Wie schön wäre es, wenn stets jemand da wäre, um einen Streit zu schlichten? An der Schule Eigeltingen wird nicht nur Streit geschlichtet, sondern es werden Lösungen für ein gemeinsames Miteinander gefunden und Wertschätzung für den Anderen vermittelt.

Streitschlichter gibt es schon lange an der Eigeltinger Schule. Doch nach der Pandemie waren alle von der Schule abgegangen. Inzwischen haben sich wieder junge Menschen entschlossen, eine Ausbildung zum Streitschlichter zu machen. Diese stehen seit Mitte März in Zweier- bis Dreier-Teams allen an der Schule Eigeltingen zur Seite. Zu ihnen gehören Maurice Sander (14 Jahre, Team 7 blau), Kevin Klinke (14 Jahre, Team 7 rot), Emelie Lehmann (12 Jahre, Team 7 rot) und Flora Dörken (13 Jahre, Team 7 gelb). Die Ausbildung fand im Rahmen des Wahlpflichtfachs Musik, Sport, Kunst (MSK) statt.

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Warum die Jugendlichen das machen

„Ich habe das noch nicht gemacht und dachte es könnte interessant sein, das auszuprobieren“, erklärte Kevin Klinke. „Es macht Spaß zu helfen“, erläuterte Flora Dörken ihren Beweggrund. Ihnen zur Seite stand Schulsozialarbeiter Georg Fleischmann. Er bedauert, dass er die Entwicklung der Streitschlichter nicht weiter verfolgen könne, denn er werde bald eine andere Stelle im Landratsamt antreten. Darum suchen die Eigeltinger auch gerade einen neuen Schulsozialarbeiter.

Die Ausbildung selbst sei gar nicht so schwer gewesen, blickte Maurice Sander zurück. Kevin Klinke hat es sogar Spaß gemacht, etwas Neues zu lernen. „Die beiden sind ein Team und ergänzen sich durch ihre unterschiedliche Art und Erfahrungen bestens“, so Georg Fleischmann.

Rollenspiele und Fallbeispiele zur Vorbereitung

„Als Team als Streitschlichter zu arbeiten ist gut, wir können uns manchmal sogar nur durch Blickkontakt verständigen“, berichtet Flora Dörken. In Rollenspielen haben sie für ihren Einsatz geübt. Erst mit allgemeinen Fallbeispielen und dann mit Konflikten, von denen ihnen die Lehrer berichteten.

Emelie Lehmann fühlt sich gut ausgebildet: „Wir haben in der Ausbildung eine Art Spickzettel erarbeitet, den ich stets bei mir habe.“ Zudem können sich die Streitschlichter bei ihren Treffen Tipps geben, wie sie Situationen gelöst haben.

„Wir haben die Hoffnung, dass die Streitschlichter auch in ihren Klassen Fürsprecher für soziales Miteinander sind“, blickt Georg Fleischmann in die Zukunft. Flora Dörken ist sich sicher: „Unsere Ausbildung zum Streitschlichter können wir sicher auch bei Familie, Freunden und später im Beruf gut nutzen.“

Neue Streitschlichter an der Schule Eigeltingen. 17 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 7 erhielten von Bürgermeister Alois ...
Neue Streitschlichter an der Schule Eigeltingen. 17 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 7 erhielten von Bürgermeister Alois Fritschi ihre offiziellen Urkunden als Streitschlichter. Vorangegangen war eine intensive Ausbildung in 30 Unterrichtsstunden. | Bild: Schule

Die Streitschlichter sind neutral

„Ich habe schon Übung mit meinen vier Geschwistern“, glaubt Kevin Klinke. Wo er früher aber nur einen Schlussstrich unter den aktuellen Konflikt gezogen habe, könne er heute mit den Beteiligten gemeinsam eine Lösung suchen. Emelie Lehmann ergänzt: „Wie sind für beide Parteien da, sind neutral. Wir sprechen keine Strafen aus, sondern versuchen Verständnis für den anderen zu vermitteln und gemeinsam eine Lösung zu finden.“

Konkret könnte das so aussehen: Ein Lehrer empfiehlt Schülern im Konfliktfall einen Besuch bei den Streitschlichtern. Dann geben diese dem Gespräch eine Struktur, bestimmen die Redezeit und danach darf jeder seine Sicht erzählen, ohne dass er unterbrochen wird. Dann schreiben beide auf, was sie sich vom anderen wünschen und was sie bereit sind zu tun. Eine Lösung könnte schon sein, dass sich beide das Gleiche wünschen. Falls der Streit nicht gelöst werden kann, kommen die Lehrer oder Schulsozialarbeiter ins Spiel.

Noch ist Georg Fleischmann Schulsozialarbeiter in Eigeltingen. Bald wechselt er ins Landratsamt.
Noch ist Georg Fleischmann Schulsozialarbeiter in Eigeltingen. Bald wechselt er ins Landratsamt. | Bild: Susanne Schön

Konflikte ohne viel Emotionen gleich lösen

„Es geht vor allem darum, Verständnis für einander zu schaffen“, betont Georg Fleischmann. Zudem seien kleinere Konfliktfelder „super Lernfelder“ für die Jugendlichen. Und aus seiner Erfahrung bekäme man als Streitschlichter viel zurück. „Wir hoffen zudem, dass die jungen Menschen ihre Konfliktkompetenz in die Onlinewelt tragen.“ Gleichzeitig weist er daraufhin, dass die Streitschlichter auch ihre Grenzen haben. Kleine Konflikte ohne viel Emotionen gleich zu lösen, bevor Groll entstehe, sei die Stärke der Streitschlichter. Somit lasse sich vielleicht Mobbing verhindern, zum Beispiel auch präventiv durch Übungen und Workshops in den Klassen.

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