Holle Rauser

Die Familienbilder, die Terina Meidanval bei sich trägt, scheinen wie aus einer anderen Zeit: Frauen im Sommerkleid, mit offenen Haaren, modisch gekleidet im Stil der 70er-Jahre und Mädchen in Schuluniform. Diese Freiheit gibt es mittlerweile nicht mehr und mit der Machtübernahme der Taliban hat sich die Lage in Afghanistan gerade für Frauen und Kinder erneut verschärft. Zwar gebe es Demonstrationen gegen das Terrorregime, so Terina Meidanval. „Aber die Teilnehmerinnen und ihre Familien werden anschließend verfolgt, gefoltert, vergewaltigt“.

Zusammen mit Zainab Hussaini gab sie am „Afghanischen Abend“ in Engen einen Überblick über die Situation in dem Land. Die Länderabende, bei denen Kultur und Geschichte der „Neu-Engener“ vorgestellt werden, Raum für Austausch und ein buntes Rahmenprogramm geboten werden, sind fast schon Tradition in Engen.

Kultur kennenlernen

Mit Musik, Gesang und Tanz konnten die Besucher die afghanische Kultur erleben und wurden mit landestypischen Speisen verwöhnt.

Die Musiker Elham Elyas, Toufan Ramin und Rahman Arya (von links) aus Frankfurt gestalteten beim afghanischen Abend in Engen das ...
Die Musiker Elham Elyas, Toufan Ramin und Rahman Arya (von links) aus Frankfurt gestalteten beim afghanischen Abend in Engen das musikalische Rahmenprogramm. | Bild: Holle Rauser

Über 300 Gäste wurden in der Stadthalle begrüßt, eingeladen hatte der Verein „Unser buntes Engen“, dessen Vorsitzender Ajmal Farman selbst vor rund 20 Jahren aus Afghanistan gekommen ist. „Ich freue mich sehr, dass auch Besucher aus dem Landkreis und darüber hinaus den Weg hierher gefunden haben“, so Farman. Bürgermeister Johannes Moser betonte, unter den rund 440 Geflüchteten in der Stadt seien 65 afghanischer Herkunft, darunter viele Ortskräfte mit ihren Familien, die hier eine neue Heimat finden könnten.

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Nirgends auf der Welt ist die Kindersterblichkeit höher

„Afghanistan ist seit dem Ukraine-Krieg aus dem Blick gerückt“, sagte Referentin Zainab Hussaini. Die Menschen leiden auch unter Naturereignissen wie Dürren sowie der schlechten Wirtschaftslage und einer katastrophalen medizinischen Versorgung.

Auch Wolfgang Heintschel von der Caritas Singen machte deutlich: „Das Schlimmste ist das Vergessen“. Afghanistan sei das Land mit der weltweit höchsten Säuglings- und Kindersterblichkeit. Die Organisation „Caritas international“ versuche, mit einem „Mutter-Kind-Projekt“ in Kabul mit Hebammen und Helferinnen Frauen physisch und psychisch zu unterstützen.

Zu Gast beim Engener „Afghanischen Abend“ war auch der Vorstand der Caritas Singen-Hegau, Wolfgang Heintschel (rechts, mit ...
Zu Gast beim Engener „Afghanischen Abend“ war auch der Vorstand der Caritas Singen-Hegau, Wolfgang Heintschel (rechts, mit dem Ajmal Farman, Vorsitzender des Vereins „Unser buntes Engen“), der über die Situation in Afghanistan und das Mutter-Kind-Hilfsprojekt der Caritas International berichtete, das von „Der Hegau hilft Afghanistan“ unterstützt wird. | Bild: Holle Rauser

Das Spendenprojekt „Der Hegau hilft Afghanistan“ der Caritas Singen-Hegau und der Vereine „InSi“ und „Unser buntes Engen“ unterstützt diese Maßnahme. Einzelfallhilfe leistet der Verein „Kinder brauchen uns“, der betroffene afghanische Kinder nach Deutschland holt und dort operieren lässt und vom Engener Verein „Unser buntes Engen“ mit einer Spende in Höhe von 3500 Euro bedacht wurde.