Der Klimawandel ist kein Phänomen, das sich nur an den Polkappen abspielt. Er ist auch nichts, was zukünftig droht, sondern seine Auswirkungen sind längst Gegenwart. Dafür gibt es kaum einen besseren Indikator als den Zustand der Wälder in unseren Breiten. Wie es um den Stadtwald Engen steht und wie in diesen Zeiten Forstwirtschaft betrieben wird, legten die Vertreter des Kreisforstamts Konstanz aktuell im Engener Gemeinderat vor.
„Der Wald krankt und jeder zerrt daran“, bringt es der Engener Revierförster Thomas Hertrich im Gespräch gewohnt deutlich auf den Punkt. Da sind die Interessen der Waldbesitzer, die des Umweltschutzes und die der Menschen, die den Wald zur Naherholung nutzen. Wie sich die Lage der Wälder im Kreis Konstanz und insbesondere im Engener Stadtwald darstellt, beschrieb Forstamtsleiter Walter Jäger. In den vergangenen Jahren habe man im Landkreis hauptsächlich ein Schadholz bedingtes Wirtschaften gehabt. Überdurchschnittlich hohe Temperaturen und Trockenheit machten nicht nur der Fichte, die stark unter Schäden durch Käferbefall leidet, zu schaffen.
Mittlerweile seien auch Buchen und Tannen durch die klimatischen Veränderungen angegriffen. Das ist besonders dramatisch, weil die Buche eine der häufigsten Baumarten in den hiesigen Wäldern ist und bislang eher als klimaresistentere Art galt. „Wenn die Buche stirbt...“, Revierförster Thomas Hertrich spricht nicht weiter. Die Vorstellung ist ihm offenbar zu düster. Dass sich vorausschauende Forstwirtschaft mit viel Engagement und Herz für den Wald bezahlt macht, war eine der wenigen positiven Vermerke, die die Forstleute dem Rat präsentieren konnten. „Die Nutzung in Engen zeigt, dass Kalamitäten hier nicht so stark zu Tragen gekommen sind“, konstatierte Walter Jäger. Damit ist unter anderem das vorsorgliche Pflanzen junger Bäume zwischen kranken und alten Beständen zu verstehen und ebenso die Bemühung, klimaresistentere Baumarten im Wald zu etablieren.

Der Forstamtsleiter zeigte außerdem die Grenzen der Waldwirtschaft auf. „Wir sind an der Grenze dessen, was wir nachhaltig aus den Wäldern holen können“, gab er zu bedenken. Die Verwertung von Holz als Brennstoff sei nach oben hin nicht offen, sagte er mit Bezug auf das aktuell stark nachgefragte Brennholz. Das Holz sollte vorwiegend anderweitig verwendet werden, beispielsweise als Baustoff. Jäger betonte, dass es wichtig sei den Wald für die Zukunft umzubauen. Dabei soll das Hauptaugenmerk weiterhin auf heimischen Baumarten liegen. Dennoch sei zusätzlich das Experimentieren mit neuen Arten sinnvoll.
Waldbewirtschaftung wird zum Kostenfaktor
Revierförster Thomas Hertrich und Forstwirtschaftsstudent Daniel Yanai stellten außerdem den Bewirtschaftungsplan des städtischen Forsts für 2023 vor. Dank gestiegenen Holzpreisen rechnen die beiden mit einem Gewinn rund 80.000 Euro im nächsten Jahr. Allerdings könne sich diese Planung auch schnell wieder ändern, so Hertrich. Der Förster zweifelt daran, dass der Holzpreis so hoch bleibt. Aus diesem Jahr geht der städtische Forst mit einem Gewinn von knapp 10.000 Euro hervor. Die Jahre zuvor schrieb der Forst aufgrund vieler Schäden und niedrigen Holzpreisen ein Minus.