Durchschnaufen heißt es für die Winterdienste nach den heftigen Schneefällen gegen Ende der vergangenen Woche. Es gilt auch, ein Fazit zu ziehen nach extremen Dauereinsätzen, wie sie schon etwa 15 Jahre nicht mehr geleistet werden mussten. „Solange ich mich erinnern kann, hatten wir noch nie solche massiven Schneefälle“, versichert Helmut Hengstler, der Leiter der Straßenmeisterei Welschingen. Sie ist für die Räumung der Bundes-, Landes- und Kreisstraßen im Hegau außerhalb der Ortschaften zuständig.

„Unsere Fahrzeuge und alle Mann waren rund 24 Stunden unentwegt auf Achse, um dem Schnee Paroli zu bieten und die Straßen einigermaßen frei zu halten. Rund fünf Tonnen Salz waren dabei zum Streuen nötig auf den rund 350 Kilometern Straße, die zu versorgen waren“, so Hengstler. „Während der Einsätze befreiten die Besatzungen auch noch einige Fahrzeuge aus misslichen Situationen und halfen bei Unfällen. Dafür gilt allen Mitarbeitern ein großes Lob“, so Hengstler. Anschließende weitere Einsätze musste die Straßenmeisterei laut Hengstler leisten, um eine gefährliche Glättebildung auf den Straßen zu verhindern.
Laster und Busse blieben liegen
„Der Dauerschneefall über 24 Stunden war außergewöhnlich und brachte die Straßenwärter und die Fahrzeuge an ihre Grenzen“, erläutert Marlene Pellhammer, Pressesprecherin des Landratsamtes Konstanz, in ihrem Fazit über den Großeinsatz der Straßenmeisterei Welschingen. „Probleme bereiteten liegen gebliebene Laster und Busse, hauptsächlich Sattelfahrzeuge mit zum Teil nicht richtiger Bereifung und ohne Schneeketten. Sobald ein Laster die Straße blockiert, kommen die breiten Schneepflüge ebenfalls nicht mehr durch“, schildert sie.

„Der Winterdienst-Einsatz wurde am Donnerstag um 3 Uhr begonnen und am Freitag um 24 Uhr beendet. Er wurde ohne Unterbrechung im Drei-Schicht-Betrieb durchgeführt. Aufgrund des ergiebigen Schneefalls sind wir über unsere gesetzlichen Verpflichtungen hinausgegangen“, so Marlene Pellhammer. Insgesamt seien 64 Kollegen – davon zwölf Fremdunternehmer – auf insgesamt 24 Fahrzeugen im Einsatz gewesen.
Corona wirkt auf Betrieb ein
„Aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation war und ist die Organisation des laufenden Dienstbetriebes eine Herausforderung. Corona-bedingt wurde im letzten Jahr frühzeitig ein fester Schichtbetrieb eingeführt – zum Gesundheitsschutz der Kollegen und um einen personell durchführbaren Betriebsdienst jederzeit sicherzustellen“, erklärt die Pressesprecherin.
„Der Dauereinsatz, die Logistik mit Streusalz-Lieferungen, die Reparatur der Geräte in den eigenen Straßenmeisterei-Werkstätten und die Unfallschäden waren weitere große Herausforderungen der vergangenen Tage. So wie auch die Arbeiten aus dem Winterdienst, verursacht durch Schneebruch, das Freihalten der Parkplätze sowie die Rad- und Fußgängerquerungen“, erläutert sie.
Winterdienstplan wird angepasst
„Die Straßenmeistereien fahren nach einem festgelegten Winterdienstplan, der jährlich an die Gegebenheiten angepasst und mit den Erfahrungen der Mitarbeiter verbessert wird. Neben den motivierten Mitarbeitern sind auch die Fahrzeug- und Geräteausstattung sowie eine ausreichende Streusalzbevorratung für einen erfolgreichen Winterdienst maßgeblich“, sagt Marlene Pellhammer.
„Die meisten Verkehrsteilnehmer verhalten sich der Situation angepasst. Leider gibt es auch uneinsichtige und mit den Verhältnissen völlig überforderte Lastwagenfahrer“, resümiert Marlene Pellhammer.
Bauhöfe überlastet
Einen halben Meter Neuschnee gab es auch in Gottmadingen für die Mitarbeiter des Bauhofs wegzuräumen. „Genauso hoch war die Liste der Beschwerde von Bürgern“, erklärt Bürgermeister Michael Klinger. „Es herrschte eine Situation wie schon 15 Jahre lang nicht mehr. Der Räumdienst kam nicht mehr hinterher. Erst mussten die Durchgangsstraßen vom Schnee befreit werden, um wichtige Verbindungen sicherzustellen, wie für Busse. So war es nicht zu vermeiden, dass kleinere innerörtliche Straßen erst später geräumt werden konnten. Von solchen Anliegern gab es hauptsächlich Beschwerden“, so Klinger. Er zeige dafür kein Verständnis, da eine Gemeinde nicht für solche ganz selten vorkommenden extremen Lagen nötige weitere Fahrzeuge und mehr Personal vorhalten könne. Dies ginge zu Lasten der Steuerzahler.
Bahnkunden schippen Gleise frei
Eine kuriose Situation hatte es am Donnerstag am Gottmadinger Bahnhof gegeben. Aufgrund der großen Schneemengen war es schwierig, für den Zugeinstieg an die Gleise zu gelangen. Weil von Bahnbediensteten niemand abkömmlich war, griffen Bahnfahrer selbst zur Schaufel, um die gröbsten Schneemassen zu beseitigen. Auch am Singener Bahnhof herrschte Schneechaos.