Susanne Schön

Das Musiktheater von Simon Weiland ist keine leichte Kost, auch wenn sie wie im Blumencafé serviert wird. Vor rund einem Jahr durchstreifte er als Rotkäppchen das Blumencafé, nun gab das Märchen von Hänsel und Gretel einen Rahmen für Schauspiel und Gesang. Auch dieses Mal zog er sein Publikum in den Bann, obwohl er kein aufwendiges Bühnenbild, Orchester oder Requisite bot. Alleine die Vielfalt seiner Stimme, Mimik und Gestik faszinierte schon. 

Denn es ist einzigartig wie Simon Weiland Märchen – in diesem Fall Hänsel und Gretel – mit Volksliedern wie Hänschen klein sowie mit ungewöhnlichen philosophischen und gesellschaftskritischen Schlussfolgerungen verbindet. Da war nun also das kleine Hänschen, das in die Welt zog. Jedes Mal, wenn er zurückkommt, schlägt die Mutter die Hände über dem Kopf zusammen, denn ein Hans ist er noch lange nicht. Statt eigene Brotkrumen zu streuen, die ihn heimbringen, genießt er vorgekauten Kuchen. Statt harter Fakten süße Kost.

Doch wurde bei Simon Weiland auch die böse Stiefmutter zur Mutter Natur, die anregt, eigene Erfahrungen zu machen statt digitaler. Sich zu bewegen, statt immer fetter zu werden. Und ganz unerwartet wird Gretel zur Heldin, weil sie auf ihre innere Stimme hört und handelt. Sie lässt sich nicht einsperren und mästen – von digitaler Kost und medialer Bemutterung.

Wenn Simon Weiland in Sprache schwelgt, mit ihr jongliert – ist das kein Spiel. Dann werden dem Zuhörer verblüffende Zusammenhänge klar. Wird, wer die Nase in Bücher steckt, an der Nase herumgeführt? Oder wird ihm etwas auf die Nase gebunden? Überall gibt es Experten, die die Weisheit mit Löffeln gefressen haben. Vermitteln sie nur medialen Einheitsbrei? Werde ich verkohlt oder ist es ein brennendes Feuer im Innern? Kann man Fett abschöpfen, ohne sein Fett abzubekommen? Macht Einsicht den Kohl fett? Mit diesen Fragen und noch vielen mehr entließ Simon Weiland sein Publikum aus dem Pfefferkuchenhaus ins Leben.

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