Gerade erst war das elegante Schiffsmodell des Schaufelraddampfers auf der Thurgauer Messe in Weinfelden (WEGA) Publikumsliebling. Nur wenige Tage später folgt eine freudige Nachricht aus Frauenfeld: Der Verein Pro Dampfer soll als eines von 20 förderwürdigen Projekten 3,13 Millionen Franken bekommen. Insgesamt sind 127,2 Millionen Franken zu verteilen. Das Geld stammt aus dem Börsengang der Thurgauer Kantonalbank und ist der Erlös von der Ausgabe der Partizipationscheine.
Die frohe Botschaft erreicht den Vorsitzenden des Vereins Pro Dampfer, Raimund Hipp, fernab der Heimat. Für einen Moment ist es vorbei mit seiner Urlaubsruhe. Der Verein ist in Hochstimmung. Zahlreiche Telefonate müssen geführt werden. „Das ist ein sehr guter Start, um neue Mitglieder und Sponsoren für unser Projekt zu finden“, sagt Hipp. Ob er enttäuscht sei, dass dem Verein nicht die beantragten acht, sondern nur drei Millionen Franken zugesprochen werden? „Auf keinen Fall“, sagt der Vorsitzende. „Ich bin sehr froh, dass wir überhaupt auf der Förderliste gelandet sind. Das bestätigt uns in unserem Vorhaben und wird das Projekt weiter beflügeln.“ Schon auf der WEGA konnte der Verein viele Besucher von der Dampfschiffidee überzeugen und neue Mitglieder gewinnen. Die Zustimmung wächst. Das war nicht immer so.

Ein Schaufelraddampfer auf dem Rhein? 2004 wurde die Idee zum Bau eines ökologisch betriebenen Touristenschiffs zwischen Schaffhausen und Kreuzlingen geboren. Der Historiker Edi Joos brachte das Thema vor den Großen Rat im Kanton Schaffhausen und Hansjörg Lang platzierte es an gleicher Stelle im Kanton Thurgau. Der Raddampfer soll vollkommen ohne fossile Brennstoffe auskommen und CO2-neutral mit Pellets und Solarenergie betrieben werden. Er soll das Ausflugsschiff „Stein am Rhein“ ersetzen, das die Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) eigentlich schon 2020 ausmustern wollte. „Doch die Anschaffung war den Räten zu teuer“, erinnert sich Hansjörg Lang. „Also haben wir beschlossen, eine Volksbewegung anzustoßen.“ War anfangs von einer Investitionssumme von zwölf Millionen Franken die Rede, so werden die Kosten heute auf 14 bis 16 Millionen Franken geschätzt.
Angesichts dieser Zahlen braucht es nicht nur Enthusiasmus, sondern auch Durchhaltevermögen. 2012 wurde der Verein „Pro Dampfer“ gegründet; 2016 die „Pro Dampfer AG“ mit Hansjörg Lang an der Spitze. Die AG ist für die Finanzierung des Schaufelraddampfers zuständig. Die große Summe schreckt Lang nicht. „Bisher haben wir eine Million Franken gesammelt. Dass wir jetzt vom Kantonsrat auf die Liste genommen wurden, gibt uns Schwung“, ist er überzeugt. Die Förderung durch den Kanton unterstreiche die Seriosität des Projektes.
Hansjörg Lang erklärt, was den Dampfer von den bekannten Rhein- und Unterseeschiffen unterscheidet: Außer dem klimaneutralen Brennstoff mit Pellets und Sonnenergie habe das Schaufelrad den Vorteil gegenüber Motorschiffen mit Schraube, dass es nur eine Handbreit Wasser unter dem Kiel benötigt. „Die Schiffschraube braucht 60 Zentimeter Wasser unterm Kiel“, sagt Lang. „Das führt in trockenen Sommern immer wieder zu längeren Ausfällen auf der Strecke.“ Um den Tiefgang weiter zu vermindern arbeite der Verein derzeit an einer Reduzierung des Gewichts. „Wir prüfen jetzt, ob wir den Korpus aus Aluminium statt Stahlblech bauen können.“
Als Event- und Ausflugsschiff geplant
Auch der Heizkessel für die Pellets soll eine Spezialanfertigung werden. Er müsse im Durchmesser 40 Zentimeter kleiner ausfallen, um Platz im Fahrgastraum zu gewinnen. 300 Passagiere sollen auf dem Schaufelraddampfer mitfahren können. „Das wird ein Highlight für den Tourismus“, ist Hansjörg Lang überzeugt. „Es soll aber kein Linienschiff, sondern ein Event- und Ausflugsschiff werden.“ Verhandlungen zum Bau mit einer holländischen Werft laufen schon. Doch zuvor müssen der Verein und die Pro Dampfer AG noch zehn Millionen Franken einsammeln. Hansjörg Lang gibt sich optimistisch. Auch darüber, dass das Volk die vom Regierungsrat vorgelegt Projektliste am 18. Juni 2023 akzeptieren wird.