Kaum rückt die Osterzeit näher, sind sechs Frauen in Aach besonders fleißig. Denn dann kümmern sich Andrea Neidhart, Erika Neidhart, Iris Bächler, Veronika Gabele, Isolde Gnirss und Rosi Kusserow um den Osterbrunnen – den zu schmücken ist ein beliebter Brauch zu den Feiertagen. Das feierliche Ritual kommt ursprünglich aus der fränkischen Schweiz in Bayern. In unserer Region noch nicht so verbreitet, wird der Brauch im Städtchen Aach seit elf Jahren von der Gruppe „Kreative Frauen von Aach“ liebevoll gepflegt. Wir waren beim sogenannten Kranzen dabei.

Aber welche Bedeutung steckt eigentlich dahinter? Das Schmücken des Dorfbrunnens war ein feierlicher Akt in Kleinstädten oder in Dörfern während der Osterzeit. Dabei wurde der Brunnen oder die Wasserquelle des Dorfes als Zeichen der Dankbarkeit festlich geschmückt. Mündlichen Überlieferungen zufolge wurde der erste Osterbrunnen im Jahr 1908 in einer Gemeinde bei Nürnberg geschmückt. In der Folgezeit ist das Schmücken des Osterbrunnens inzwischen jedoch auch in anderen Teilen Deutschlands weit verbreitet – etwa in Aach.

In Aach werden erst die Girlanden hergestellt und aus Buchsbaum gebunden. Nicht immer habe es genügend Buchs gegeben. „Der Zünsler war schuld„, wissen die fünf Damen über ihrer Arbeit zu berichten. Aber dieses Jahr gebe es das Grün wieder ausreichend.
Alle sind mit großer Begeisterung schon seit Anfang und immer noch gerne dabei, das zeigt die lockere Stimmung der Runde. Wie viele Ostereier sie brauchen? „Wir haben nicht gezählt, schätzen aber um die 150“, erklären sie übereinstimmend. Wie viele tatsächlich beim Osterbrunnen in Aach zum Einsatz kommen, können die fleißigen Gestalterinnen spontan gar nicht sagen. Aber dass das Schmücken zum Brauch geworden ist, das weiß Iris Bächler, Organisatorin der Schmück-Aktion, ganz genau. Denn auf das sichtbare Zeichen gelebter Heimatliebe ist sie mit ihren Mitstreiterinnen auch etwas stolz.
Bunter Schmuck für sanierten Mühlenplatz
Der Hauptgrund für das Schmücken der Dorfbrunnen Anfang des 19. Jahrhunderts lag vermutlich darin, den Brunnen als wasserspendenden und lebenswichtigen Bestandteil der Gemeinde zu Ehren. Für die Aacher Initiatorinnen war der schöne Brunnen auf dem Mühlenplatz Anlass: „Der Brunnen schmückt den Mühlenplatz, der seit seiner neuen Gestaltung mit seinem wöchentlichen Markt und festlichen Veranstaltungen zum gesellschaftlichen Mittelpunkt der Gemeinde geworden ist. Deshalb haben wir uns damals entschlossen, ihn für das Osterfest noch weiter aufzuwerten“, beschreibt Iris Bächler.

Früher wurde vor dem Schmücken des Brunnens dieser von Jugendlichen gründlich gereinigt. Auch dieser Brauch ist in Aach erhalten geblieben. „Rechtzeitig nach dem Winter und vor dem Schmücken wird der Brunnen von der Stadt gereinigt, frisch gestrichen und für die neue Saison vorbereitet“, sagt Iris Bächler.
Stadtverwaltung beteiligt sich an der Tradition
Die Stadt Aach übernimmt die Kosten für das Material und den Blumenschmuck. „Aber das meiste machen wir selbst und freuen uns, wenn der Brunnen über die Osterfeiertage in seiner ganzen Pracht erstrahlt, und signalisiert, dass endlich Frühling wird“, schildern die Frauen ihre Motivation.
Die Arbeiten beginnen am Montag, aufgebaut wird am Mittwoch vor Palmsonntag, und sind zum Marktgeschehen am Donnerstag fertig. Geschmückt bleibt der Brunnen „ bis er nicht mehr so frisch aussieht“, wie die Frauen sagen. Meistens wird er nach etwa vier Wochen abgebaut.
Gelobt wird das Kreativteam auch für seine weiteren sozialen Einsätze in der Gesellschaft. „Das Team setzt mit dem Schmücken des Osterbrunnens ein weiteres Zeichen von guter Gemeinschaft und vorbildlichem Gemeinsinn“, lobt Bürgermeister Manfred Ossola. „Ich freue mich und mit mir alle Aacher Bürgerinnen und Bürger, dass sie diesen schönen Brauch eingeführt haben und ihn fortführen.“