Wer war Hermann Stenner? Was ist das Besondere an diesem Künstler, dem das Städtische Museum Engen seine diesjährige Sonderausstellung widmet? Unter dem Titel „Hermann Stenner – Hymnen an das Leben“ rückt das Museum einen außergewöhnlichen Künstler des frühen 20. Jahrhunderts ins Licht, bei dem Genie und Tragik unmittelbar aneinanderstoßen. Hermann Stenner (1891 bis 1914) wurde nur 23 Jahre alt und hinterließ nach seinem Tod als Soldat im ersten Weltkrieg und nach nur fünfjähriger Schaffenszeit etwa 280 Gemälde und etwa 1700 Aquarelle und Zeichnungen. Die Ausstellung zeigt 80 Werke aus der Sammlung Bunte, die Stenners Werdegang von Impressionismus über Expressionismus bis Abstraktion aufzeigen.
„Das Besondere an diesem Künstler auch heute noch ist die Nicht-Hinnahme der sogenannten unumstößlichen Tatsachen“, erläuterte Museumsleiter Velten Wagner. Stenner gehörte damals zur jungen Generation von Künstlern, die die althergebrachte akademische Kunstdoktrin des Naturalismus, das Arbeiten nach dem Abbild der Natur, strikt ablehnte. „Ihm ging es um das Eigenschöpferische, um die psychische Wirkkraft von Formen und vor allem von Farben“, die seien für Stenner Ausdruck seines inneren Erlebens. Seine Eindrücke habe er festgehalten, er habe sie umgeformt, so Wagner. Sein früher Tod sei ein schmerzlicher Verlust gewesen. Laut seinem Studienkollegen Willi Baumeister, der ein bekannter Künstler wurde, habe Stenner der größte Maler Deutschlands werden können. „Er hinterlässt ein schwarzes Loch in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts“, so Wagner.
Bürgermeister Johannes Moser richtete seinen Dank an den Leihgeber Hermann-Josef Bunte und seine Frau und alle, die diese Sonderausstellung unterstützt haben. Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Kunsthaus Apolda Avantgarde und wird im Anschluss nach Thüringen wandern. Umrahmt wurde die Vernissage von der Musikgruppe Saxyphones der Stadtmusik, zu sehen ist die Schau bis 2. Juli.