Herr Ossola, kürzlich hatten Sie Halbzeit in Ihrer Amtszeit als Bürgermeister von Aach. Momentan sind Sie im Rathaus aber gar nicht so leicht zu erreichen, bei den vielen Baustellen...

Ja, wir investieren derzeit 2,2 Millionen Euro für Bauarbeiten in unserem Ortskern. 900.000 Euro davon kommen aus dem Landessanierungsprogramm. Über dieses Programm wurde in den 1980er-Jahren auch die Altstadt saniert, was sich wirklich gelohnt hat. Für die jetzige Runde sind wir 2012 ins Landessanierungsprogramm gekommen. Losgegangen ist es mit dem EMA-Areal, einem früheren Industriegelände. Dort haben wir einen Nahversorger und einige Bauplätze etabliert. Dann gab es weitere Mittel für die Ortsmitte.

Was soll denn in der Ortsmitte saniert werden?

Da ist der Kindergarten drin und ein Gebiet darum herum. Außerdem wollen wir das alte Sägen- und Mühlengebäude auf dem Roth-Areal wiederbeleben. Die Stadt hat es gekauft, später soll es an einen Investor gehen. Das Ziel ist, dass die denkmalgeschützten Gebäude saniert werden und ein kleines Baugebiet entsteht. Und das Rathaus soll barrierefrei werden.

Was hat das zu bedeuten?

Dabei spielt auch das benachbarte Feuerwehrhaus hinein. Dort fehlt nämlich Platz. Deswegen wollen wir den alten Musiksaal im Rathaus für die Feuerwehr nutzen, zum Beispiel für Umkleiden. Ins große Treppenhaus, das daneben liegt, soll dann ein Aufzug für den barrierefreien Zugang ins Rathaus kommen und zusätzliche Toiletten für die Mitarbeiter. Dafür müssen allerdings die Vereine, die den alten Musiksaal und weitere Räume im Rathaus-Nebengebäude derzeit nutzen, erst neue Räume bekommen. Sie sollen ins Gebäude Mühlenstraße 1 umziehen. All das soll in den Jahren 2022 und 2023 passieren.

Im Ortszentrum von Aach ist schon deutlich zu erkennen, wie es am Ufer der Aach bald aussehen soll. Kurz vor Weihnachten legten die ...
Im Ortszentrum von Aach ist schon deutlich zu erkennen, wie es am Ufer der Aach bald aussehen soll. Kurz vor Weihnachten legten die Bauarbeiter noch einmal Hand an. | Bild: Freißmann, Stephan

Corona beschäftigt die Menschen. Wie ist Aach bislang durch die Pandemie gekommen?

Wir hatten in den vergangenen Wochen immer wieder Zeiten mit einer Inzidenz von mehr als 1000. Das sieht zunächst einmal riesig aus. Man muss es aber mit der Zahl von 2300 Einwohnern in Bezug setzen. Da fällt es gleich deutlich ins Gewicht, wenn etwa ganze Familien betroffen sind. Das Geschehen war aber tatsächlich diffus, wir konnten keinen Hotspot ausmachen. Und wir haben die Sache in Kindergarten und Schule natürlich sehr ernst genommen. In den letzten Tagen hat auch ein Testzentrum an der Aachquelle eröffnet, was die Gemeinde unterstützt hat. Und am 3. Januar gibt es einen Gemeindeimpftag. Eine Verwaltung ist durch Corona permanent gefordert, zum Beispiel für Bescheinigungen, die Prüfung von Quarantänen und ähnliches. Für viele Vereine haben wir Hygienekonzepte gemacht. Und das Rathaus haben wir sehr weitgehend für die Bürger offen gehalten.

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Zuletzt war die Verlegung von Glasfaser in Aach ein großes Thema.

Ab März bis jetzt wurden flächendeckend Glasfaserleitungen in Aach verlegt. So kann man im Prinzip sagen: Ganz Aach ist eine Baustelle. Dabei war es für uns ein Glücksfall, dass das Unternehmen Unsere Grüne Glasfaser, abgekürzt UGG, auf uns zugekommen ist. Ein öffentlich geförderter Ausbau hätte 4,5 Millionen Euro gekostet. Nach den damals geltenden Richtlinien hätten wir nur wenige Fördermittel für zwei kleine Baugebiete bekommen. Das konnte sich die Stadt nicht leisten. Aber es musste etwas passieren, denn wir wurden immer wieder nach der Internetverbindung gefragt – Internet ist eben ein Standortfaktor.

Wie kam es dann zur jetzigen Lösung?

Das lief ein bisschen wie im Film. Ein Mitarbeiter der Unternehmensberatung Ernst und Young hat mich im September 2020 angerufen und flächendeckende Glasfaserversorgung angeboten, ohne dass die Stadt etwas dazugeben müsste. Zuerst waren wir ein bisschen skeptisch, denn das Angebot klang zu gut, um wahr zu sein. Doch es war seriös. Im Dezember 2020 hat der Gemeinderat entschieden und im März 2021 gingen die Bauarbeiten los. Volkertshausen und Mühlhausen-Ehingen haben sich übrigens angeschlossen. Und jetzt haben wir viel frischen Asphalt in der Gemeinde.

Ganz Aach ist eine Baustelle: Kurz vor Weihnachten hat Udo Wiedenhorn in den Außenanlagen in der Ortsmitte Hand und Harke angelegt.
Ganz Aach ist eine Baustelle: Kurz vor Weihnachten hat Udo Wiedenhorn in den Außenanlagen in der Ortsmitte Hand und Harke angelegt. | Bild: Freißmann, Stephan

Wie ist jetzt der Stand?

