Der Hegau soll vielen Interessen dienen: Freizeit, Landwirtschaft, Umweltschutz und Tourismus. Doch all dies unter einen Hut zu bekommen, ist oft nicht einfach. „Die Zukunft braucht Kompromisse“, bringt es Staatssekretär Andre Baumann (Grüne) vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg auf den Punkt. Beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen des Landschaftserhaltungsverbandes betonte er, wie wichtig es sei, die Interessengruppen an einen Tisch zu bringen.
Im Landschaftserhaltungsverband Konstanz (LEVKN) arbeiten drei unterschiedliche Interessengruppen zusammen, institutionalisiert durch die Drittelparität im Vorstand, nämlich die Vertreter der Kommunen, der Landwirtschaft und des Naturschutzes.

Der gute Ruf, den sich der LEVKN inzwischen erarbeitet hat, zeigt sich auch an der Anwesenheit der Politikprominenz und dass viele Mitglieder, Akteure und Partner, wie Bauern, Forstbedienstete und Vertreter von Naturschutzorganisationen die Gelegenheit nutzten, um diesen inzwischen unverzichtbaren Verband zu feiern. Der Bundestagsabgeordnete Andreas Jung (CDU) sieht den Landschaftserhaltungsverband als wichtigen Garant dafür, dass die Kulturlandschaft erhalten bleibt. Als Transmissionsriemen beschreibt Landrat Zeno Danner den Verband.
Ein Bild, das Verbandsgeschäftsführer Herbster gerne aufgriff. Interessenskonflikte gebe es auch zwischen Mountainbikern, Jägern und Spaziergängern. Auch hier, wie in vielen anderen ähnlich gelagerten Fällen, sei der Transmissionsriemen gefragt, der in alle Ebenen und Bereiche verbunden ist, von der Anzug- bis hin zur Gummistiefelfraktion.
Manchmal braucht es einen Kompromiss
Landtagsabgeordneter Hans-Peter Storz (SPD) kennt die Fälle, die solche Kompromisse erfordern: vom Thema Biber, der den Bauern mit seinen Burgen und Dämmen nicht immer Freude bereitet, bis zum Kormoran, der den Bodenseefischern die Fangmengen reduziert.
Und als ob dies nicht genug wäre, hat Herbster, der zudem Sprecher aller Landschaftserhaltungsverbände in Baden-Württemberg ist, einen neuen Aufgabenbereich seines Verbandes vorgestellt. Im neu angedachten Biotopverbund gehe es darum, kleine lokale Inseln mit seltener Fauna und Flora in genetischen Austausch zu bringen, um die Artenvielfalt dadurch zu erhalten.

Herbsters Stellvertreterin Astrid Kohl führte Interessierte mit Biotopverbundmanager Sven Gebhard in die nahegelegene Kiesgrube „Im steinernen Löw“, wo sich die seltene Mörtelbiene angesiedelt hat.
Landwirte sind wichtige Unterstützer
Wie wichtig die Kooperation ist, kann Herbster an ähnlichen Fällen festmachen. Bei der Erhaltung und Pflege von Feucht- und Naturwiesen seien sowohl Naturschutzbund (Nabu) als auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) wichtige, kompetente Partner des Landschaftserhaltungsverbandes. Aber auch die Landwirte hätten sich als wichtige Unterstützer bewährt, wenn es etwa darum gehe, in den Nasswiesen oder in anderem unwegsamen Gelände mit Spezialtechnik zu arbeiten. „Dabei haben sich die Bauern als große Tüftler erwiesen, um schonend und möglichst schadlos Landschaftspflege zu betreiben„, so Herbster beim Festakt auf Hof Heweneck.
Als besonderes Erlebnis entwickelte es sich für die vielen Gäste, als auf einmal mehrere Pferde – ohne Reiter – durch das weitläufige Hofgelände galoppierten und dann, von Menschenhand nur mit Gesten geleitet, wie selbstverständlich an ihr Ziel, einen nahegelegenen Stall, gelangten. Familie Grömminger betreibt den Hof bei Anselfingen. Er diente als Ambiente, um das zehnjährigen Bestehen des Verbandes angemessen zu feiern. Zum Schluss gab es noch Spezialitäten der beteiligten landwirtschaftlichen Betriebe zu kosten, wie selbst hergestellte Wurstwaren, Gemüse mit verschiedenen selbst gemachte Dips und lokale Getränkespezialitäten.