Susanne Schön

Die Blumen des Bösen? – so lautet, mit Anklang an das epochemachende Lyrik-Werk von Charles Baudelaire, der Titel eines Stücks von und mit Simon Weiland. Mit Fragezeichen. Das ist wichtig, denn er tauchte auch mit dem Eigeltinger Publikum tief in die Welt von Märchen, Sprache und Gesellschaftskritik ein. Da galt es genau hinzuhören, denn, schwupps, war Simon Weiland eine Weggabelung in der Geschichte weiter. Und da sein Rotkäppchen durchaus eine ungewöhnliche Sicht bot, galt es aufzupassen.

Manchmal war die angekündigte Traumreise in die Tiefen der Sprache und der Psyche ein Alptraum. Denn auch im Blumencafé, in dem Weiland seine Wortblumen pflückte, wurden dunkle Seiten aufgedeckt. Beeindruckt hat er das Publikum nicht nur durch seine Sprachjonglage, sondern ebenso durch sein intensives Schauspiel, seine vielfältige Mimik und die überraschende Stimmakrobatik, die durch eigene Begleitung an der Gitarre um Gesangskunst bereichert wurde.

Wortspiele wie "sei auf der Hut vor Behütung" oder die Frage, ob Rotkäppchen unter die Haube kommt oder eine Tarnkappe braucht, hielten die Gehirne der Zuhörer auf Trab. Ist der krumme Rücken, den man durchs Ducken bekommt, der Haken, der das jüngste Kind zum Nesthäkchen macht? Noch ein Beispiel: "Rotkäppchen wollte nicht auf der Heide bleiben – keine Heidin sein", dies war nur eine Verknüpfung des Märchens mit dem christlichen Glauben. Beinahe faustisch zog Simon Weiland durch Religion, Philosophie und die gesellschaftlichen Errungenschaften der modernen Zivilisation.

"Ich habe selten eine so dichte Atmosphäre", freute sich der Künstler nach dem Auftritt. Gerne nutzten die Besucher die Gelegenheit, sich mit ihm auszutauschen. Der Künstler ist im realen Leben übrigens Lehrer und hat möglicherweise nicht immer ein so aufmerksames Publikum. Mandy Schaale, Besitzerin des Blumencafés, dankte ihm mit einer Blume für die wunderbare Stunde. Am nächsten Donnerstag, 4. Oktober, tritt Matthias Liebscher mit seinem Kristallklang dort auf.

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