Etwa die Hälfte der Haushaltsanschlüsse ist schon gebucht und die ersten Glasfaseranschlüsse sind bereits aktiv. Vom Grundsatz her soll es auch ein freies Netz werden, durch das alle Anbieter ihre Signale durchleiten können. Ob die Durchleitungsvereinbarungen aber schon stehen, weiß ich nicht. Hinter UGG stehen die Allianz-Versicherung und der Telefónica-Konzern. Da gab es Vergünstigungen für alle, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt dort auch ihren Vertrag abgeschlossen haben. Zeitlich und finanziell hätte uns nichts Besseres passieren können als das Engagement von UGG.

Im Sommer hat der Mega Event Park mit einer Reihe von Konzerten viel Publikum nach Aach gelockt. Wie wichtig ist das für die Gemeinde?

Das ist natürlich eine riesengroße Bereicherung für Aach. Zum einen hat man im Corona-Sommer nach Gelegenheiten gelechzt, bei denen man Kultur erleben, sich dabei aber gleichzeitig sicher fühlen kann. Das ist beim Konzept mit den Strandkörben, vier Eingängen und viel Abstand gelungen. Und gleichzeitig hat es natürlich viele Menschen nach Aach gelockt und für eine größere Bekanntheit gesorgt. Das ist so ähnlich, wie wenn unsere Radfahrerinnen eine Europameisterschaft gewinnen. Dazu muss man sagen, dass solche Veranstaltungen ja auch von der Gemeinde gewollt sind. Und auch wenn es immer Menschen gibt, die anderer Meinung sind, ist die Stimmung in der Bevölkerung und im Gemeinderat grundsätzlich positiv.

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Wie viele Besucher verkraftet Aach?

Der Umfang und die Veranstaltungszeiten sind durch einen Bebauungsplan geregelt. Anlässe wie das Konzert von Iron Maiden, die 2013 mehr als 20.000 Zuschauer hatten, wird es nicht mehr geben. Das hat die Infrastruktur von Aach überfordert, aber das weiß auch der jetzige Eigentümer Clemens Scherzinger. Wir freuen uns natürlich auch darüber, dass das Gelände grundsätzlich aufgewertet wurde, zum Beispiel durch Baumpflanzungen. Und es sollen wieder Veranstaltungen des Reitsports dort stattfinden, was ja auch der Ursprung des Parks ist.

Mit der Aachquelle hat die Gemeinde auch Reisenden etwas bundesweit Einmaliges zu bieten, inzwischen ist der Charme der Anlage aber etwas altmodisch. Wie sehr zieht diese Quelle noch?

Die Quelle zieht immer noch und sie soll durch einen Info-Point aufgewertet werden, aber wir haben ein schönes Gesamtpaket zu bieten. Dazu gehört ja auch noch der Premiumwanderweg, unsere idyllische Altstadt und demnächst die sanierte Ortsmitte. All das wollen wir aufwerten, und zwar für Reisende wie für unsere Bürger und die Menschen aus der Region. Das soll kein Disneyland werden, sondern authentisch bleiben. Das Tourismuskonzept haben wir übrigens mit einem Bürgerworkshop erstellt. Ein Bestandteil davon wird sein, dass auch elektrische Fahrräder den Radius erhöhen – und für ihre Fahrer wollen wir auch Infrastruktur bieten. Elektrisch unterstützt kann man ja viel weitere Strecken zurücklegen als mit einem herkömmlichen Fahrrad.

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Wie soll es im Tourismus der Gemeinde denn weitergehen?

Das Konzept ist, den Fluss Aach erlebbar zu machen – unter dem Motto Perlenschnur entlang der Aach. Das soll dann in Richtung Volkertshausen gehen. So haben wir Gebäude und denkmalgeschützte Mauern an der Aach abgebrochen und das Ufer renaturiert. Und touristisch interessant sind auch Säge und Mühle. Die wurden mit Wasserkraft betrieben, was im 19. Jahrhundert ein großes Thema war. Deswegen sollen Säge und Mühle auch für die Zukunft gesichert werden. Heute sichern das Wasserkraftwerk und unsere Biogasanlage übrigens, dass die gesamte Stadt Aach bei der Stromerzeugung im Prinzip komplett unabhängig ist. Doch zurück zum Tourismus: Wir arbeiten auch mit dem Verband Donaubergland-Tourismus zusammen, denn die Aachquelle speist sich ja aus Donauwasser. Deswegen soll es demnächst auch einen neuen Infopunkt an der Aachquelle geben. Und ein Hintergrund des Konzepts ist, dass auch die Gastronomie in Aach davon profitieren und erhalten bleiben soll.

Und schließlich noch eine Frage, die typisch ist für ein Interview zur Halbzeit: Im Wahlkampf sagten Sie, über die 2025 anstehende Bürgermeisterwahl wollten Sie sich noch keine Gedanken machen. Hat sich das geändert?

In vier Jahren bin ich 67,5 Jahre alt – ich könnte also noch einmal antreten und schließe das auch nicht aus. Aber ich will mich jetzt noch nicht dazu festlegen lassen, was ich in vier Jahren mache. Zunächst einmal will ich den Wahlauftrag erfüllen und die Ziele, die ich mir für die Gemeinde gesetzt habe, erreichen – und natürlich gesund bleiben.