Der Engener Kunstsommer bietet nach den durch Corona bedingten Einschränkungen hochwertige Ausstellungen: Bis Anfang Juli eröffnen zwei neue Ausstellungen im Engener Museum. Die Werkschau von Boris Petrowsky – Buzzerworld – ging kürzlich zu Ende. Der Konstanzer Künstler hatte Bilder und Installationen im Museum präsentiert.

Kurator Velten Wagner zeigte sich zufrieden mit dem Erfolg der Ausstellung. Werkschauen mit installativen Arbeiten seien sehr aufwändig, so Wagner. Zugleich sind diese Ausstellungen seiner Ansicht nach schwierig zu vermitteln.

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„Das interessierte Publikum schätzt sie aber, gerade weil es mal etwas anderes ist“, so Wagner. Für eher konservativ geprägte Besucher seien solche Werke eher gewöhnungsbedürftig. „Ein konzeptueller Ansatz erfordert Abstraktionsvermögen. Man muss sich darauf einlassen“, so der Kunstvermittler. Auch Malerei erfordere durchaus Beschäftigung mit dem künstlerischen Ansatz. „Aber sie ist etwas leichter zu erschließen“.

Die Werke sind nicht „fertig“

Auch Davor Ljubicic kommt aus Konstanz. Der Künstler stellt ab Ende Juni seine Werke auf Einladung der Stubengesellschaft im Engener Museum aus. „Undatiert“ ist der Titel seiner Werkschau, ein Begriff, der seinen Ansatz gut beschreibt. Denn Ljubicics Arbeiten sind nicht „fertig“, der Künstler unterwirft sie einem erneuten Bearbeitungsprozess.

Die Arbeit von Davor Ljubicic ist Teil der kommenden Ausstellung im Engener Museum. Der Konstanzer Künstler zeigt auf Einladung der ...
Die Arbeit von Davor Ljubicic ist Teil der kommenden Ausstellung im Engener Museum. Der Konstanzer Künstler zeigt auf Einladung der Stubengesellschaft Engen ab 25. Juni monumentale Kohlezeichnungen auf schwerem Aquarellpapier, mit Leinöl und Graphit durchtränkte Papier-Arbeiten auf eisernen Stellagen, Fragmente von farbintensiven Malereien und raumgreifende Installationen. | Bild: Davor Ljubicic

Als rektifizierte Artefakte bezeichnet Ljubicic die Arbeiten seiner Werkserie der letzten Jahre und er meint damit die stetige, bewusste Auseinandersetzung mit den Überbleibseln früherer Werkblöcke, Installationen oder Performances“, so beschreibt es die Ankündigung. Es sind Experimente mit der eigenen Kunst: Der Künstler unterzieht die „Relikte“ einer Transformation, „gräbt“ sie aus, bearbeitet und ergänzt sie und unterwirft sie so einer unendlichen Metamorphose.

Immer mehr Frauen in der Kunstwelt

Das zweite Museumshalbjahr ist fest in weiblicher Hand. „Wir zeigen tatsächlich vor allem Künstlerinnen“, so Kurator Wagner. Auf Sybille Möndel folgen Gunilla Jänichen, Christiane Pieper und Lydia Leigh Clark. „Dass wir immer mehr Frauen im Museum zeigen, ist keine Absicht, sondern ein unbewusster Prozess“, betont Velten Wagner.

„Man merkt deutlich, dass immer mehr Frauen in der Kunstwelt mitspielen“. Nach Sybille Möndels „Pflanzungen“, Bilder, in denen die Künstlerin Druck, Zeichnung und Malerei verbindet, folgt „The other space“ von Gunilla Jänichen. Ihre „Wesen“ wie sie es nennt, sind in fast comichaftem Stil gehalten, einfach und unmittelbar, kombiniert mit starken, emotional besetzten Farben.

Im Herbst und Winter folgen Malerei von Christiane Pieper und Lydia Leigh Clarke. Ganz nach dem Motto „Vor der Sonderausstellung ist nach der Sonderausstellung“ (Wagner) laufen die Vorbereitungen für die Frühjahrsausstellung „Hymnen an das Leben“ mit Werken von Hermann Stenner. Alle drei Jahre macht das Museum eine Sonderschau, zuletzt war es 2020 „Himmel und Hölle. Der deutsche Expressionismus um 1918“.

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„Wir hatten 5000 Besucher trotz Corona, ich bin überzeugt, dass wir auch diesmal ein gutes Ergebnis erzielen werden“, so Velten Wagner. Mit Bildern des im Ersten Weltkrieg gefallenen Stenners bringt das Museum einen bedeutenden Künstler nach Engen. „Wir zeigen ihn auf einem ganz neuen Niveau“, so Kurator Wagner. „Wenn Deutschland einen Picasso im 20. Jahrhundert gehabt hätte, wäre das Hermann Stenner gewesen“.