Warum dürfen eigentlich nur die Tengener beim Bürgerentscheid am 8. März über den geplanten Windpark Brand abstimmen? Und warum nicht auch die Bürger der angrenzenden Nachbargemeinden, die genauso nah oder sogar noch näher an der Anlage wohnen als die Tengener? Diese Frage wurde beim zweiten Infoabend zum Windpark, der im Bürgerhaus Stetten stattfand, gleich mehrmals gestellt. Das wollten nicht nur die Stettener wissen, deren Ort am nächsten an der geplanten Anlage liegt, sondern auch Bürger aus Engen, aus Leipferdingen oder Riedöschingen.

Entscheid nur für die Tengener Bürger

Der Tengener Bürgermeister, Marian Schreier, der neben seinem Engener Amtskollegen, Johannes Moser, sowie mehreren Vertretern der Stadt und der Stadtwerke vor Ort war, fand eine klare Antwort auf die Abstimmungsfrage. Das Grundstück, welches für den Windpark verpachtet werden soll, befinde sich zu einhundert Prozent auf Tengener Gemarkung, daher der Entscheid auch nur für die Tengener Bürger, so Schreier. Das Grundproblem seien die Verwaltungsgrenzen: „Das sind abgegrenzte politische Gebietskörperschaften“, vermittelte Schreier. Gleichzeitig wies er aber auch darauf hin, dass es im etwaigen weiteren Verlauf des Genehmigungsverfahrens Möglichkeiten zur Anhörung der Nachbargemeinden geben werde.

Viele Bürger nutzten die Möglichkeiten, sich beim Infoabend im Bürgerhaus Stetten über die geplante Windkraftanlage „Im ...
Viele Bürger nutzten die Möglichkeiten, sich beim Infoabend im Bürgerhaus Stetten über die geplante Windkraftanlage „Im Brand“ auf Tengener Gemarkung zu informieren. Der Tengener Bürgermeister Marian Schreier stellte das Projekt vor und stand den Anwesenden Rede und Antwort. | Bild: Helene Kerle

Neben der Übermittlung von Zahlen und Fakten zur Anlage versuchten Marian Schreier und Bene Müller von Solarcomplex, die den Windpark projektiert, Vorurteile und Fehlinformationen auszuräumen. So sei die Anlage Verenafohren in Tengen durchaus rentabel, so Schreier. Belastbare Aussagen könnten eigentlich auch erst nach fünf Jahren gemacht werden, gab Müller zu verstehen. Auch bei der immer wieder auftauchenden Frage nach den Subventionen für erneuerbare Energien versuchte Müller, Klarheit zu schaffen. So sei zu jeder Zeit eine bestimmte Art der Energieerzeugung subventioniert worden. Die Preise für erneuerbare Energien seien aber mittlerweile sehr nahe am Börsenpreis-Niveau.

Steigender Bedarf an Strom

Auch Windkraftgegner kamen an diesem Abend zu Wort. Andrea Mettler aus Riedöschingen meinte, dass ein weiterer Ausbau der Windenergie sinnlos sei, solange es keine Speichermöglichkeit gebe. Hierzu meldete sich der Radolfzeller Stadtwerke-Chef, Andreas Reinhardt, zu Wort. Er stellte den Wegfall von Kraftwerken aufgrund des Atomausstiegs dem steigenden Bedarf an Strom gegenüber und verwies auf eine neue Technik, die eine Energiespeicherung durch Elektrolyse in Wasserstoff möglich machen könnte.

Neben Daten und Fakten zum geplanten Windpark Brand in Tengen hatten die Besucher beim Infoabend in Stetten die Möglichkeit – wie ...
Neben Daten und Fakten zum geplanten Windpark Brand in Tengen hatten die Besucher beim Infoabend in Stetten die Möglichkeit – wie hier im Bild Cynthia Mayer aus Stetten – Fragen zu stellen. Links neben ihr ist Moderator Wolfgang Himmel zu sehen, der mit seinem Team professionell durch die Veranstaltung führte. | Bild: Helene Kerle

Nach möglichen gesundheitlichen Auswirkungen fragte Verena Vögele aus Stetten. Bene Müller gab zu verstehen, dass weder durch Verschattung, noch durch die Lärm-Emmissionen Gesundheitsgefahren ausgingen. Michael Mayer sprach wohl für die Mehrheit der Stettener, als er sagte: „Ich habe Angst, dass unser Dorf unter dieser Windkraftanlage leidet.“ Marian Schreier gab zu, dass es sich hierbei um eine Veränderung der Landschaft handelt. Er gab aber auch zu bedenken, dass der Hegau von je her eine Kulturlandschaft ist, die von Menschenhand geprägt wurde. Dennoch solle das Vorhaben sozial verträglich gestaltet werden.

Alternativen werden geprüft

So kam es auch zu Johannes Mosers Vorschlag, auf Engener Gemarkung nach einem geeigneten Standort zu suchen. So könnte das Windrad, das am nächsten an Stetten läge und dort stark in Erscheinung treten würde, womöglich einen anderen Platz finden. „Ich sage ihnen heute zu: Wir werden selbstverständlich die Alternativen prüfen“, versprach Schreier. Der nächste Infoabend: 17. Februar in Tengen.