Der Kontrast könnte größer nicht sein: Kraftvoll und ungestüm, fast gewalttätig scheinen die schwarzen Pinselstriche aus den weißen Mauern des ehemaligen Klosters hervor zu sprengen – die großformatigen Bilder verstören und gehen regelrecht unter die Haut. Dem energetischen Spannungsfeld kann sich der Betrachter kaum entziehen. „Undatiert“ heißt die Ausstellung von Davor Ljubicic im Städtischen Museum Engen. Denn wie er selbst sagt, werde das Fertige von heute morgen ausgelöscht, zerstört und ins Neue integriert.
Ljubicics Schaffen entfaltet sich im Spannungsfeld zwischen Malerei, Zeichnung, Film, Rauminstallation, Objektkunst und Performance. 2020 wurde er mit dem Konstanzer Kunstpreis ausgezeichnet. Die Engener Ausstellung zeigt monumentale Kohlezeichnungen auf schwerem Aquarellpapier und mit Leinöl und Graphit durchtränkte Papierarbeiten auf eisernen Stellagen, die sich als Installation durch den Raum ziehen.
So malt der Künstler
Davor Ljubicic bevorzuge die Zeichnung, erläuterte Laudatorin Andrea Gamp, er kratze mit ihr aber auch gerne an der Grenze zur Malerei: „Zeichnen ist schnelle Skizze, die nicht jede Linie rechtfertigen will, aber dennoch kompositorischen Überlegungen folgt.“ Figuration und Formensprache würden radikal autonom. Auf den großformatigen Papierbögen würden sich die bunten Farbkleckse durch schwarze Farbschlieren als Übermalung hindurch kämpfen: „Kohle und Ölfarbe treffen kratzend und krachend auf die Bildträger, pudrige Häute aus „Kohle-Schwarz“ und bunte Ölspuren ringen explosionsartig miteinander“, so Gamp. Dieser Farbeinsatz gebe den dichten Spiralformen und transparenteren Farbblasen noch mehr Dimension.
Die Zeichnungen an den Metallgestellen verdichten sich zum Objekt, das an Teilen ohne Bilder Durchblicke schafft und für den Betrachter begehbar macht. „Überarbeitung, Destruktion und freie Rekombination kennzeichnen das ständig fluktuierende Oevre des Künstlers“, so Gamp. Davor Ljubicics Kunst verstört und fasziniert zugleich. Bis 21. August ist sie zu sehen.
Das Städtische Museum Engen ist geöffnet Dienstag bis Freitag von 14 bis 17 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 3 Euro, ermäßigt 2 Euro. Sonderausstellungen kosten 6 Euro Eintritt, ermäßigt 5 Euro. Am ersten Sonntag eines Monats ist der Eintritt frei, auch Kinder unter 16 Jahren sowie Schulklassen müssen nichts bezahlen.