Elmar Veeser

Bei einem Wildbienen-Prohjekt in Obergailingen haben sich mittlerweile 80 Bienenarten angesiedelt. das ist das Zwischenfazit von Experten, die sich nun an den angelegten Nistplätzen der Insekten trafen und über das Vorhaben informierten. Wildbienen sind längst nicht so im Bewusstsein der Bevölkerung verankert wie ihre Verwandten, die Honigbienen; doch auch die Wildbienen, zu denen auch die Hummeln zählen, gehören zu den wichtigen und unverzichtbaren Nützlingen.

Mit bis zu 5000 Blütenbestäubungen pro Tag und Insekt, zum Beispiel bei Obstbäumen, Sonnenblumen und Raps, sind sie für die Landwirtschaft unverzichtbar. Umso alarmierender sind deshalb die aktuellen Zahlen, dass von den aktuell 561 verschiedenen Wildbienenarten, die es in Deutschland gibt, 40 Prozent im Bestand gefährdet sind.

20 Standorte in ganz Deutschland

Hier setzt das Projekt "BienABest" an, dessen Ziel es ist, die Wildbienenarten in Deutschland zu erhalten. Dazu haben sich Wissenschaftler der Universität Ulm vom Institut für Evolutionsökologie und Naturschutzgenomik sowie vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) zusammengetan, um in ganz Deutschland an zwanzig Standorten "Wildbienenweiden" aus heimischen Wildkräutern und Kulturpflanzen anzulegen, um die Nahrungsgrundlage der gefährdeten Insekten zu optimieren.

Darüber hinaus legen sie Nisthügel für die meist bodenbrütenden Wildbienen an, die mit ihren Mundwerkzeugen Brutröhren graben. Die neun Meter langen und zwei Meter hohen Nisthügel gleichen Sandburgen, da die Tiere bewuchsfreie Stellen bevorzugen.

Im Oktober des vergangenen Jahres wurden auch in Obergailingen – nur einen Steinwurf vom Rhein entfernt – drei Wildbienenweiden mit speziell auf die Insekten zugeschnittenen Saatmischungen angelegt. Die Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz (BfN), Beate Jessel, besuchte die Wissenschaftler nun vor Ort, um sich über den Projektstand zu informieren.

80 Wildbienenarten sind schon da

Das BfN bringt von der Gesamtinvestitionsumme für das "BienABest"-Projet in Höhe von 3,5 Millionen Euro alleine 2,6 Millionen Euro auf. Manfred Ayasse, der das Umsetzungsprojekt leitet, und Projektkoordinator Hans Schwenninger, beide von der Universität Ulm, berichteten davon, dass bei 1800 Begehungen beim Obergailinger Projekt 80 Wildbienenarten gezählt worden.

Auch seltene Bienenarten nutzten die neu angelegten Obergailinger Bienenweiden, wie zum Beispiel die "Gelbbindige Furchenbiene", die unter anderem von der Flockenblume profitiere. Schwenninger erfand dazu ein Verfahren, mit dem Wildbienen eingefangen und bestimmt werden können, ohne diese dabei zu verletzen.

Biobauern stellen Land zur Verfügung

An dem Projekt haben auch Rosa und Heiner Bucheli viel Freude, Biobauern vom Johannishof, denen das Land mit den Bienenweiden gehört. "Wenn man will, dass sich etwas ändert, muss man selbst damit anfangen", sagt Heiner Bucheli. In dem großen Nisthügel, der vom Landschaftserhaltungsverband Konstanz (LEVKN) mit schwerem Gerät angelegt worden ist, haben die Wildbienen zur großen Freude der Wissenschaftler schon Brutröhren angelegt.

Heike Seitz vom VDI-Technologiezentrum in Düsseldorf berichtete über den Beitrag ihres Instituts zu dem Projekt, wobei es um die standardisierte Anlegung der Wildbienenweiden, detaillierte Bauvorgaben für die Nisthügel und die Erfassung der Wildbienen und deren Bestäubungsleistung im Feld geht. Nur so erhalte man belastbare Langzeitdaten aus diesem Langzeitprojekt, das bis zum Jahr 2027 laufe, wie die BfN-Präsidentin Beate Jessel ergänzte.