lösungsfindung für zukunftsfähige Angebote, die Dekarbonisierung der URh-Flotte, den Umgang mit dem Klimawandel sowie die Neupositionierung der Bordgastronomie heraus. Die bisherige Cateringfirma Fix und Fein wurde nach acht Jahren genussreichem Einsatz an Bord herzlich verabschiedet. Die Bordgastronomie übernimmt zukünftig das Startup-Unternehmen Die Kochpiraten.
Weitere Informationen im Internet unter: www.urh.ch