„Wir übernehmen jeden sofort, der hier ausgebildet wird“, sagte der Geschäftsführer des Maschinenbau-Unternehmens Waldorf Technik in Engen. Er machte deutlich, wie gefragt gut ausgebildete junge Menschen sind. Um mehr über den Bedarf an Fachkräften zu erfahren und ihre Pläne für ein neues Einwanderungsgesetz vorzustellen, stattete die FDP-Bundestagsabgeordnete Ann-Veruschka Jurisch dem Engener Unternehmen ein Besuch ab. Mit von der Partie waren auch Bürgermeister Johannes Moser und Wirtschaftsförderer Peter Freisleben.

Ingenieure, Software-Spezialisten, und insbesondere Mechatroniker seien bei ihnen sehr gefragt, vermittelte Gregor Kessler. Es mangele aber bereits an Auszubildenden. Gerade seien vier Mechatroniker in Ausbildung. Aber eigentlich würde der Spezialist für die Automation im Spritzgießbereich gerne fünf oder sechs Nachwuchskräfte ausbilden, so Kessler.

Einer der größten Arbeitgeber in Engen

Die Firma Waldorf Technik hat aktuell 125 Mitarbeiter und gehört zu den fünf größten Unternehmen in Engen. Der Maschinenbauer ist Teil der weltweit agierenden Hahn Gruppe und erzielt einen Jahresumsatz von 30 Millionen Euro, stellte der Geschäftsführer das Unternehmen vor. Hergestellt werden vollautomatische Maschinen für die Medizintechnik und den Healthcare-Bereich, wie zum Beispiel zur Herstellung von Kontaktlinsen.

Der Geschäftsführer der Waldorf Technik in Engen, Gregor Kessler, stellte beim Termin mit der Bundestagsabgeordneten Ann-Veruschka ...
Der Geschäftsführer der Waldorf Technik in Engen, Gregor Kessler, stellte beim Termin mit der Bundestagsabgeordneten Ann-Veruschka Jurisch das Unternehmen vor und machte deutlich, dass er es schätzen würde Fachkräfte aus dem Ausland für sein Unternehmen gewinnen zu können. | Bild: Kerle, Helene

„Haben Sie Mitarbeiter aus dem Ausland?“, wollte Ann-Veruschka Jurisch von Gregor Kessler wissen. Wenig, entgegnete dieser. Es gibt unter anderem einige Angestellte aus Syrien, dem Irak und der Ukraine, die sie übernommen hätten. „Die Fachkräfteinwanderung soll die Suche nach Fachpersonal erleichtern. Angesichts des demographischen Wandels ist das besonders notwendig“, gab Jurisch dem Geschäftsführer zu verstehen. Aktuell gebe es weniger als einen Arbeitslosen auf eine offene Stelle. Deutschland brauche eine Zuwanderung von 400.000 Arbeitskräften pro Jahr, um die Lücke des demographischen Wandels zu schließen, schildert Jurischs Wahlkreisreferentin Carina Müller. Bislang sei die Anerkennung der Ausbildungen aus dem Ausland noch ein Problem, gab die Bundestagsabgeordnete zu. „Wir wollen uns als Einwanderungsland bekannt machen“, so Jurisch zum Vorhaben der Regierungskoalition. Sie arbeitet in Berlin aktiv am Gesetzentwurf zur Reform der Fachkräfteinwanderung mit.

Bei ihrem Besuch der Maschinenbaufirma Waldorf Technik horchte Bundestagsabgeordnete Ann-Veruschka Jurisch nach den Bedürfnissen und ...
Bei ihrem Besuch der Maschinenbaufirma Waldorf Technik horchte Bundestagsabgeordnete Ann-Veruschka Jurisch nach den Bedürfnissen und Schwierigkeiten der Firma neue Fachkräfte zu gewinnen. Den Termin begleiteten Wirtschaftsförderer Peter Freisleben (links) und Bürgermeister Johannes Moser. | Bild: Kerle, Helene

Mit dem neuen Gesetz soll die vereinfachte Einwanderung für Fachkräfte – wie sie es aktuell als Westbalkan-Regelung gibt – als Kontingent ausgebaut und auf weitere Länder angewandt werden. Konkret soll die Einwanderung für drei Gruppen von Fachkräften erleichtert werden. Für Akademiker und Ausgebildete, deren Abschluss in Deutschland anerkannt ist. Außerdem, und das ist neu, soll die vorhandene Berufserfahrung geltend gemacht werden können. Eine zweijährige Ausbildung im Herkunftsland und zwei Jahre Berufserfahrung würden dann ebenfalls ausreichen, um in Deutschland arbeiten zu können. Die dritte Säule des Gesetzes sieht eine Chancenkarte vor, ähnlich dem Punktesystem von Kanada. Die Chancenkarte ist ein Visum für ein Jahr, um in diesem Zeitraum eine Stelle in Deutschland zu finden. Voraussetzung soll auch hier eine abgeschlossene zweijährige Ausbildung sein oder ein Hochschulabschluss sowie Deutsch- oder Englischkenntnisse.

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Kessler bemerkte, dass die ausländischen Fachkräfte eine hohe Qualität hätten. Nur das Bürokratische stelle bislang eine Hürde dar. Bürgermeister Johannes Moser nutzte die Gelegenheit, um die Bundestagsabgeordnete auf eine Schwierigkeit der Kommunen hinzuweisen, die sich durch den Zuzug von Fachkräften verstärken könnte. Denn auch diese bräuchten Wohnraum, Schulen und Plätze für die Kleinkindbetreuung. „Der Staat muss auch andere Folgen mitdenken“, gab er zu verstehen.